Den halben Tag verbrachten wir lesend. Ich kam bis zum 5. Kapitel, bis Aksel mit seinem Lesestoff fertig war. Und als er durch war, war das Pokerface verschwunden.
„Ich hasse ihn! Ich hasse ihn dafür was er dir angetan hat. Ich hätte das nicht lesen sollen, wie soll ich ihn jetzt spielen. Wie soll ich ihn charmant und nett darstellen, wenn ich ihn verachte?“
„Indem du dir noch vorstellst, dass du mich liebst. Auch er hasste sich dafür, was er mir antat. Doch die Anziehungskraft war einfach übermächtig. Wir mussten alles riskieren. Wir konnten uns einfach nicht dauerhaft dagegen wehren. Außerdem war ich ja nicht unschuldig an der Geschichte. Ich wusste schließlich was ich da tat. Ich stürzte mich sehenden Auges in mein Unglück. Du kannst ihn also ruhig hassen, doch nur in Verbindung mit dem Gefühl der unbändigen Liebe für mich. Und da du ein sehr guter Schauspieler bist, gehe ich davon aus, dass du das hinbekommst.“
„Mir vorzustellen dich zu lieben ist nicht das Problem, aber ich habe mit seinen Beweggründen noch so meine Probleme. Ich kann nicht verstehen, warum er nicht nachhaltiger dagegen angekämpft hat?!“ Also erklärte ich es ihm. Und so wurde unser freier Tag, tatsächlich zu einem Arbeitstag. Zumindest zur Hälfte. Wir sprachen über Seelenverwandtschaft, Liebe auf den ersten Blick, Anziehungskraft, Ehre, Pflichtgefühl und noch vieles mehr. Wir gingen alles durch. Schritt für Schritt. Wort für Wort. Blick für Blick. Ich erzählte ihm alles woran ich mich erinnern konnte. Jedes Wort, jedes Gefühl, jeden versteckten Blick. Und er saugte alles in sich auf. Er wirkte auf mich wie ein Schwamm. Und so durchlebte ich meine Ex-Beziehung zum x-ten Mal. Hoffentlich konnte ich nach diesem Projekt, dann endlich vollständig damit abschließen. Nach 4 Stunden fühlte ich mich ausgelaugt und ich hatte wieder Hunger.
„Können wir für heute bitte Schluss machen? Ich bin total fertig.“
„Ja aber sicher. Ich habe komplett die Zeit übersehen. Jetzt haben wir fast den ganzen freien Tag damit vergeudet. Das tut mir leid!“
„Kein Problem. Zumindest nicht, wenn du für ein Abendessen sorgst.“ Und das tat er. Wir aßen gleich auf der Dachterrasse. Und während des Essens, kam die unbeschwerte Stimmung vom Vormittag wieder zurück. Wir alberten noch ein wenig rum, lachten gemeinsam und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Weiterlesen
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35 Minuten
So lange fahre ich von mir zu Hause zu meiner Großmutter ins Pflegeheim. 35 Minuten die ich immer und immer wieder aufgeschoben habe. Und das gleich aus mehreren Gründen.
1. Ich habe ein angespanntes Verhältnis zu meiner Großmutter.
2. Das Pflegeheim liegt in der Nähe des Ortes wo ich aufgewachsen bin.
3. Ich hatte immer irgendetwas Besseres zu tun.
Gut Punkt 3 ist eine gute Ausrede, doch welche der beiden anderen Punkte mich mehr abschreckt, kann ich nicht sagen. Zu Allerheiligen habe ich mich dann doch mal wieder überwunden. Nach dem Mittagessen setzte ich mich ins Auto und fuhr los.
Und von dem Moment an, wo ich in das Tal, in dem ich aufgewachsen bin, eingebogen bin, sind unzählige Erinnerungen auf mich eingeprasselt. Erinnerungen an Schmerz, Trauer, Leid, Verlangen, Depression, Wut, Liebe, Lust, Party, Drogen, Einsamkeit, Sex,….. Weiterlesen
Ähm – aha!
Das war mal eine interessante Begegnung. Ein sehr eigenartiger Nachmittag mit dem süßen Typen:
Zuerst hat er gearbeitet, ich durfte nicht helfen, da ich mir ja sonst weh tun könnte – sehr fürsorglich. Dabei entfuhr mir eine verdammt blöde Meldung. Ein „Freudscher Versprecher“?! Ich fragte ihn was wir, wenn wir essen gehen, mit seinem Anhänger machen sollen, ich kann ihn schließlich nicht die ganze Nacht bewachen…. Dabei wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, ob ich eigentlich wollte, dass er über Nacht bleibt. Es war eher so, eine Erinnerung an eine längst vergessene Zeit, wo wir Seite an Seite gearbeitet haben und dann zusammen die Nacht verbracht haben.
Natürlich hat er dann entsprechend geschwitzt und durfte natürlich meine Dusche benutzen. Die Badtür hat er dabei nicht geschlossen, was mir allerdings egal war, da ich mich mit einem Buch auf die Couch verkrümmelt habe. Er kam dann allerdings eh nackt ins Wohnzimmer und trocknete sich vor meinen Augen ab.
Alls er sich dann in der Boxershorts auf die Couch setzte, stand ich auf und erledigte was in der Küche. Was, weiß ich nicht, es war eh nur ein Vorwand. Irgendwie wusste ich nicht was das werden sollte und ob ich das überhaupt will. Sollte ich das alles noch mal von vorne beginnen? Ich habe ja nur dann Sex, wenn mich jemand reizt, doch die bloße Anwesenheit ist da nicht genug – auch nicht die vom süßen Typen – nicht mehr. Weiterlesen