Ein Thema dass mich schon seit ca. einem Jahr intensiv beschäftigt und unbewusst schon ein paar Jahrzehnte.
Meine Großeltern gingen immer auf Nummer sicher. In der Firma wo man zu arbeiten anfängt, geht man in Pension. Die Automarke hat sich im Laufe der Jahrzehnte nicht geändert. Gewohnte Wege geht man gerne. Opi hatte im Alter drei Wege in den Wald die er immer wieder ging. Immer dieselben Wege. Dazu muss man sagen, als er jung war, war er da weit mutiger. Doch ich wurde erst geboren als der Mut verschwunden war und er auch körperlich nicht mehr so konnte. Ich wuchs also in einem Umfeld auf, wo nichts riskiert wurde, wenn es nicht unbedingt notwendig und von aussen aufgezwungen wurde.
Jede Entscheidung wurde darauf geprüft ob es für den Rest des Lebens auch stimmig ist. Wenn das nicht sicher war, lies man es besser. So wurde ich erzogen. Und ich habe diese Haltung übernommen. Auch ich versuchte immer auf Nummer sicher zu gehen und keine Energie für etwas zu verschwenden, was dann vielleicht keine Nachhaltigkeit hat. Bis zu meinem Tod. Das klingt jetzt sehr dramatisch, aber das hat mich ungemein behindert. Ich hatte immer einen langfristigen Plan und stürzte in eine große Krise, wenn das Leben seine fiese Seite zeigte und meinen Plan kippte. Ich lernte recht schnell dass meine Pläne keine Sicherheit boten. Also kam Plan B und C in mein Leben. Und dabei wurde immer enorm langfristig gedacht.
Was dabei komplett abhanden kommt ist Mut, Spaß und Flexibilität. Früher hatte ich einen Wochenplan und wehe wenn den jemand durcheinander brachte! Spontane, ungeplante Besuche warfen mich genauso aus der Bahn wie abgesagte Termine. Heute habe ich auch einen Plan. Habe ja auch Termine die ich unter einen Hut bringen muss, trotzdem versuche ich Änderungen locker zu nehmen. Funktioniert mal besser und mal weniger gut. Aber ich arbeite daran.
Mein Ex hatte neben einem Plan A, noch ca. fünf Reservepläne und setzte dafür keinen um. Bevor er sich an Plan A machte, plante er lieber noch Plan H aus. Da wurde mir zum ersten Mal wirklich klar, wie blöd das eigentlich ist. Als würde sich das Leben, das Schicksal an unsere Pläne halten! Menschen sterben, Katastrophen passieren, Jobs gehen verloren, Menschen verschwinden aus unserem Leben. Wozu auf Jahrzehnte planen, wenn man im heute LEBEN kann!?
Er hat mir gezeigt wie blöd es ist sich an Pläne zu klammern um nur ja nicht das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Am liebsten hätte ich ihn geschüttelt und angeschrieen „Mach doch endlich mal was du schon seit Jahren planst! Worauf wartest du eigentlich?“ Natürlich hatte er Angst. Angst vor seinen eigenen Entscheidungen und den Konsequenzen. Also versuchte er alle möglichen Ergebnisse abzudecken und stand dabei still. Er bewegte sich keine Milimeter.
Ich bin an einem Punkt in meinem Leben wo ich versuche das beste aus dem JETZT zu machen und wenn mir das Leben Steine in den Weg legt, dann hebe ich sie auf und baue mir eine Brücke daraus.
Menschen die dann heute etwas nicht tun wollen, weil wenn sie das jetzt tun und irgendwann passiert dann in ein paar Jahren vielleicht etwas ähnliches, dann muss man sich vielleicht wieder überlegen wie man damit umgeht, finde ich mitterlerweile nur mehr nervig. Klar doch, bleib am besten zu Hause, gehe nicht vors Haus. Könnte ja sein, dass dir etwas ungeplantes passiert! Du vielleicht fremde Menschen kennen lernst! Vielleicht neuen Input bekommst! Vielleicht sogar deine Haltung überdenken musst! Klar doch, ist total nervig. Bleib doch einfach in deinem täglichen Trott hängen und bewege dich keinen Milimeter. Ist sicher besser für dich! Für mich ist es sicher besser, wenn ich mit dir nix mehr zu tun habe! Menschen wie du, schränken meinen Freigeist einfach enorm ein. Ich halte mich lieber an positiv denke Menschen die keine Angst vor dem Leben haben.
© Libellchen, 2019