Grenzen

Eine Freundin hat mir die letzten Jahre immer wieder von ihren Grenzen gepredigt und ich hab nicht verstanden wofür ich mir diese Predigten immer und immer wieder anhören durfte. Ich habe doch eh alles getan um ihre Grenzen zu akzeptieren und nicht drüber zu gehen. Wieso also durfte ich mir das immer wieder anhören? Ich konnte es schon gar nicht mehr hören. Immer ging es nur um das was sie wollte und was man ihrer Gegenwart nicht tun oder sagen durfte. Es war eine echte Herausforderung für mich. Ich neige ja dazu bei Freunden einfach zu sagen was ich denke, doch bei ihr konnte ich das nicht. Ich musste immer darauf achten, wie sie es verstehen könnte. Sie war immer so zerbrechlich und in ihrer Gegenwart hatte ich immer das Gefühl mich zurücknehmen zu müssen, um nicht eine Grenze zu übertreten.

Heute weiß ich was sie mir das Universum, in Form meiner Freundin sagen wollte. Ich sollte selbst auf meine Grenzen achten. Das hab ich nämlich immer sträflich vernachlässigt. Ich bin ja erzogen worden hart im nehmen zu sein und da ich sehr viel Kraft habe, kann ich auch mehr schaffen als manch anderer. Und mir war es auch nie wichtig im Mittelpunkt zu stehen. Ich bin viel lieber der Arbeiter im Hintergrund, der alles erledigt was nötig ist um den Laden am laufen zu halten. Und das nicht nur im Büro, sondern auch in Freundschaften. Ich tue was nötig ist, damit alles funktioniert. Doch dabei ließ ich mir immer alles gefallen. Ich hatte zwar immer Grenzen wo ich sagte bis hierhin und nicht weiter. Doch wenn jemand drüber sprang und mich dann um Verzeihung bat, habe ich auch immer verziehen. Egal wie weh es eigentlich tat. Weiterlesen

Neuanfang – Kapitel 2

Der verwirrten Seele fiel es wie Schuppen von den Augen. Nachdem sie plötzlich alles wusste was, warum in ihrem Leben passiert war, wusste sie auch, dass sie den falschen Weg gegangen war. Sie hatte sich Zeit ihres menschlichen Lebens darauf konzentriert, was ihr Umfeld ihr angetan hatte. Sie war davon ausgegangen dass sie keine Chance hatte, dabei waren ihr alle Türen offen gestanden. Doch sie war nicht hindurch gegangen. Sie hatte zu viel Angst gehabt, enttäuscht zu werden und so war sie verharrt in Selbstmitleid.

Sie war auf die Welt gekommen, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Startbedingungen waren also nicht gerade die besten gewesen, doch sie hätte etwas daran ändern können, wenn sie den Mut dazu gehabt hätte. Viele Menschen hatten ihr gesagt, dass sie nichts wert sei und sie hatte es geglaubt. Sie hatte nicht widersprochen, doch sie wollte es ihnen zeigen. Sie wollte den anderen ihr Leben lang beweisen dass sie besser war als sie glaubten, doch sie hatte auch immer gezaudert. Hatte auch immer Angst gehabt es nicht zu schaffen. Und sie hatte es nicht geschafft. Nicht so wie sie es sich gewünscht hatte.

Es gab immer Menschen die sie für das was sie gesehen und erlebt hatte bewunderten, doch die wirklich wichtigen Menschen gehörten nicht dazu. Natürlich war ihre Familie für sie da gewesen und hatte sie geliebt, doch die Menschen denen es die Seele zeigen wollte, die hatte sie nie beeindrucken können. Es gab so viele Menschen die besser waren als sie selbst, an die sie nie herangekommen war und das hatte sie fertig gemacht. Sie hatte jahrelang nur den Mangel wahr genommen. Was sie nicht konnte, was sie nicht hatte, was sie nicht geworden war. Und ihre Mitmenschen hatte sie immer beneidet um das was sie erreicht hatten. Doch je länger sie mit ihrem Mangel gelebt hatte, desto mehr sah sie auf das was andere erreichte, während sie selbst auf der Stelle trat. Weiterlesen