Wenn ich bzw. mein Einsatz als selbstverständlich angesehen wird, dann stört mich das nicht immer. Es gibt Menschen da könnte ich auf die Palme gehen wenn ich als selbstverständlich hingenommen werde, bei meinen Chefs hingegen kommt es als Anerkennung an. Sie kennen mich gut genug um zu wissen dass sie sich auf mich verlassen können.
Mittlerweile habe ich zwei Chefs. Einen beruflichen und einen politischen. Und beide wissen mittlerweile was sie an mir haben. Heute habe ich Post von unserer Bürgermeisterin bekommen. Ich wurde als Wahlbeisitzer eingemeldet und habe daher im Jänner zwei Termine. Es hat mich zwar niemand gefragt ob ich es machen will oder kann, aber wir hatten im Vorfeld schon öfter darüber gesprochen und ich habe auch nicht gesagt dass ich es nicht machen will. Jetzt ist der Topf derjenigen die man auswählen könnte weit größer als die Anzahl derjenigen, die man benennen kann. Und doch wurde ich ausgewählt. Was mir nur zeigt dass auch mein neuester politischer Chef weiß was er an mir hat.
Umgekehrt arbeitet der Abteilungsleiter im Büro an meiner Bewerbung. Er feilt gerade daran herum und will sie perfekt machen. Dazu ist zu sagen die Bewerbung geht letztendlich zu ihm. Und wenn es einen Mitbewerber gibt, wählt er aus, wer es wird! Mein Ansatz war also eine gute Bewerbung abzufeuern, nicht eine perfekte. Ihm ist gut zu wenig, er will mein Licht nicht unter den Scheffel stellen und alles voll ausleuchten. Also hat er mich zu sich gerufen und mir eröffnet was er alles umschreiben würde bzw. geschliffener formulieren würde. Ich bedankte mich für seine Unterstützung und wollte die Unterlagen schon mitnehmen, doch er bat mich es gleich selbst ausbessern zu dürfen, das ging schneller und würde nicht meine Zeit belasten. Wie jetzt? Der will jetzt sogar für mich tippen?
Ich bedankte mich dann natürlich auch sehr ergriffen für seine Unterstützung und er meinte nur „Ist doch selbstverständlich!“ Und ich so – aus tiefstem Herzen – „Nur für dich! Für mich ist es nicht selbstverständlich dass ich so unterstützt werde!“ Und es stimmt. Ich wurde oftmals als selbstverständlich angesehen, doch umgekehrt ist es für mich NICHT selbstverständlich dass sich andere Menschen um mich kümmern. Sich meiner annehmen und mir unter die Arme greifen. Mit Gegenwind kann ich mittlerweile umgehen, Rückenwind fühlt sich noch ein wenig ungewöhnlich für mich an! Aber schon auch schön!
Am Heimweg habe ich dann gleich einen Zwischenstop eingelegt und leckere Schokolade für ihn gekauft. Ich weiß so etwas halt wirklich sehr zu schätzen!
© Libellchen, 2019