Ich befürchte das wird jetzt etwas länger…
Meine Kartenlegerin hat mir prophezeit dass ich heuer noch ein paar familiäre Aha-Erlebnisse haben werde. Was mich jetzt nicht weiter überrascht hat. Habe ich schon seit fast 10 Jahren regelmäßig und das letzte Mal zwischen Weihnachten und Silvester voriges Jahr. Als es jetzt aber passiert, musste ich natürlich an sie denken und eigentlich hat sie das Aha-Erlebnis sogar angestossen! Genauso wie mein Kollege und Papa.
Immer wenn ich mich über meinen Kollegen ärgere, meint Papa immer nur „das kann dir doch egal sein“. Und ich sitze immer da und denke mir „Nein, ist mir nicht egal!“ Als ich bei der Kartenlegerin über meinen Kollegen sprach meinte sie „Ärgere dich nicht immer über dich, versuche es lieber mit Humor zu nehmen“. Und sie sagte da ganz beiläufig etwas sehr wahres! Ich ärgerte mich gar nicht über IHN, sondern darüber dass ICH mich von ihm AUSNUTZEN LASSE! Ich ärgere mich über mich selbst!
Bei mir haben so Aha-Erkenntnisse die Angewohnheit schleichend zur Erkenntnis anzuwachsen. Das ist eine beiläufige Bemerkung (oder auch mehrere) und irgendwann frage ich mich dann was dahinter steckt. Und in der Badewanne, am Klo oder auch bei einem Begräbnis sehe ich dann den Weg zur Erkenntnis. Dann dauert es noch ein wenig und irgendwann – beim Training, beim Duschen, im Infrarot oder auch beim Schlafen – kommt dann die Erkenntnis!
Mein Kollege – und früher auch Margit – sind zu faul zum selber denken und fragen mich aus. Und weil ich viel weiß und offenbar auch nicht die Auskunft verweigern kann, wenn ich es weiß, gebe ihnen die Antwort. Sie ersparen sich Zeit und Mühe und ich fühle mich danach ausgenutzt. Vor allem weil ich ja umgekehrt nichts zurück bekomme. Auch andere Menschen fragen mich Sachen und ich gebe ihnen Auskunft und fühle mich nicht ausgenutzt, weil ich weiß, wenn ich was brauche, dann helfen sie mir auch. Bei meinem Kollegen und Margit ist das aber eine Einbahn! Egal was ich meinen Kollegen in fast zwei Jahren gefragt habe, er wusste es nie! Auch nicht wenn es um seine Kernkompetenz ging! Ich musste immer alles selber herausfinden oder bei jemand anderem erfragen. Er war mir noch kein einziges Mal eine Hilfe. Daher fühle ich mich ausgenutzt. So weit, so klar. Doch warum stört es mich wenn er mich ausnutzt? Die Antwort ist komplizierter. Auf den Punkt gebracht lautet sie aber „wegen Opi“.
War ja jetzt irgendwie klar, oder? Wieder mal eine Erziehungsprägung! Was jetzt folgt ist Opis Weltsicht ohne Anspruch auf Objektivität oder Wahrheitsgehalt!!!!
Opi war ein toller Hecht. Ein sportlicher, hübscher, ehrgeiziger Mann. Er war Leichtathlet, Ralleyfahrer (auch wenn ich mittlerweile weiß „nur“ Beifahrer) und natürlich Bergsteiger. Fotograf und Kameramann. Und er war zutiefst gekränkt worden in seinem Leben von Kameraden die ihn ausgenutzt haben! Sich ausnutzen zu lassen war die achte Todsünde in meiner Kindheit! Sei paranoid. Sie vorsichtig. Teile nicht. Vertraue nicht. Alle sind gegen dich. Alle tun nur als seien sie Freunde und im Endeffekt nutzen sie dich doch nur aus! Auf der einen Seite waren Menschen die sich ausnutzen lassen „naive Hascherl“ die zu blöd sind für diese Welt. Auf der anderen Seite war er selbst so ein Opfer! Er war toll, aber andere haben mit seinen Fotos und Filmen Karriere gemacht! Ihm hätte das zugestanden. Er hatte so viel mehr geleistet und andere hatten das schöne Leben geerntet. Er hat ihnen vertraut, ihnen seine Fotos zur Verfügung gestellt und sie haben sein Vertrauen ausgenutzt.
Ich habe keine Ahnung was damals, wie gelaufen ist. War teilweise vor meiner Zeit oder als ich noch zu jung war um es zu verstehen. Was ich aber verstand, war sein Haß auf diese Menschen die ihn ausgenutzt haben. Und die Erkenntnis dass man sich nicht ausnutzen lassen darf im Leben! UNTER GAR KEINEN UMSTÄNDEN! Diese ausnutzen lassen war mein wöchentliches Mantra in meiner Kindheit. Mindestens einmal in der Woche kam das Thema hoch. Und ich sah wie sehr er darunter litt. Wie gesagt, keine Ahnung ob es wirklich so war. Keine Ahnung, was sein eigener Anteil daran war. Aber solche Überlegungen macht ein Kind nicht! Wenn der geliebte Großvater so leidet, dann lernt man recht früh „Lass dich nur nicht ausnutzen, sonst wirst du auch so!“
Und so trainierte ich mir – unbewusst – an, mich selbst zu schimpfen, auf mich selbst sauer zu sein, wenn ich mich von anderen ausnutzen lies. Weil ich es doch besser wissen müsste! Opi hat es mir doch fast zwei Jahrzehnte eingeimpft! Wieso also passiert es mir immer wieder? Vielleicht weil ich kein Arschloch bin? Weil ich viel weiß und deshalb auch viel weitergeben kann? Weil ich ein höflicher, harmoniesüchtiger Mensch bin? Es steht und fällt mit dem Gefühl des ausgenutzt werden. Würde mein Kollege umgekehrt wenigstens so tun als würde er mir helfen wollen, dann käme ich mir nicht ganz so blöd vor…..
Ich habe im Moment noch keine Idee wie ich das Thema am besten für mich löse. Das ist ja auch erst der nächste Schritt. Stay tuned….
© Libellchen, 2019
Danke, danke, danke 🙂
Bei mir gabs so nen Vater und Großvater – also Vaters Vater, von dem er das übernommen hatte – und wo ich mit über 40 drauf gekommen war, dass ich deshalb einen Glaubenssatz geprägt hatte – „mit meinen Ideen wird niemand reich“ – leider nicht dran denkend – auch ich nicht.
Den hab ich dann geändert auf – „meine Ideen machen mich erfolg-&-reich“.
Mein Opa hatte alle möglichen Dinge entworfen – und sein bester Freund hat ihm die Konsruktionspläne „abgeluchst“ – und dann teilweise die Ergebnisse patentieren lassen. Und Vaters Geschichte erinnert mich an deine hier.
Und ja, auch ich wurde immer und immer wieder ausgenutzt – aber immer finanziell – damals meine beste Freundin, die mir noch immer Geld schuldet – dann mein LetztEx dessen Firma-spielen ich finanzierte – dann der Musiker – dann die Support-Geschichte – ich investierte immer sowohl Arbiet, als auch Geld.
Ich für mich hab aber jetzt nie mich selbst geschimpft – oder war sauer auf mich – war schon immer ein Grummeln – von wegen – nö, nicht schon wieder. Aber ich hab mir jetzt einfach vorgenommen, dass ich nur mehr auf mich schaue – für niemanden – und schon gar nicht finanziell – in Vorleistung gehe – sondern mich bitten lasse – und wenn ich Lust hab, helfe ich – und wenn nicht – nicht 🙂
Was mir spontan zu deiner Geschichte einfällt
„Und die Erkenntnis dass man sich nicht ausnutzen lassen darf im Leben! UNTER GAR KEINEN UMSTÄNDEN! “
ist die Sache mit den Verneinungen.
Was möchtest du lieber – und/oder – was möchtest du statt dessen?
Was willst du wirklich?
Ich bekomme für meine Nettigkeiten die entsprechende Anerkennung.
Wenn ich meine/n KollegInnen helfe, zeigen sie entsprechende Dankbarkeit.
Irgend sowas in die Richtung – einfach auf nen Zettel aufschreiben und aufs Klo kleben – weil dort siehst es dann immer, wenn du ….. oder auch sonst wo hin 😉
Und deinem Opa mental seins zurück geben – such dir nen großen Stein, trag ihn bei der nächsten Wanderung lange im Rucksack mit – und dann such ihm einen schönen Platz in der Natur, wo du ihn ablegst und dir vorstellst, wie du deinem Opa sagst – es ist mir schon zu lange viel zu schwer – das mit dem Ausnutzen ist deins – ich gebe es dir hiermit zurück.
Danke für die Tipps! Im Moment ist grad viel los, dass das Thema mal wieder warten musste, aber ich werds noch lösen! Im Moment habe ich im Büro ja Ruhe weil mein Kollege im Urlaub ist, spätestens wenn er wieder retour ist, rückt es sicher gleich wieder in den Vordergrund! 😉
Kann ich eigentlich mehrere Themen, mit mehreren Steinen auf einmal lösen oder sollte ich jedes Thema einzeln anbringen?
In der Zwischenzeit überleg ich mir mal einen Satz….Was will ich, wenn ich ihm helfe, auch wenn ich weiß dass ich nichts zurück bekommen werde….Bei dankbaren Menschen ist das ja kein Problem, von ihm kommt aber keine Dankbarkeit, sondern maximal Überheblichkeit.
Es geht also eigentlich darum dass ich einen Ausgleich brauche dafür, dass er sich auf meine Kosten ein geruhsames Leben macht. Schätze ich werde das demnächst am Klo oder im Schlaf lösen 😉
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