Geburtstag

Die kleine Seele mochte den Tag nicht. Der Tag wo ihre Geburt gefeiert wurde. Naja, die meisten feierten eine andere Geburt. Gut, das war nicht weiter schlimm, doch wer feierte eigentlich ihre? Sie hatte über die Jahre gelernt damit umzugehen, dass immer wieder Freunde oder besser gesagt Bekannte auf sie vergessen hatten. Kein Anruf, keine SMS, gar nix. Dabei war er so leicht zu merken. Weihnachten. Heiliger Abend. Jedes Jahr wieder der 24. 12.

Am 24. 12. 2009 schaffte sie einen neuen Tiefpunkt:

Sie war traurig. Ihr süßer Typ hatte sich seit Wochen nicht gemeldet und seit 3 Monaten hatten sie sich nicht gesehen. Hatte er doch nur Sex gewollt? Sie wusste es nicht. Sie wusste gar nichts mehr. Sie war traurig und depressiv und sie hatte auch noch Geburtstag.

Was war dass, er rief sie an! Die kleine Seele freute sich, wenn sie jetzt abhob, würde sie seine Stimme hören. Er hatte an sie gedacht! Ach wie schön. „Hallo, wie geht es dir?“ Die kleine Seele fröstelte. „Wünsch dir schöne Weihnachten! Was hast du heute noch so vor?“ Es war so schön, dass er an sie dachte. Sie plauderten eine Weile. Doch was war das, er will das Gespräch beenden? Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Hat er auf ihren Geburtstag vergessen? ER, die Liebe ihres Lebens, hatte auf ihren Geburtstag vergessen?

„Ähm, warum hast du eigentlich angerufen“ fragte die kleine Seele ganz vorsichtig nach. „Wollte dir nur frohe Weihnachten wünschen und eine guten Rutsch!“ Sie konnte hören wie er lächelte, er hatte es echt vergessen. „Bist du sicher, dass du nicht noch was wolltest“ flüsterte die kleine Seele.

Pause

„Oh, ich bin ein Idiot! Es tut mir ja so leid. Alles Gute zum Geburtstag natürlich!“ Doch es war zu spät. Er hatte auf sie vergessen. Die Nähe die sie mal teilten, alles zu Ende. Keine Verbindung ohne Worte mehr zwischen ihnen, gar nix. Von den großen Gefühlen ist nichts übrig geblieben. Sie spielte keine Rolle mehr in seinem Leben. Sie beendete das Gespräch und brach zusammen.

Auf dem Fußboden in ihrer Küche. Sie heulte. Aus. Vorbei. Alles nur Illusion. Es waren keine Gespräche mit ihrem Verstand mehr notwendig. Das konnte sie nur persönlich nehmen. Sie war monatelang tapfer gewesen. Hatte versucht keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Nur weil er sich nicht meldete, hatte er sie nicht vergessen.

Das war vorbei. Er hatte sie vergessen. Nicht das Libellchen, dass hatte er ja angerufen. Aber auf sie die kleine Seele hatte er vergessen. Die kleine Seele die sich wünschte, dass er sie vermisste. Dass er sich nach ihr sehnte. Dass sie wichtig genug für ihn war um sich zu merken, dass sie an Weichnachten Geburtstag hat. Am heiligen Abend, der jedes Jahr auf den 24. 12. fiel. Es ging nicht darum dass er sich ein Datum merken sollte wie den 25. März oder der 11. August. Nein! Libellchen hat am heiligen Abend Geburtstag. Diese 6 Worte hätte er sich 364 Tage merken sollen. Noch viel einfacher ging es einfach nicht mehr.

Sie lagen auf dem Fußboden in ihrer Küche und heulte. Stundenlang, bis sie keine Tränen mehr hatte. Toller Geburtstag, tolles Weihnachten. Das 9. Weihnachten alleine und sie war so tief gefallen, wie noch nie zuvor.

© Libellchen, 2011