Erinnerungen

Schön langsam habe ich echt viele Erinnerungen angesammelt. Ein paar davon kommen immer wieder hoch. Wenn ich in meine alte Heimat fahre und ich den Ort sehe, steigen genauso Erinnerungen hoch, wie wenn ich bestimmte Lieder höre. Mit vielen Songs verbinde ich ein gewisses Gefühl. Und genau diese Gefühle möchte ich festhalten. Nicht chronologisch, sondern so wie sie mir einfallen.

Anfangen möchte ich mit einer heilen Welt. Eigentlich stehe ich ja nicht so auf Pferde, aber dem kleinen Libellchen gefielen die Immenhof-Filme trotzdem ausgezeichnet gut. Da war die Welt noch in Ordnung. Die hübschen Mädels mit ihren Pferden, die zusammenhalten und alles tun um ihr Gestüt zu retten. Natürlich kam auch die ganz unschuldige Romantik nicht zu kurz.

Für mich waren die Filme eine Art Zuflucht. Dort waren viele Kinder, die im Freien spielten. Gemeinsam was Erlebten. Ich saß in unserer kleinen Wohnung auf der Couch und wünschte mir, dort sein zu können. Natürlich konnte ich das nicht. Neben mir saß mein Opa vertieft in seine Arbeit und Omi arbeitete in der Küche. Das war meine Welt. Tagein, tagaus. Am Immenhof war immer was los. Dort gab es Action.
So sehr mir die Filme auch gefielen, damals bekam ich das erste Mal das Gefühl, dass meine heile Welt in der ich lebte zwar nett und behaglich, aber auch sehr fad war!

Damals begann ich darüber nachzudenken ob ich eigentlich glücklich war. Warum? Weil die Mädels am Bildschirm so schön strahlten und ich in mir diese Lebensfreude irgendwie nicht finden konnte. Keine Ahnung wie alt ich damals war. 10 oder 11 Jahre werde ich schon gewesen sein. Ich hatte schon die ersten Erfahrungen hinter mir. In der Schule war ich nicht sehr beliebt, weil ich der Liebling der Lehrerin war – Kunststück als kleines Streberlein! Ich hatte keine Freunde und durfte nicht mit anderen Kindern spielen.

Ausnahmen waren nur die verwandten Kinder. Die akzeptierten mich netterweise mit meiner ganzen sozialen Inkompetenz. Ich war nicht wie andere Kinder. Und schon gar nicht so selbstbewusst wie die Immenhof-Kinder. Egal ob die Kinder vom Immenhof oder die Kinder in meiner Verwandtschaft, alle taten einfach wonach ihnen war. Sie nahmen sich etwas zu trinken wenn sie Durst hatten, sie sprangen in den Pool wenn ihnen danach war, sie tobten herum wie es ihnen gefiel. Ich traute mich das nie. Wenn ich Durst hatte ertrug ich ihn bis mir ein Erwachsener etwas anbot, wenn ich in den Pool wollte, wartete ich darauf bis mich jemand dazu ermutigte.

Ich war das genaue Gegenteil von den Immenhof-Kindern. Und jedes Mal wenn ich die Filme sah, wünschte ich mir, es wäre nicht so!

© Libellchen, 2016

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