Ich hatte zu weinen aufgehört. Was für eine Ansprache! Offensichtlich hatte er sich bereits den einen oder anderen Gedanken über die Situation gemacht. Ich konnte ihn zwar verstehen, doch ein Mysterium blieb trotzdem noch.
„Warum ich? Du kannst so viele tolle Frauen haben. Was willst du von mir? Ich bin so ganz anders als all diese hübschen, reiche Frauen!“
„Genau deswegen! Wobei ich die Frauen die du meinst, nicht hübscher finde. Genau weil du ganz anders bist, bist du mir aufgefallen. Du bist natürlich. Du bist weich. Du bist warm. Du bist echt. Gerade dieses anders sein, zieht mich zu dir hin!“ Ich verstand es immer noch nicht, doch seine Augen blickten mich offen und ehrlich an. Er meinte es genau so wie er es sagte. Also atmete ich durch. Hörbar. Was ihm ein Lachen entlockte.
„Komm steh auf!“ Ich tat wie mir geheißen und er umarmte mich. Hielt mich fest und ich beruhigte mich. Ich konnte fühlen, dass er alles was er gesagt hatte, auch so gemeint hatte. Natürlich wusste ich immer noch nicht, wo das alles hinführen würde, doch zumindest hatte er durchblicken lassen, dass er unsere Freundschaft auf jeden Fall behalten wollte. Er würde mir zwar trotzdem das Herz brechen, doch ich wusste ich würde es trotzdem riskieren. Ich war in derselben Situation, wie schon zuvor bei meinem Ex. Ich sah das Tränenmeer kommen, doch ich konnte nicht ausweichen. Ich wollte, wenn ich mal alt bin nicht bereuen müssen, eine Chance verpasst zu haben. Und so konnte ich mich gar nicht anders entscheiden, als es zu riskieren. Ich musste jede Sekunde mit ihm, die er mir bot, voll auskosten. Jede Berührung, jeden Blick, jede Minute des Glückes mit nehmen auf dem Lebensweg. Weinen konnte ich auch noch, wenn ich wieder zu Hause war. Hier und jetzt zu heulen, war einfach ein Schwachsinn. Gerade weil wir keine gemeinsame Zukunft hatten, sollten wir die Gegenwart umso mehr genießen! Weiterlesen
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Drehbuch der Liebe – Teil 4
Am Set fehlten damals natürlich noch die Schauspieler. Da es noch keinen Text zu lernen gab, wurden sie auch noch nicht gebraucht. Doch das änderte sich schnell. Mark und ich arbeiteten Tag und Nacht an dem Drehbuch. Es war ein unglaublich kreativer Schaffensprozess. Wir diskutierten, wir schrieben, wir schrieben um, wir löschten, begannen ganze Kapitel erneut, verschoben und diskutierten. Stunde um Stunde um Stunde. In den ersten 2 Wochen verließ ich nicht ein einziges Mal das Gebäude. Hin und wieder gönnte ich mir ein paar Stunden Schlaf. Und hin und wieder stellte ich fest dass ich müffelte, ging mich duschen und umziehen und arbeitete weiter. 3 Mal täglich wurde uns etwas zu essen gebracht und hin und wieder dachten wir sogar daran es zu uns zu nehmen. In diesen 2 Wochen gab es auch Momente wo ich eigentlich schlafen wollte, aber nicht konnte, da mir einfach zu viel durch meinen Kopf schwirrte. Diese ganze Situation überforderte mich sobald ich darüber nachdachte. Also ließ ich das mit dem nachdenken und arbeitete noch mehr.
Nach und nach bekamen wir Fotos von den gecasteten Schauspielern und schon bald begann ich mir die Schauspieler in den Dialogen vorzustellen. Bis dahin hatte ich immer meinen Ex und mich vor Augen, doch langsam verblasste dieses Bild und wurde durch die Schauspieler ersetzt. Ich genoss diesen Schaffensprozess, mit jeder kreativen Ader meines Körpers und tauchte vollständig in das Projekt ein. Ich meldete mich nicht bei meiner Familie. Vergaß völlig dass es noch eine andere Welt gab. Wenn mich jemand in dieser Zeit nach der Uhrzeit fragte, konnte ich es nicht beantworten. Ich wusste oft nicht mal ob gerade Tag oder Nacht war. Weiterlesen
Outing
Ich habs getan! Ich hab mich bei meinem Papa geoutet. Und seine Reaktion war in Ordnung. Natürlich war er überrascht und sprachlos, aber auch interessiert. Es ist kein einziges negatives Wort gefallen. Natürlich hat er die Bücher noch nicht gelesen, dafür war Weihnachten noch keine Zeit, aber zumindest auf den Brief hat er gut reagiert.
Und wenn er mit den Büchern nichts anfangen kann, hab ich ja auch kein Problem damit. Es muss ihm ja nicht gefallen, er muss es ja nur akzeptieren und das dürfte er tun. Und somit hat sich bei mir dann gestern eine tiefe Erleichterung eingestellt. Als ich heimgefahren bin war ich gelöst wie schon lange nicht. Der Mut hat sich definitiv ausgezahlt.
Und jetzt kann ich mich auf die anstehen Wochen im Büro konzentrieren. Ich habe auch das Gefühl, dass meine Energy dieses Wochenende wieder ein wenig zurück gekehrt ist. Wahrscheinlich hat mir die Nervosität auch ein wenig Kraft geraubt. Ich bin zwar eh dagegen angegangen, aber es hat halt doch auch ein wenig an meinen Nerven gezerrt, nicht zu wissen was Weihnachten auf mich zukommt. Weiterlesen