Assessment

Als das erste Mal die Rede davon war eine Testung zu machen, wurde ich unrund. Bei meiner alten Dienststelle ging das nie wirklich gut für mich aus. Ich leide tendenziell an Prüfungsangst. Ca. 20 % meiner Gehirnleistung lasse ich aufgrund des Prüfungscharakters einfach mal zu Hause. Dazu die Nervosität und der Hang zur Perfektion.

Zwischenzeitlich haben wir das Assessment abgesagt, nur um es dann doch an dem Tag zu machen. Nachdem sie mich überredet hatten, dass ich die Testung doch durchziehe, hatte sich meine Haltung geändert. Nun kam ich mir nicht mehr so wie ein Bittsteller, sondern eher umworben vor. Sie nahmen mir auch das technische Problem ab.

Am Mittwoch ging ich also total entspannt hin. Mir war es egal was rauskommt. Ich war total gelassen! Vor der Tür rauchten zwei Mitarbeiter, wobei eine Mitarbeiterin mich gleich fragte ob sie mich reinlassen solle – ohne dass ich fragen musste. Das fand ich total nett. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Ansprechpartner. Ein total netter, lustiger Herr. Er begleitete mich in den Lehrsaal und fragte ob ich Kaffee wolle. Ich dankte ab und hielt mich an die bereitgestellte Wasserkaraffe. Während der PC hoch fuhr, plauderten wir über meinen Ex-Chef, den er sehr gut kennt. Als ich meinte dass ich 13 Jahre für ihn gearbeitet hätte, meinte er nur „Da sind sie ja dann direkt nach der Volksschule hin!“

Was für ein Chameur! Ich lachte und scherzte mit ihm, während die Technik langsam warm wurde. Als ich ihm dann aber auch noch eröffnete dass ich bereits zwei Jahre bei meiner jetzigen Dienststelle bin und vor dem öffentlichen Dienst sechs Jahre Privatwirtschaft gemacht hatte, waren seine Augen vor Unglauben geweitet. Ich lies dann lieber noch die höhere Schulbildung weg….. Schätze er hatte sich gröber bei meinem Alter verschätzt.

Die Testung selbst war ein Klacks. Für mich! Ich will jetzt nicht angeben, aber die Beispiele waren genau auf meinen Werdegang abgestimmt. Es war nix dabei, was ich nicht schon öfter gemacht hätte. Jemand anderer, der einen anderen Werdegang hat, tut sich damit sicher schwerer! Sie war nämlich nicht leicht! Und auch total umfangreich. Es gab drei Beispiele und jedes deckte etwas anderes ab. Die Bedienungen des elektronischen Aktes – natürlich. Leseverstehen – es war ein Verlautbarungsblatt zu lesen und zusammen zu fassen. Ein Power Point Vortrag zu erstellen und eine Excel-Liste zu bearbeiten. Die war gefinkelt. Vor allem hatte ich schon zwei Jahre keine Excel-Liste mehr in der Hand gehabt.

Ich las mir die Aufgabenstellung mehrfach durch und kam zu dem Ergebnis, das geht am schnellsten mit einer Pivot-Tabelle. Doch wann hatte ich zuletzt mit einer gearbeitet? Drei Jahre? Vier? Kann ich das noch? Schau ma mal. Ich kramte in meinem Langzeitgedächtnis und begann mal ganz langsam. Es ging ganz gut, obwohl ich die letzte noch mit einer älteren Excel-Version erstellt hatte. Leider war das Ergebnis nicht optimal. Mir fehlte noch eine Angabe. Ich saß davor und überlegte „Wenn ich das Feld da rüber ziehe…. Jippih! Das wars! Drei Minuten, super Zeit.“

Ich brauchte zwei Stunden und 45 Minuten. Wobei es mir nicht so lange vorgekommen war.

Ich ging zu meinem Test-Leiter, meldete die Fertigstellung und suchte mal die Toilette auf. Als ich zurückkam, wartete schon der Referatsleiter und fragte wie es mir gegangen war. Eh gut – ich war immer noch tiefenentspannt. Wobei es mir vor allem deshalb gut gegangen war, weil ich nicht perfekt sein wollte. Ich drehte nicht jede Wendung hundertmal im Kreis. Ich arbeitete die Punkte ab und dann ging es zum nächsten Punkt. Und fertig. Deshalb ging es flott und ich blieb entspannt. Ich scherzte noch ein wenig mit dem Test-Leiter und dann holte ich mir erstmal was zu essen. Frühstück und Mittagessen in einem. Um 12 Uhr 30. Es war echt Zeit!

Danach war ich total aufgedreht und gut drauf! So positiv hat mir noch kein Assessment getan. Muss ich mir merken. Auch in Prüfungssituationen Gelassenheit bewahren, dann geht das alles viel leichter von der Hand.

© Libellchen, 2019

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