Distanz zwischen Freunden

Dieser Beitrag wurde von mir vor dem 18. Mai 2019 erstellt. Das Thema Jobsuche hat sich also wahrscheinlich bereits überholt, aber das wusste ich vor einer Woche noch nicht….

Meine Freundin S. kenne ich schon seit vierzehn Jahren. Damals waren wir gemeinsam auf einem dienstlichen Kurs. Während des Kurses waren wir alle in einer Beziehung, beim ersten Kurstreffen waren vier von uns Mädels Singels. Mit meiner Freundin S. behielt ich den intensivsten Kontakt. Wir gingen zusammen fort, trafen und telefonierten regelmäßig. Wir waren zwei Singelmädels in den besten Jahren.

Irgendwann fand sie ihren Freund und wir telefonierten nur mehr bzw. trafen wir uns ca. zwei Mal im Jahr auf einen Kaffee. Kein Problem für mich. Ich muss jemand nicht ständig sehen um befreundet bleiben zu können.

In meiner schlechten Phase nach dem süßen Typen sahen wir uns nochmal, doch dann schlief der Kontakt eher ein. Ich war mit mir selber beschäftigt und sie mit sich. Sie war damals mit den Drillingen schwanger, was sie mir nicht gesagt hatte. Ich bekam erst eine SMS als sie auf der Welt waren. Das schockierte mich ein wenig. Einfach weil sie neun Monate keine Ton gesagt hatte. Oder besser gesagt, ein paar Wochen weniger, da es Frühchen waren. Sie war also auch nach der Geburt schwer beschäftigt und ich begann mich zu verändern.

Erst nach dem süßen Typen lernte ich auf mich zu achten. Auf mein Glück zu schauen. Dinge gelassener zu sehen. Ich lernte positives Denken und die positiven Auswirkungen kennen. Ich brach aus meinem Selbstmitleid und der Negativspirale aus. Ich sah die Welt mit anderen Augen.

Als sie nach dem Karenz wieder zurück im Büro war, telefonierten wir mal wieder. Leider hatte sie für ein Treffen keine Zeit mehr. Keine Chance auch nur auf einen Kaffee mit ihr zu gehen. Das hat sich übrigens in den letzten sechs Jahren auch nicht geändert. Wer sie sehen will muss zu ihr nach Hause zu den Kindern. Ihre Prioritäten sind klar. Da ich aber schon am Telefon merkte dass wir mittlerweile sehr unterschiedlich tickten, mied ich ihr zu Hause lange Zeit. Irgendwann fuhr ich doch zu ihr und war positiv überrascht. Ihr zu Hause ist ihre Wohlfühlzone, dort ist sie recht gut drauf.

Vor zwei Jahren wechselte ich die Dienststelle und landete in ihrem Nebenbüro. Dadurch intensivierte sich der Kontakt wieder. Leider bekam ich so wieder eher ihre Negativität zu Gesicht. Sie hatte sich nicht allzu viel verändert in den letzten vierzehn Jahren. Ihr Denken war immer noch dort, wo ich mich verabschiedet hatte. Damit hatte sie Anfangs mehr Probleme als ich. Ich fand nur erschreckend zu sehen, wo ich eigentlich herkam. Irgendwie arrangierten wir uns und als die Beziehung mit meinem Letzt-Ex in die Brüche ging, war sie auch als Freundin für mich da.

Leider kann ich im Moment nicht Männergeschichten aufwarten und bei allen anderen Themen liegen wir mittlerweile leider meilenweit auseinander. Sie ist Mutter aus Leidenschaft, was ich auch bewundernswert finde, ich bin aber halt genau das Gegenteil. Der freie Vogel, der tut was er will. Wobei das noch das kleinere Problem wäre, wären wir nicht auch politisch extrem weit auseinander. Also für mich ist das zumindest das größte Problem. Für sie wahrscheinlich die Tatsache dass ich ihr immer wieder versuche klar zu machen, dass eine negative Grundhaltung und Angst die falschen Entscheidungsgrundlagen sind. Wobei ich ihr das nicht aufzwingen will, aber wenn sie meint mir Ratschläge mit negativer Grundhaltung zu geben, dann blocke ich das halt entsprechend ab.

Die letzten zwei Jahren mit ihr, haben mir viel gezeigt. Unter anderem wo ich herkomme und wohin ich nicht mehr hin will. Wie schwer man sich das Leben selbst machen kann. Wie verbittert man wird wenn man ständig nur von Hass, Wut und Angst angetrieben wird. Letzten saß sie vorm PC schaute sich Bilder an und erklärte mir dass sie das eine Mädchen, dass mit ihren Kindern in der Klasse ist, nicht mag weil sie ihren Vater hasst. Und mir fehlten echt die Worte.

Hass ist so ein starkes Gefühl, dass hatte ich erst zweimal erlebt in meinem Leben. Und da war ich noch sehr jung. Und der Hass kam immer mit enttäuschter Liebe. Wie sie dazu kommt einen Vater einer Schulkollegin ihrer Kinder zu hassen, geht mir nicht in den Kopf.

Da ich sie schon so lange kenne, kenne ich auch viele unterschiedliche Seiten von ihr. Und doch verstehe ich sie in vielen Dingen nicht. Sie meint es gut, doch meistens bewirkt sie genau das Gegenteil. Und mit diesem „ich meine es gut“, erlaubt sie sich auch sehr viel. So leid es mir tut, sie erinnert mich immer mehr an meinen Großmutter. Nur dass ich mich ihr Gegenüber nicht verpflichtet fühle, da wir nicht verwandt sind. Von daher gehe ich einfach wenn es mir zu viel wird. Und sie macht mir auch kein schlechtes Gewissen, wie meine Großmutter. Dazu ist die Distanz zwischen uns zu groß.

Was ich von ihr in den letzten zwei Jahren gelernt habe. Mich gegen Negativität abgrenzen. Gespräche zu verlassen wenn sie mir zu viel werden. Einen negativen Menschen zu meiden ohne ihn zu schneiden. Wobei ihrer Negativität nicht aggressiv ist. So lange man nicht mit ihr spricht, merkt man gar nichts davon. Da kenne ich noch ganz andere Kaliber.

Ich habe keine Ahnung wo wir zwei landen werden. Doch sollten sich unsere Wege wieder trennen, bin ich auch nicht traurig. Sollten wir in der Nähe bleiben, hätte ich aber auch kein Problem. Sie ist ja eigentlich ein netter Mensch.

© Libellchen, 2019

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