….kann es ja nur mehr besser werden, dachte die Seele und verdrückte noch ein Tränchen. Sie hasste ihren Geburtstag! Seit Jahrzehnten schafften es die Menschen sie an jenem Tag zu enttäuschen. In den letzten Jahren hat die Seele einiges gelernt, unter anderem, dass eine Enttäuschung einfach ein Ende einer Täuschung bedeutet. Und das passte diesmal perfekt! So viele Türen hatte sie schon geschlossen um nicht mehr enttäuscht zu werden, doch ein paar waren noch offen geblieben und von dieser Seite hatte sie keine Täuschungen erwartet – wie naiv war sie bloß noch immer?!
Was sollte sie bloß davon halten, dass sie gerade die Gesellschaft von Darla, ihrer, an ihrem Geburtstag vorgezogen hatte? Und wieso hatte sie ihr nichts davon erzählt? Im Gegenteil sie hatte es so dargestellt, als würde sie mit ihrem Freund essen gehen. Sie hatte sogar erwähnt, dass sie alleine dasitzen würde, wenn er tatsächlich zu krank sei! Von wegen alleine! Sie hatte sich mit Darla getroffen und hatte die Seele mal wieder an ihrem Geburtstag alleine gelassen. Okay, sie hatte einen Kurzbesuch eingeschoben, über den sich die Seele auch gefreut hatte, doch sie hätte sich auch gefreut, wenn sie mal nicht alleine rüberrutschen hätte müssen!
War es wirklich zu viel von den Menschen verlangt, dass sie an einem Tag im Jahr, für sie da waren? Offensichtlich! So viele Bestätigungen hatte sie im Laufe ihres Lebens schon bekommen, doch die Hoffnung hatte sie noch immer nicht aufgegeben. So viele Freunde hatten schon im Laufe ihres Lebens eine fette Party ihrer Gesellschaft zu Silvester vorgezogen! Wieso hatte sie auch bloß an diesem dämlichen Tag Geburtstag! Oder hatte sie bloß nur nie Menschen in ihrem Leben gehabt, denen sie wichtig genug gewesen war, dass sie mit ihr ihren Geburtstag verbringen wollten? Wollte sie zu viel? Oder war sie den Menschen in ihrem Leben einfach egal?
Gut sie hätte in die eine oder andere Richtung 70 Kilometer zu einem ihrem Elternteile fahren können, doch wenn sie an ihrem Geburtstag etwas NICHT wollte, dann durch die Gegend fahren! Doch ein leckeres Essen in Wien mit ihrer Freundin hätte sie sofort genommen. Doch sie war ja nicht gefragt worden. Und so war nun doch das eingetreten dass sie schon vor 8 Jahren befürchtet hatte und was sie damals zögern lies. Sie hatte keine neue Freundin mehr gewollt. So viele Frauen, hatten ihr schon zu wehgetan. Also hatte sie die ausgestreckte Hand nach dem Ende des Ex nicht genommen. Sie hatte gezögert. Und da hatte sie ihr versprochen „Ich verspreche dir, ich werde dir nicht weh tun!“ Nun, 8 Jahre hatte sie Wort gehalten. Doch jetzt flossen die Tränen weil es wehtat! Die Seele fühlte sich verraten. Hintergangen. Getäuscht.
Was sollte sie jetzt tun? Die Tränen würden bald versiegen. Zu viele Enttäuschungen hatte sie schon erlebt. Sie hatte gelernt damit umzugehen. Doch was dann? Sollte sie wieder mauern? Sich wieder abschotten? Die letzte Freundin verlieren? Oder sollte sie verzeihen und darauf warten, dass es sich wiederholte? Die Seele wusste es noch nicht. Doch gleich musste sie auch nicht entscheiden. Zuerst wollten noch ein paar Tränchen raus. Wie fast jedes Jahr an Neujahr….
© Libellchen, 2015