Stolz

Ich bin stolz auf mich. Auch meine Freunde sind stolz auf mich. Mit meiner Familie andererseits ist das so eine Sache. 33 Jahre lang, hab ich alles versucht, dass meine Familie einen Grund hat, auf mich stolz sein. Doch ab sofort ist es mir egal. Es reicht mir. Echt. Wenn man auf jemanden stolz ist, ist das ein Zeichen, dass man die Leistung des anderen anerkennt. Zumindest sehe ich das so. Wenn ich etwas Besonderes leiste und niemand sagt mir, dass er stolz auf mich ist, hab ich das Gefühl, dass meine Leistung einfach nicht wahr genommen wird. Meine Familie steht nicht so auf loben. Entweder wird alles was ich tue als selbstverständlich wahr genommen, oder es ist einfach nicht genug. Ehrlich gesagt, wundert es mich nicht, dass ich mich lange Zeit wertlos gefühlt habe, es wurde von meiner Familie auch lange Zeit nichts anerkannt, was ich geleistet habe.

Großeltern: Für die war nie etwas genug. Sobald ich ein Ziel erreicht habe, wurde das nächste einfach, kommentarlos, ein Stück höher gesetzt. Es wurde nie über das erreichte gesprochen. Wenn ich eine Hürde genommen habe, dann nur weil sie offensichtlich nicht hoch genug war. Im Gegenteil, wenn ich wieder mal eine Hürde genommen habe, erntete ich dann so Meldungen wie „Na Gott sei Dank, verhungern wirst wahrscheinlich nicht.“ Ich wurde immer als Vollidiot angesehen, jede Leistung meinerseits war in ihren Augen, wahrscheinlich purer Zufall. Heute verdiene ich netto mehr, als beide miteinander Pension haben. Genug ist es natürlich trotzdem nicht, weil ich hab weder einen reichen Mann, noch 5 Kinder. Wahrscheinlich glauben sie immer noch, dass ich früher oder später auf der Straße lande, aber das ist mir egal, wenn sie nicht fähig sind, mir zuzuhören, sollen sie es lassen.

Mutter: Bei meiner Mutter andererseits, war alles immer selbstverständlich. Ich werd nie ihre Reaktion vergessen, als ich sie angerufen habe, um ihr mitzuteilen, dass ich die Matura geschafft habe. „Ja, und? War ja eh klar!“ Vom Tonfall her, klang sie ein wenig verärgert, als würde ich sie bei irgendetwas stören. Mittlerweile zwinge ich sie, meine Leistungen anzuerkennen. Ich erzähl ihr einfach so oft davon, bis ihr ein paar anerkennende Worte über die Lippen kommen. Wobei bei ihr hatte ich schon immer das Gefühl, dass sie stolz auf mich ist, aber etwas glauben und etwas gesagt bekommen, ist halt noch mal ein Unterschied.

Vater: Der ist im Moment echt der Beste. Er lobt mit Einschränkung. So nach dem Motto „Super, aber a bissi mehr wär schon noch gegangen….“ Und er merkt noch nicht mal was er da tut. Das beste Beispiel hat er vorige Woche geliefert. Ich geh ja seit neuestem wandern, und es macht auch irre viel Spaß. Nur geh ich es langsam an. Ich war lange Zeit relativ faul und hab wenig Kondition und so will ich es mit dem wandern ruhig angehen, weil wenn ich es übertreibe, vergeht mir die Lust und geh ich gar nicht mehr. Also hab ich mit 2 Stunden begonnen und beim 2. Mal waren es dann schon 3 ¼ Stunden. Zwar gings großteils bergab, aber immerhin über 3 Stunden Bewegung. Mann war ich stolz auch mich und vor allem auf meine Füße! Als ich ihm freudestrahlend davon erzählt habe, meinte er nur „Na runter. Pfah. Du musst den Berg rauf gehen!“ Und das von einem Mann der zum Rummotzen anfängt, wenn er keinen Parkplatz direkt vor der Haustür bekommt.

Tja, soviel zu meiner Familie. Aber wisst ihr was. Mir ist das jetzt egal. Ich bin stolz auf mich. Soll meine Familie sagen was sie will, oder soll sie auch nix sagen. Für mich ist das Thema Anerkennung von der Familie durch. Wenn ich sie bekomme freu ich mich, doch darum bemühen werd ich mich nicht mehr.

© Libellchen, 2011

2 Kommentare zu “Stolz

  1. Diese Haltung ist der beste Weg um festzustellen woran du Spaß hast.
    Das Ziel im Leben ist für mich nicht Anerkennung einzusammeln, sondern zu leben und daran Spaß zu haben. Dabei kann es geschehen, dass kein Mensch versteht was ich tue und es schon garnicht anerkennen kann.
    Wenn ich glücklich bin, mit dem was ich tue, ist es ganz sicher richtig.
    Anerkennung brauchten wir vielleicht als Kinder, heute wissen wir selber am besten, wenn wir unser Bestes geben, für UNS.
    Grüsslies

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