Nach dem Überfall am Morgen von meiner Freundin S. war ich sehr froh, dass ich an diesem Tag etwas zu erledigen hatte.
„Mein“ potenzieller neuer Arbeitsplatz ist bekannt gegeben worden. Derjenige der in Pension geht, hat mir davon eine Ansichtskopie geschickt und ich hatte am Dienstag bereits meinen Abteilungsleiter informiert, dass ich die Bewerbung abschicken werde. Laut meinem Chef, sind ja der Abteilungsleiter und sein Chef fleißig am Arbeiten an meiner Versetzung und ich solle bei unserem Abteilungsleiter nach meinem Urlaub nachfragen wie der Stand der Dinge ist. Das tat. Info: Sein Chef ist derzeit drei Wochen in Urlaub und der Abteilungsleiter würde dann nächste Woche für drei Wochen gehen.
Sei ihnen vergönnt. Ich verstehe halt nur unter fleißig daran arbeiten etwas Anderes! Auf jeden Fall hat mir der Abteilungsleiter den neuesten Plan erzählt – der nicht besser klingt als alle anderen Pläne der letzten zwei Jahre. Meine Bewerbung hat er aber zumindest ohne negative Reaktion zur Kenntnis genommen.
Am Mittwoch legte ich also los. Ich überarbeitete die Bewerbung noch ein wenig – und ließ geforderte Kriterien, dezent in den Fließtext einfließen – und gab sie dann meinem Kollegen, Mrs. Wichtig und meine Freundin S. zum Lesen. Mein Kollege merkte ein wenig etwas an, Mrs. Wichtig war zufrieden und meine Freundin S. merkte einiges zum Thema „formal“ an. Was ich super fand. Meine alte Dienststelle macht ja vieles auf eine eigene Art. Allerdings hat sie mir auch ein paar Dinge gesagt, dich ich skeptisch betrachtete, wo mir auch Mrs. Wichtig zustimmte, dass sie das auch nicht aufnehmen würde. Fortbildungen die sowieso für jeden verpflichtend sind und Höflichkeitsformeln, die im öffentlichen Dienst einfach nicht usus sind.
Sie war aber auf jeden Fall sehr hilfreich! Ich überarbeitete die Bewerbung nochmal, erstellte einen Akt und schickte ihn auf die Reise. Punkt 1 erledigt.
Punkt 2: Eine Kopie des Ganzen schickte ich parallel formlos an die Personalabteilung unseres Ministeriums.
Und dann wurde es nochmal spannend. Unterstützungsersuchen an die Personalvertretung. Natürlich an die Neue. Meine Freundin S. gab mir die Telefonnummer und ich rief an. Und siehe da. Die Personalvertretung meiner neuen Dienststellen, bzw. meiner zukünftigen Dienststelle ist nicht zuständig. Sie DARF mich nicht vertreten. Ich MUSS mich an die Personalvertretung meiner alten Dienststelle wenden. Na toll. Also konkret an denjenigen der mir schon zweimal jede soziale Kompetenz abgesprochen hat, weil er auf denselben Job spitz war wie ich. Und beim letzten Mal auch den Sieg davongetragen hat, aufgrund meines Rückzuges.
Ich solle aber das Ansuchen auch an den Zentralausschuss der Personalvertretung des Ministeriums schicken und in Kopie an die Personalvertretung des Ministeriums. Also zusätzlich zu der Personalvertretung meiner alten Dienststelle. Da schwirrte mir dann schon ein wenig der Kopf. Ich rief dann auch noch beim Zentralausschuss der Personalvertretung des Ministeriums an, der meinte nicht er, sondern die Personalvertretung des Ministeriums solle es bekommen. Echt jetzt? Die hatten mich an ihn verwiesen!
Ich schickte es dann einfach allen dreien. Adressat mein Intim-Feind – die Personalvertretung der alten Dienststelle – und in Kopie an die Personalvertretung der „neuen“ Dienststellen – wenigstens ist das dieselbe! – und an den Zentralausschuss der Personalvertretung.
Ich habe keine Ahnung ob mir das was bringt. Aber zumindest habe ich es versucht.
Nach langem hin und her war dann auch Punkt 3 erledigt.
Punkt 4: Ich rief meinen alten Chef an und informierte ihn über den Stand der Dinge. Der erzählte mir dann, dass er mit dem Chef meines Abteilungsleiters gesprochen habe und ihm wieder eine andere Geschichte erzählt hat, was sie planen um mich versetzen zu können. Macht mich bezüglich ihrer Pläne auch nicht gerade zuversichtlicher….
Punkt 5: Am Donnerstag habe ich dann denjenigen angerufen welcher in Pension geht und ihm gesagt, dass ich die Bewerbung auf die Reise geschickt habe und habe ihm auch eine Kopie des Aktes zukommen lassen.
Puh. Das war auf jeden Fall anstrengend. Aber jetzt ist sie raus und ich kann Ende August beruhigt in Urlaub gehen. Meine Handynummer habe ich sicherheitshalber mitgeschickt. Fristende ist Ende August, es wird sich also frühestens Anfang September wieder etwas tun diesbezüglich.
© Libellchen, 2019