Bürgerbewegung

Mein Urlaub begann mit einem Besäufnis.

An meinem letzten Arbeitstag hatte ich Abends eine Einladung. Unsere Bürgerinitiative, welche weitere Neubauten zumindest verzögern möchte, hatte mal wieder ein Treffen. Bei uns im Ort beim Heurigen, der ja einem Gemeinderat gehört. Der auch die Initiative unterstützt und natürlich in der Opposition ist. Ich gehe davon aus, er will Bürgermeister werden. Und aus irgendeinem Grund will er mich offenbar in seinem Team haben. Also ich denke er will alle in seinem Team haben, aber alle stehen nicht so auf „zur eigenen Meinung stehen“.

Ich habe es ja nicht so mit Politik und Politikern. Einfach weil ich ganz anders ticke. Machterhalt ist für mich nicht erstrebenswert. Andererseits braucht man Macht oftmals um Gutes tun zu können. Natürlich ist er ein echter Politiker und Unternehmer noch dazu. Er will also das beste für sich und sein Unternehmen. Zufälligerweise decken sich seine Interessen und meine. Was also tun? Mich einbringen und etwas bewegen oder hoffen dass er das tut, was ich gerne ich hätte?

Ich bin was ihn und die Bewegung anbelangt im Zwiespalt. Doch ob sie zu mir und ich zu ihnen passe, werde ich nicht zu Hause auf der Couch rausfinden. Also ging ich zu dem Treffen am Donnerstagabend. Alles begann gemütlich und mit einem leckeren Essen. Gearbeitet wurde nicht wirklich viel, da viele vom Team im Urlaub sind. Ich war also eigentlich nur zu einem „Come Together“ geladen, wo wir uns beschnuppern konnten. Das Team und ich. Ich war die einzige Neue.

Und es wurde recht schnell flüssig. Der Hausherr zahlte eine Runde nach der anderen. Und es wurde viel geplaudert und gelacht. Ich wurde auch nicht wirklich ausgefragt. Es war einfach ein gemütlicher Abend. Und nach der dritten Bowle wurde mir klar warum ich mich so wohl fühle. Ich war unter lauter Leuten aus unserer Siedlung. Alle am Tisch, wohnten in meinem direkten Umfeld.

Was auch ein klein wenig negativ ist, da es bedeutet, dass die Kluft zwischen den „Ureinwohnern“ und den Zugezogenen offenbar immer noch riesig ist. Der Gemeinderat selbst ist zwar ein Ureinwohner, doch alle in seinem Team, sind neu im Ort. Was das auf Sicht bedeuten könnte, weiß ich noch nicht. Es erklärt aber warum ich mit so offenen Armen aufgenommen worden bin. Die sind keine eingeschworene Gruppe seit Jahrzehnten. Die haben sich alle erst im letzten Jahr zusammengewürfelt.

Den für mich wichtigsten Punkt habe ich auf jeden Fall angesprochen. Mein Feld! Auf das ich von meinem Balkon aus sehe. Da gibt es ja schon alle möglichen Gerüchte. Bei manchen könnte man glauben das morgen gebaut wird. So ist es nicht. Es wurde zwar schon umgewidmet, aber noch nicht freigegeben. Und es ist auch noch nicht verkauft. Noch ist also nicht alles verloren. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die Lage nächstes Jahr ändert, wenn die Gemeindeführung bestehen bleibt. Klar, unter der jetzigen Führung wird ja ständig wo gebaut. Immer durch den selben Bauträger natürlich…. Die Frage ist ja eher – Was wenn er Bürgermeister wird? Wird dann nicht gebaut? Das hat er nicht gesagt – wie ich trotz Schwippserl zur Kenntnis nahm. Er hat nur gemeint dass ich davon ausgehen kann, dass unter der jetzigen Gemeindeführung auf jeden Fall gebaut wird. Klar, er ist halt doch Politiker….

Ich bin ja echt nicht naiv. Wenn es ihm nützt, gibt er den Baugrund genauso frei und dann ist es egal ob ich damit ein Problem habe oder nicht.  Aber bis es so weit ist und ich dann halt sauer auf ihn sein muss, kann ich ja noch den einen oder anderen lauschigen Abend mitnehmen. 😉 Weil mal ehrlich, wieso sollte man sich da nicht dranhängen. Vielleicht kann man ja auch mal was von ihm brauchen. Und die Kochkünste seiner Frau sind ja auch nicht zu verachten!

Und das beste an der Sache ist, dass ich zu Fuß nach Hause gehen kann. Vielleicht muss ich ja beim nächsten Treffen auch ein wenig mein Hirn anstrengen. Diesmal kam ich in den Genuss einer Feier, weil andere so brav Klinken geputzt haben. Schön für mich!

Allerdings habe ich nur wenig Schlaf von Donnerstag auf Freitag bekommen. Mein Körper ist Alkohol einfach nicht mehr gewohnt. Da ich aber Freitag frei hatte, war es nicht ganz so tragisch.

© Libellchen, 2019

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