Ins Team einfügen

Meine alte Dienststelle hat sehr viel mit mir und meinem Selbstwertgefühl gemacht. Mitarbeiter die sich verweigert haben, Kollegen die einen in den Rücken gefallen sind, Personalvertretung die einen ständig gemaßregelt hat und ein Personalchef der jahrelang meine soziale Kompetenz in Frage gestellt hat.

Jetzt bin ich leider kein Mensch an dem solche Dinge spurlos vorüber gehen. Im Gegenteil. Ich suche den Fehler immer noch als erstes bei mir. Auch wenn ich mittlerweile gelernt habe, dass es nicht immer an mir liegen muss und ich so auch schon mal weitersuche. Aber irgendwas bleibt immer hängen. Ganz tief drinnen in meinem Herzen nämlich. Der Zweifel nicht genug zu sein. Den ich schon habe seit ich denken kann. Die Wurzel dafür liegt natürlich in meiner Kindheit, doch die Menschen die mir im Laufe des Lebens begegnet sind, haben diesen Zweifel auch immer irgendwie genährt. Also nicht alle Menschen, aber leider zu viele.

Als ich zur neuen Dienststelle gewechselt bin, waren dann da Mrs. Wichtig, Krimhilde und meine Kollege die mir auch von Anfang erklärten was ich nicht alles falsch mache und wie ich nicht immer falsch denke. Doch da hatte ich schon mehr Erfahrung und lies mich nicht mehr so sehr beeinflussen. Ich dachte viel früher bei mir „Stop, ich bin nicht falsch, ich denke nicht falsch, ich ziehe jetzt mein Ding durch und dann schauen wir weiter“. Der Lohn war im Herbst eine Belohnung von unserem Abteilungsleiter. Mein Weg war gut angekommen beim Chef.

Doch bei mir bleiben zu können, ohne Selbstzweifel zu entwickeln, war nicht leicht. Es war ein ständiger Kampf. Und dann begann ich mein Ehrenamt….

Beim ersten Info-Abend lernte ich die Kleinkinderbetreuerin (KKB) kennen. KKB saß neben mir und wir verstanden uns prächtig. Auch beim zweiten Abend saßen wir nebeneinander und plauderten bereits wie alte Freundinnen. Mittlerweile war ich vier Mal im Einsatz. In wechselnder Teamzusammenstellung. Und nie war jemand dabei mit der ich gar nicht konnte! Im Gegenteil. Es lief immer wunderbar. Vor zwei Wochen sagte dann eine eher ruhige Kollegin (Die Resteverwerterin) zu KKB und mir „Als ich im Dienstplan gesehen habe, dass ihr beide da seid, habe ich mich ur gefreut!“ Ich muss sagen, dass machte mich ein wenig sprachlos. Positive Rückmeldung zu meiner Person nach nur dreimal sehen… Hatte ich so noch nie in meinem Leben.

Beim letzten Einsatz passierte mir dann nochmal ähnliches. Eine eher quirlige Kollegin sagte mir in einer kurzen Pause „Ich hab im Dienstplan deinen Namen gesehen und hab mich voll gefreut!“ Und wieder stand ich da und fragte mich „Meint die mich?“ Nach Jahrzehnten wo Leute immer nur an mir herumgemäkelt haben, geht das echt runter wie Öl.

Bei der Verabschiedung gab es dann auch ein paar Umarmungen, da wir uns ja ein paar Wochen nicht sehen werden, wegen meiner Kur. Noch nie haben sich Menschen mir gegenüber so schnell geöffnet. Liegt sicher auch an mir, da ich zu dem Ehrenamt sicher anders hingehe, als ins Büro. Andererseits war ich beim Ehrenamt anfangs genauso nervös und wusste nicht was kommt. Doch diesmal wurde ich nicht ablehnend empfangen sondern mit offenen Armen und so konnte ich auch gleich aufmachen. Und schau, wenn ich man nicht ständig an mir herummäkelt, bin ich offenbar doch ein sehr soziales Wesen, mit dem man wunderbar klar kommen kann! Die soziale Unfähigkeit die mir jahrelang diagnostiziert wurde, haben die Mädels innerhalb kürzester Zeit widerlegt! Es kommt halt doch auch auf meine Mitmenschen an und nicht nur auf mich. Mit netten Menschen komme ich ohne Probleme klar!

© Libellchen, 2019

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