Emotionale Kälte

Familie ist doch etwas Komisches. Man fühlt sich verbunden und/oder verpflichtet. Man steht für einander ein und/oder zueinander. Es gibt Bluts-, Wahl-, oder Stiefverwandtschaft. Onkeln die eigentlich gar nicht mit einem verwandt sind und solche mit denen man zwar verwandt ist, doch nichts davon weiß. Meine Familie ist dabei eine ganz besondere Spielwiese. Und ich könnte stundenlang darüber schreiben, doch für heute möchte ich mich einem ganz speziellen Problem widmen. Meiner Großmutter und meinem verstorbenen Onkel.

Meine Großmutter hat mich großgezogen. Sie gab mir ein Dach über dem Kopf, Kleidung und Essen. Dafür bin ich sehr dankbar. Doch sie gab mir auch anderes mit auf den Weg. Verbitterung, Neid, Vorurteile, Missgunst, Leidensfähigkeit,….. Sie war Zeit ihres Lebens eine Märtyrerin. Sie kaufte mir von ihrem „letzten“ Geld eine nicht passende Jean und erwartet überschwängliche Freude, da sie sich für mich aufopferte. Sie zwang mich die Nachspeise zu essen, die mir nicht schmeckte, damit sie danach ihrer Nachbarin erzählen konnte, dass sie sich keine neue Kleidung kaufen konnte, damit ich meine Lieblingsnachspeise bekomme. Meine Meinung, meine Wünsche, meine Fragen interessierten sie nicht. Sie lehrte mich ihre Weltanschauung, unangenehme Fragen hierzu, überhörte sie einfach. Sie behütete und beschützte mich und sah nicht dass sie mich damit einsperrte. Ich kann mich an keinen Moment in den letzten 36 Jahren erinnern, wo sie mich in den Arm nahm oder mir sagte, dass sie mich mag – von Liebe will ich erst gar nicht anfangen. Weiterlesen

Drehbuch der Liebe – Teil 6

Eigentlich kein Wunder dass ich nicht einschlafen kann. Dieser Tag war ja auch der unglaublichste meines ganzen Lebens gewesen. Es war mein erster freier Tag seit ich in L.A. angekommen bin. Nachdem das Drehbuch rechtzeitig zum Wochenende fertig geworden war, hatte ich ein ganzes Wochenende frei. Die Dreharbeiten würden erst am Montag beginnen und so konnten wir einen draufmachen. Was konnte man also in L.A. unternehmen? Diese Frage stellte ich Aksel und Camilla. Und sie hatten ein paar sehr gute Ideen. Aksel schlug vor die Hollywood Hills zu erkunden um ein wenig Bewegung zu bekommen und Camilla wollte ganz groß mit mir ausgehen. Ich stimmte sofort begeistert zu. Ich bin zu viel am Schreibtisch gesessen in den letzten Wochen. Und ich wollte ein paar Fotos für meinen Blog machen. Und Party mit Camilla klang sehr aufregend.

Camilla konnten wir allerdings nicht zur Bewegung in der freien Natur überreden. Sie erbot sich aber, sich um mein abendliches Outfit zu kümmern. Ich musste nur kurz still halten, damit sie meine Maße nehmen konnte. Der Angabe meiner Konfektionsgröße vertraute sie nicht wirklich. Zu diesem Zeitpunkt fand ich die Idee spitze. Shoppen war so gar nicht mein Fall und sie als kleiner Modeguru würde schon was Tolles finden. Ich wollte ihr eine finanzielle Höchstgrenze sagen, doch sie meinte nur, ich solle es stecken lassen. Sie bekäme die notwendigen Klamotten umsonst. Weiterlesen

Fremdbild

Es ist Jahresende. Die richtige Zeit um das vergangene Jahr noch mal zu überdenken. Und genau in diese Überlegungen hinein sagte Thomas vorige Woche etwas zu mir, dass mich zum Nachdenken brachte. Wir alberten rum und ich meinte, ich würde ihn vermissen. Woraufhin Margit meinte, „Uih, da wird sie aber wieder weinen!“. Wie gesagt wir haben rumgealbert, doch seine Antwort brachte mich zum Nachdenken – „Sie und weinen, das glaube ich ihnen auf keinen Fall!“

Ich und weinen ist also für ihn unvorstellbar? Zuerst war ich erschüttert, hält er mich für sie kaltschnäuzig, dass ich keine Gefühle habe. Oder ist es vielmehr so, dass er mich nur lustig kennt? Also habe ich nachgedacht. Thomas kennt mich tatsächlich nicht traurig, depressiv und mit meinen Nerven am Ende. Er fing erst bei uns an, als der schlimmste Teil nach der Trennung vom süßen Typen vorüber war. Und richtig angefreundet haben wir uns erst nach Sri Lanka. Er kennt mich also als taffe Bereichsleiterin, die gerne mal rumalbert. Weiterlesen