Verzweiflung

Der Körper war krank, das Herz weinte, der Verstand war verstummt und die kleine Seele starrte ins Leere. Sie hatte keinen Tränen mehr und keine Kraft. Sie war tief gefallen und ganz brutal aufgeschlagen. Das ging so weit, dass der Körper die Grippe bekommen hatte. Somit musste sie zumindest nicht morgens aufstehen.

Sie lag vor dem Fernseher und vegetierte dahin. Alle Freude war aus ihrem Leben verschwunden. Doch was war das? Der Fernseher, er hatte auf einmal Streifen und ging aus. Was war denn jetzt los? Sie versuchte irgendwas zu retten, doch keine Chance. Der Fernseher war tot. Mist.

Na dann machen wir halt ein Spielchen. Der Körper holt den Laptop und was? Wieso fährt das Ding den nicht hoch. Was sollte das den jetzt? Hat sich den jetzt auch noch die Technik gegen sie verschworen. Sie wollte doch nur weiter dahin vegetieren. Dann werd ich halt schlafen gehen. Aber vorher noch ab in die Dusche.

Es reicht, echt. Fernseher tot, Laptop hinüber und jetzt ist auch noch ihr Duschkopf abgebrochen.

„Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr“ die kleine Seele war verzweifelt. Ihr fehlte die Kraft, aufzustehen und raus zugehen. Sie wollte doch nur von ihm in den Arm genommen werden. Doch er war nicht da, tat  ihr nicht den Gefallen. Niemand war da. Und da fing sie wieder an zu weinen. Seit einem halben Jahr hatte sie das Glück verlassen und seit dem fühlte sie sich mies. Sie hatte lange Zeit funktioniert, doch das konnte sie jetzt auch nicht mehr. Jetzt war auch noch die letzte Kraft aufgebraucht.

Und da rief er an. Genau jetzt, wo sie am Ende war. Sollte sie mit ihm reden? Warum nicht, schlimmer konnte es nicht mehr werden. „Hallo! Ich hatte das Gefühl ich sollte dich anrufen. Alles in Ordnung bei dir?“. Die kleine Seele hörte die Anteilnahme in seiner Stimme und sie fing an unkontrolliert zu weinen. „Nein, nix ist in Ordnung. Ich bin krank und alles gibt den Geist auf. Ich hab aber keine Kraft, irgend etwas zu tun. Mein bester Freund, hat mich vor einem halben Jahr einfach abgehakt, verdrängt, vergessen. Und jetzt kann ich einfach nicht mehr.“

„Ich hab dich nicht vergessen“ flüsterte er. „Ich werde dich nie vergessen. Weder in diesem noch in einem anderen Leben.“ „Das hilft mir aber nix. Davon hab ich nix, wenn ich einsam zu Hause sitze und nichts habe, woran ich mich in diesem Leben erfreuen könnte, und alles womit ich mich abgelenkt habe, den Geist aufgibt.“ „Dagegen kann man ja vielleicht was tun, was ist denn kaputt?“ fragte er. Sie erzählte es ihm und beruhigte sich ein wenig dabei. „Aber dass sind ja alles Sachen, die man sich wieder kaufen kann“ meinte er. „Ich habe nicht mal genug Kraft, mir meine Schuhe anzuziehen, und da soll ich einen Einkaufsbummel machen?“ entgegnete die kleine Seele.

Wieso erzählte sie ihm das? Er war der Grund, dass es ihr so mies ging! Doch sie konnte nicht anders. Er war in den letzten 2 Jahren so wichtig für sie geworden. Sie konnte ihn nicht einfach hassen und aus ihrer Höhle aussperren. Sie liebte ihn immer noch. Mist.

Er versuchte noch, sie ein wenig aufzumuntern, doch er merkte bald, dass er keine Chance hatte. Also beendete er das Gespräch mit den Worten „Alles wird wieder gut“. Na aber sicher doch. Die kleine Seele glaubte nicht daran.

3 Stunden später läutete es an ihrer Tür. Oh nein, bitte keinen Besuch. Was sollte sie in ihrem Zustand mit Besuch anfangen. Sie blickte durch den Spion. Und da stand ER. Vor ihrer Haustür. Wie in Trance öffnete sie. Sie wusste dass sie furchtbar aussah, aber das war egal. Er wollte ja eh nichts mehr von ihr.

„Ich hab einen neuen Duschkopf und einen Fernseher mitgebracht.“ Die kleine Seele starrte ihn an. War das sein ernst? Er hat einen Duschkopf gekauft und eine Fernseher und war 50 km gefahren um ihr die Sachen vorbei zu bringen?

Er montierte den neuen Duschkopf, schloss den neuen Fernseher an, trank einen Kaffee mit ihr, versprach sich bald wieder zu melden und war nach einer knappen dreiviertel Stunde wieder weg.

Die kleine Seele saß vor ihrem neuen Fernseher und verstand gar nix mehr. Doch warum auch immer, sie merkte dass sie sich ein ganz klein wenig besser fühlte.

© Libellchen, 2011

2 Kommentare zu “Verzweiflung

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