Allein sein

Stell dir vor, du haderst jahrzehntelang mit deiner Kindheit. Mit deinem Start in das Leben. Und dann kommt „die größte Krise seit dem zweiten Weltkrieg“ – O-Ton unsere Regierung und du sitzt zu Hause, alleine, isoliert von der Aussenwelt und denkst dir nur „Krise? Was ist das Problem?“

Also ich weiß schon was das Problem ist. Mit Virus, Gesundheitssystem, Krankenbetten, wirtschaftliche Auswirkungen, etc. Aber das war ja anfangs nicht das Hauptproblem der Leute. Das Hauptproblem war „Bleibt zu Hause!“ Alles andere kam erst danach.

Also saß ich zu Hause und tat was ich halt sonst auch tue wenn ich zu Hause bin. Nicht weniger und nur geringfügig mehr – Ablage!

Nach zwei Wochen fast nur alleine mit mir zu Hause kann ich sagen „Mir fehlt nix!“. Ich komme super gut mit mir klar! – Das Problem mich nicht zu mögen bin ich nach der Trennung vom süßen Typen angegangen. Ich kann mich ausgezeichnet mit mir selber beschäftigen – das habe ich schon als Kleinkind gelernt! Meine Erziehung, plus alle Enttäuschungen danach haben mich offenbar für jetzt vorbereitet. Wo alle Probleme haben, bin ich total entspannt.

Meine Mitbewohner – weil nicht existent – nerven mich nicht. Ich habe keinen Arschloch-Typen irgendwo sitzen den ich vermisse. Mir wird mit mir alleine schon seit Jahrzehnten nicht mehr fad. Letztens sagte ich zu Aretha „Es gab Zeiten da war ich auch wochenlang alleine und niemand hat es interessiert!“ Eigentlich habe ich zur Zeit sogar MEHR soziale Kontakte als sonst. Weil einfach meine sozialen Kontakte Redebedarf haben! Und so schreibe, telefoniere und skype ich den halben Tag.

Mir ist schon klar, dass das bei vielen derzeit anders aussieht. Ich hoffe nur dass die Menschen die jetzt ein Problem mit ihrem unmittelbaren Umfeld haben, darüber nachdenken was sie stört und ihr Leben nach der Krise entsprechend anpassen!

Ich stelle mir das schon heftig vor wenn man plötzlich die eigenen Kinder den ganzen Tag an der Backe hat und dazu noch einen Partner den man eigentlich gar nicht riechen kann! Also ich stelle es mir heftig vor ein Leben zu leben, dass offenbar so gar nicht ihren Vorstellungen entspricht! Natürlich braucht es dafür eine Krise dass die Leute aufwachen. War bei mir auch nicht anders. Aber meine Krise war persönlich. Die jetzt, trifft enorm viele Leute und ich bin echt gespannt wie wir daraus hervor gehen!?

©libellchen, 2020

Ein Kommentar zu “Allein sein

  1. Kann ich absolut nachvollziehen. Abgesehen vielleicht von etwas Zuneigung würde mir, wenn ich allein wäre, rein gar nichts fehlen. Ich habe so viele Dinge, die ich gerne tun möchte… da käme mir Corona gerade recht. So böse es klingt, ich freue mich auch schon auf die Zeit, wenn die Kinder ausser Haus sind und ich mein Leben wieder für mich habe… 🙂

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