Zero – Marc Elsberg

Nachdem ich von ihm schon Blackout verschlungen hatte, fielen mir dann noch zwei Bücher von ihm zufällig in die Hände….

Als erstes nahm ich mir Zero zur Hand. Dabei geht es um ein Hackerkonglomerat mit Namen „Zero“. Doch die sind eigentlich nur „Beiwerk“. In Wirklichkeit geht es um die Überwachung im öffentlichen Raum. Um Datenbrillen mit Echtzeitgesichtserkennung und um eine Firma namens Freemee. Die sammelt Daten. Von ihren Nutzern, gegen Geld. Und dann gibt es noch die ActApps von Freemee. Die geben einem Tipps um den persönlichen „Wert“ zu steigern. Natürlich kann man sich dann auch noch das persönliche Werteranking anschauen und sich mit seinen Freunden vergleichen….

Es geht um Algorithmen, jene die sie programmieren und jene die sie nutzen ohne sie zu verstehen….

Beim Lesen wird schnell klar, dass Marc Elsberg ein Fan von Georg Orwell ist….

Auch die handelnden Darsteller sind gut bekannt. Eine neugierige Journalistin, ein technik-afiner Teenager, ein hübscher IT-Mann, gewinnorientierte Unternehmen und natürlich die Geheimdienste dieser Welt.

Das Buch hat tatsächlich das Potenzial einem Angst zu machen, zumindest wenn man sich nicht so gewahr ist, wie die digitale Welt läuft. Mir hat es nicht wirklich Angst gemacht. Zu vieles war mir schon bekannt. Die Handlung war aber durchaus interessant. Es war ein Worst Case Szenario. Wenn Menschen sterben, weil sie ganz in der digitalen Welt verankert, vergessen dass sie sterblich sind….

Die erste Hälfte des Buches hat mich total gefesselt. Vor allem die Echtzeitgesichtserfassungsbrillen. Ich glaube die sind – so wie im Buch beschrieben – noch Zukunftsmusik. Hoffentlich! Anderes ist natürlich bereits lange im Einsatz. Dann gab es auch noch einen Abstecher nach Wien zum Museumsquartier und anschließend „Der dritte Mann“-Like in den Untergrund. So was fesselt einen noch mal ein wenig mehr.

In der zweiten Hälfte des Buches wurde manches aber unglaubwürdig. Für mich persönlich zumindest. Ich kann mir schon vorstellen, dass manches bei dem einen oder anderen funktionieren mag. Ich denke aber ich kann ausschließen, dass ich zum Beispiel meine politische Meinung ändern würde nur, weil mir eine App dafür höhere Werte verspricht. Bei Kleidung glaube ich das schon eher. Trends werden ja schon sehr lange gemacht…. Karierte Röcke, Bomberjacken, Nike-Schuhe, etc. Darauf springen die Menschen schon länger an. Wobei ich mich da auch immer rausgehalten habe. Mir waren die Trends immer schon egal. Ich ziehe an was mir gefällt. Wenn ich etwas in der Pubertät recht schnell herausgefunden hatte, dann war das mein persönlicher Stil. Und der hält sich mehr oder weniger. Natürlich gibt es auch hier Veränderungen, aber nichts Aufregendes. Ich wurde nicht – wie im Buch von einer dunkelhaarigen Goth-Braut zu einer angepassten Blondine…. Natürlich habe ich einiges ausprobiert – vor allem Haarfarben – aber nicht weil sie im Trend lagen, sondern weil ich mir besser damit gefiel.

Im Buch funktioniert das alles wunderbar. Einfach mal mit einem höheren Werteranking locken und schon passt sich die Kontrollgruppe an…. Das wirklich beängstigende ist ja, dass es tatsächlich Menschen gibt, die das mitmachen würden… Oder auch müssen – siehe China.

Natürlich kann man so eine Anpassung auch nutzen für politische Zwecke.

Also viel hat er wirklich nicht ausgelassen. Und manches ist aus den Nachrichten bekannt.

Den Schluss fand ich ein wenig zu „einfach“ gelöst. Da glaubt man gerade die Journalistin hat sich eine aussichtslose Situation katapultiert und schwupp die wupp hat sie sich daraus befreit. Die letzten Seiten hätten definitiv noch Potenzial für ein wenig Grusel gehabt.

Lesenswert ist das Buch aber auf alle Fälle. Und wie schon bei „1984“ stellt sich ja die Frage wie wir in 30, 40 Jahren über das Buch denken werden…….

© Libellchen, 2019

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