Jeder Mensch hat in sich eine gewisse Grundhaltung. Und ich meine jetzt mehr als Optimist oder Pessimist. Ich meine Ehrlichkeit, Angst, Betrug, Negativität, uvm.
Ich fange mal mit mir damit es klarer wird was ich meine. Wenn jemand zu mir etwas sagt, dann gehe ich im ersten Ansatz davon aus, dass er oder sie auch genau das so meint. Das liegt daran, dass ich umgekehrt genau das sage was ich meine! Wenn ich etwas nicht weiß, dann sage ich, dass ich das nicht weiß. Wenn ich etwas eher nicht will, sage ich, dass ich darüber noch nachdenken muss, weil ich noch nicht weiß ob ich das will. Wenn ich etwas will, sage ich, dass ich das will. Manchmal sage ich auch nichts des lieben Frieden willens. Man kann aber bei mir davon ausgehen, dass ich nicht Ja sage und Nein meine. Ein Nein fällt mir zwar schwer, aber dann kommt erstmal ein Vielleicht, bis ich mich zum Nein durchringe. Ich sage aber nicht Ja!
Mein Kollege/Chef wiederum sucht immer den für ihn leichtesten Weg. Dies bedeutet aber auch immer jedes System bis zum Anschlag ausnutzen. Er denkt immer zuerst daran, wie er etwas bekommen kann, was ihm eigentlich nicht zustehen würde. Seien es mehr Sporteinheiten im Dienst als erlaubt, die neue Versicherung für einen Schaden zahlen zu lassen, der schon zwei Jahre alt ist oder auch das eigene Fleisch und Blut ins Heim abzuschieben, wenn das Baby das tägliche bzw. finanzielle Leben beeinträchtigen würde.
Diese Grundhaltung kann man bei Menschen, mit ein wenig Übung, leicht erkennen und es gibt unzählige verschiedene!
Natürlich ist mir bekannt, dass nicht alle Menschen ehrlich sind und immer alles so meinen was sie sagen. Nichts desto trotz ist das immer erst der zweite Gedanke! Der erste ist immer die ehrliche Grundhaltung. Einfach weil ich so gestrickt bin.
Meine Freundin S. macht sich grundsätzlich mal wegen allem Sorgen und versucht dann alles um ihre (meistens unnötigen) Sorgen zu beruhigen.
Mrs. Wichtig tut alles dafür um wichtig sein zu können. Was auch durchaus positive Taten beinhaltet. Wird ihr Engagement aber nicht genug gewürdigt, läuft sie unrund.
Der Erstimpuls meines Vaters dreht sich um die Wünsche und Bedürfnisse seiner Frau.
Meine Mutter tigert sich mal grundsätzlich in alles was ihr am Herzen liegt voll rein, ohne Rücksicht auf ihre eigenen potenziellen Verluste dadurch.
Aretha sieht mal grundsätzlich immer das positive in den Menschen und gibt jedem Menschen dieselbe Chance.
Wie gut oder schlecht ich mit Menschen klar komme, liegt vor allem daran ob ich was mit der Grundhaltung der Person anfangen kann oder nicht. Mit Aretha kann man meiner Meinung nach, nicht nicht klarkommen. Sie gibt jedem Menschen eine Chance und kommt auch mit den meisten Menschen klar. Sie macht es einem eigentlich total leicht. Trotzdem vergeigen es immer wieder Menschen mit ihr.
Mrs. Wichtig und meine Freundin S. ist ein wenig mehr Herausforderung. Da muss ich mich ein wenig abgrenzen. Da kommt sonst zu oft, zu viel negativer Schrott an. Wenn man das aber weiß, kann man trotzdem recht gut damit leben. Sie sind ja im Grunde keine schlechten Menschen, halt nur manchmal ein wenig anstrengend.
Bei meinem Kollegen/Chef ist das was anderes. Sein ständiges „Es sich leichtmachen, auf dem Rücken von anderen“ kann ich gar nicht ab. Das widerstrebt mir total und jedes Mal wenn er den Mund aufmacht und seine Grundhaltung zu Tage tritt, krampft sich bei mir alles ein. Das hat allerdings gar nichts damit zu tun ob er es bei mir oder bei anderen probiert. Ich mag so eine Grundhaltung einfach überhaupt nicht, auch wenn er gerade jemand anderen ausnutzt.
Das meine Grundhaltung eher ein naiver Ansatz in der Welt ist, ist mir klar. Deshalb gibt es ja bei mir den zweiten Gedanken, wo ich sehr wohl hinterfrage, „Sagt er oder sie die Wahrheit?“, „Wieso erzählt er oder sie mir das?“ „Was steckt dahinter?“. Nicht bei Menschen denen ich vertraue, aber bei Fremden oder im Büro. Was ich bisher nicht geschafft habe ist meine Grundhaltung zu ändern. Die ist so tief in mir verwurzelt, diese ehrliche Grundhaltung werde ich einfach nicht los. Wahrscheinlich weil es meinem Charakter entspricht.
Grundsätzlich gehe ich zwar davon aus, dass wir Menschen uns ändern können, ich bin mir aber nicht sicher ob wir den Charakter wirklich ändern können. Wir können an kleineren oder größeren Schrauben drehen, aber ich denke meine Grundhaltung wird mir bleiben. Was ich jetzt nicht schlimm finde, finde eine ehrliche Grundhaltung ja auch toll!
Wenn mir allerdings mein Kollege/Chef erzählt, dass er an seiner Grundhaltung arbeitet und so gar nicht mehr ist, dann tue ich mir schwer. Vor allem wenn nach dem Gespräch mal wieder die Grundhaltung durchblickt. Ich glaube er arbeitet nur daran diese Grundhaltung besser zu tarnen. Was natürlich nichts mit Authenzität zu tun hat. Besser wäre es vielleicht dazu zu stehen und damit zu leben. Ich glaube aber, dass wir hier ein kleines Delta zwischen Selbst- und Fremdbild haben. Er hält sich wahrscheinlich wirklich für einen netten Menschen……
© Libellchen, 2019