Manchmal muss ich aufpassen, dass ich nicht zu viel von meiner Umgebung aufnehme. Sich drücken zum Beispiel. Mein Kollege schraubt sich ja immer wo es nur geht und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mir da zu viel von ihm angeeignet habe.
Am Donnerstag zum Beispiel war das Assessment angesetzt. Und bescherte mir eine schlaflose Nacht zuvor. Ich lief unrund. Vor allem weil ich nicht wusste, ob ich wirklich hingehen will. Ich habe einfach kein gutes Gefühl dabei. Drei Stunden Testung, dann noch die technische Herausforderung und dann auch noch das Bauchgefühl. Das aber auch von den schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit herrühren kann.
Und ich überlegte ernsthaft krank zu werden. Also zumindest offiziell. Ich wollte mich drücken. Wie es mein Kollege auch gemacht hätte….
In der Früh im Bett überlegte ich auch noch. Soll ich eine Krankheit vorschieben? Zu Hause bleiben und hoffen, dass eine Verschiebung das Problem aus der Welt schafft?
Während ich noch nachdachte, ging ich mal auf die Toilette, duschen und putzte meine Zähne. Ich drehte mal das Handy auf, denn für eine Krankmeldung brauche ich es online. Doch dann beschloss ich, nicht krank zu feiern. Ich würde ins Büro fahren und dort eine Entscheidung treffen. Durchziehen oder absagen….
Dort angekommen war nix los. Mein Kollege ist immer noch krank. Mrs. Wichtig war beim Arzt und meine Freundin S. arbeitet nur bis Mittwoch. Blieb also nur mein Chef als jemand mit dem ich mich austauschen könnte. Was ich dann auch tat. Ich ersuchte um Rat und bekam ihn auch. Er meinte, ich solle es durchziehen. Die Abteilung hätte sich vorbereitet und kurzfristig absagen kommt nicht gut. Ich solle versuchen das technische Problem zu lösen und wenn es nicht ginge, dann halt nicht. Liegt ja nicht an mir. Ob der Kollege – den ich dafür brauche – im Dienst ist, konnte er mir auch nicht sagen. Er meinte auch absagen käme nicht gut, da dies nur meinem Ruf schädigen würde, was ich nicht notwendig habe. Hatte er nicht ganz unrecht. Und vor allem widerspricht es eigentlich meiner Persönlichkeit. Normalerweise ziehe ich Dinge durch.
Ich hatte einfach kalte Füße bekommen und ja ich war auch ein wenig genervt von der ganzen Situation. Doch kneifen ist nicht. Also beschloss ich es durchzuziehen. Ich rief den Kollegen an, der das technische Problem lösen kann, der hob allerdings nicht ab.
Und 15 Minuten später rief mich der Abteilungsleiter von dem Job für den ich mich beworben hatte an und verschob den Termin….. Er müsse zu einem Termin und derjenige der sich um die Technik bei ihnen kümmert, ist erst nächste Woche Dienstag wieder im Büro. Ich machte das Assessement am Donnerstag also nicht und an mir lag es nicht! Ich war da und bereit sich meinen Bewerbungs-Dämonen zu stellen! Mir treu bleiben hat sich also ausgezahlt. Ich hoffe nur ich merke mir das für die Zukunft!
© Libellchen, 2019