Neuanfang

Die Menschen stehen nicht auf Veränderungen. Für manche sind schon kleinste Veränderungen eine Katastrophe. Das Leben komplett auf den Kopf stellen, geht schon mal gar nicht! Diese Leute verharren auch oft Jahre oder Jahrzehnte in einem Job oder einer Beziehung die ihnen eigentlich nicht gut tut. Auch wenn sie leiden sind sie so erstarrt in ihrem Leben, dass sie nicht wissen wie sie es lösen sollen. Ich bin da anders.

Klar auch ich steh nicht so auf Veränderungen, aber ich weiß zumindest wenn sie notwendig sind, treffe eine Entscheidung und ziehe es dann auch durch! Dabei überstürze ich aber nichts. Ich habe eine extrem hohe Leidensfähigkeit. Lasse mir sehr viel gefallen, finde Gründe mich noch ein wenig länger zu quälen. Nicht aufzugeben. Durchzuhalten. Man weiß ja nie wie weit es noch ist bis zu einer Besserung. Vielleicht ändert sich ja was…. Nein, tut es nicht! Weiterlesen

Emotionale Kälte

Familie ist doch etwas Komisches. Man fühlt sich verbunden und/oder verpflichtet. Man steht für einander ein und/oder zueinander. Es gibt Bluts-, Wahl-, oder Stiefverwandtschaft. Onkeln die eigentlich gar nicht mit einem verwandt sind und solche mit denen man zwar verwandt ist, doch nichts davon weiß. Meine Familie ist dabei eine ganz besondere Spielwiese. Und ich könnte stundenlang darüber schreiben, doch für heute möchte ich mich einem ganz speziellen Problem widmen. Meiner Großmutter und meinem verstorbenen Onkel.

Meine Großmutter hat mich großgezogen. Sie gab mir ein Dach über dem Kopf, Kleidung und Essen. Dafür bin ich sehr dankbar. Doch sie gab mir auch anderes mit auf den Weg. Verbitterung, Neid, Vorurteile, Missgunst, Leidensfähigkeit,….. Sie war Zeit ihres Lebens eine Märtyrerin. Sie kaufte mir von ihrem „letzten“ Geld eine nicht passende Jean und erwartet überschwängliche Freude, da sie sich für mich aufopferte. Sie zwang mich die Nachspeise zu essen, die mir nicht schmeckte, damit sie danach ihrer Nachbarin erzählen konnte, dass sie sich keine neue Kleidung kaufen konnte, damit ich meine Lieblingsnachspeise bekomme. Meine Meinung, meine Wünsche, meine Fragen interessierten sie nicht. Sie lehrte mich ihre Weltanschauung, unangenehme Fragen hierzu, überhörte sie einfach. Sie behütete und beschützte mich und sah nicht dass sie mich damit einsperrte. Ich kann mich an keinen Moment in den letzten 36 Jahren erinnern, wo sie mich in den Arm nahm oder mir sagte, dass sie mich mag – von Liebe will ich erst gar nicht anfangen. Weiterlesen

Flappi-Art

Ich hab mich mal wieder selbst überlistet. Nachdem ich mich entschieden habe, noch genug Leidensfähigkeit übrig zu haben, um noch 1 ½ Jahre auf meine Wohnung warten zu können, musste ich mich mit den Finanzen auseinander setzen. Ich war noch nie ein großer Geldausgeber, zumindest nicht für mich selbst. Geschenke für andere kauf ich leichter, als dass ich mir selbst etwas leiste.

Meine Großmutter hat mir das so vorgelebt. Sie kaufte immer zuerst mir Kleidung, bevor sie sich selbst was leistete. Wobei sie sich allerdings über ihr Märtyrerdasein definiert hat. Sie war nicht einfach selbstlos. Sie hat mir jedes Mal gesagt, dass sie sich für mich aufopfert und hat mir somit jedes Mal ein schlechtes Gewissen gemacht. Und so wollte ich im Laufe der Zeit immer weniger. Ich lernte mit ganz wenig auszukommen, damit meine Großmutter sich auch mal was kaufen kann. Was sie natürlich trotzdem nicht tat. Es wäre so oder so genug Geld dagewesen. Wir hätten uns auch beide einkleiden können. Doch so war es nicht. Wir hatten beide nichts. Sie war glücklich damit und ich kannte es nicht anders. Weiterlesen

Leidensfähigkeit

Ich kann extrem genügsam sein. Bei uns war nie viel Geld da und so wurde ich zu einem sehr anspruchslosen Menschen erzogen. Ich kann mich so ziemlich an alles gewöhnen, auch wenn ich mir mittlerweile nicht mehr alles gebe. Zur Not würde ich es aber auch ohne jeden Luxus aushalten. Gott sei Dank ist das aber nicht notwendig. Nichts desto trotz, brauche ich nicht viel um glücklich zu sein.

Vor 2 Jahren hat mich mal ein Bekannter gefragt, warum ich noch mir noch keine neue Wohnung gesucht habe. Doch damals war meine Zeit einfach noch nicht gekommen. Ich habe ja eine sehr günstige Wohnung, die mir auch Spielraum lässt um ein wenig Geld auf die Seite zu schaffen und das habe ich die letzten Jahre auch brav getan. Doch dafür musste ich einige Entbehrungen hinnehmen. Am meisten fehlt mir eine Badewanne. Es gibt nichts Schöneres als im Winter, wenn es richtig kalt ist, mit einem Buch in der Badewanne die Wärme zu genießen. Das letzte Mal konnte ich das allerdings 2005 genießen – wie gesagt, ich kann sehr leidensfähig sein. Weiterlesen

Mittelweg

oder Märtyrer? Genau das war in den letzten Wochen immer wieder Thema. Ich wurde zum Märtyrer erzogen und habe es auch lange Jahre, exzessiv ausgelebt. Ich habe getan was mir gesagt wurde, ich war für alle da, habe mich aufgeopfert für die Gemeinschaft und wie es sich für einen echten Märtyrer gehört, war es der Gemeinschaft egal. Was mich bei meiner Sicht der Dinge, dass das Leben hart und ungerecht ist, bestätigt hat. Mir wurde gesagt, dass es meine Lebensaufgabe sei, sich aufzuopfern, damit es anderen gut geht. Mir wurde gesagt, ich bin das untere Ende der Nahrungskette und werde auch immer dort bleiben. Mir wurde prophezeit, dass ich egal was ich auch tue, ich nie es werden würde. Und ich habe es geglaubt. Doch bei dieser Sicht der Dinge fehlte mir etwas. Mir fehlte der Sinn des Lebens. Meine körpereigene Intuition, war mit dieser Sicht meines zukünftigen Lebens, nicht einverstanden.

Dieses Gefühl, dass da noch was fehlt, trieb mich an. Ich begab mich auf den Weg, denn Sinn meines Lebens zu finden. Und vor kurzem hab ich etwas gefunden, dass mein Leben viel lebenswerter gemacht hat. Genuss! Ich habe begonnen, nicht mehr ganz so viel zu leiden und stattdessen auch ein wenig mein Leben zu genießen. Und prompt erntete ich die ersten bösen Kommentare dazu. Wie kann ich denn auch nur! Ich bin ja noch jung. Mir steht es ja noch gar nicht zu! Ich muss doch zuerst leiden um dann leben zu dürfen. Doch was, wenn ich morgen sterbe? Was wenn ich keine Möglichkeit mehr bekomme, mein Leben zu genießen. Tja, das ist dann halt Pech. Unsere Vorfahren haben doch auch immer so gelebt, also muss meine Generation, dass auch so machen. Wir können doch nicht einfach unser Leben genießen, wo kommen wir denn da hin?! Weiterlesen