Holpriger Wochenstart

Am Montag hatte ich einen Termin zur Bekleidungsanprobe beim Roten Kreuz. Nach einem 10 Stundentag fuhr ich im Schneesturm zur Station. Dort stand ich allerdings vor einer verschlossenen Tür. Am Weg war mir ein Rettungswagen entgegen gekommen und ich vermutete, dass die Station wahrscheinlich unbesetzt war. Diejenige die ich treffen sollte hatte ihr Büro im Keller – was ich auch schön am Schild lesen konnte. Es hang direkt gegenüber vom Eingang. Änderte aber nichts daran dass ich nicht reinkam. Ich läutete bei der Hausglocke, rief die Festnetznummer an und klopfte gegen die Scheibe. Doch nichts half. Nach 10 Minuten waren meine Hände schon eiskalt, ebenso wie meine Zehen.

Also zog ich unverrichteter Dinge ab. Und ich war stinksauer! Unnötige Wege bei Kälte sind mein ganz persönlicher Worst Case. Diese Woche ist sowieso total verplant und dann war der Weg auch noch umsonst! Bis ich zu Hause ankam hatte ich mich aber nicht nur wieder aufgewärmt – der Sitzheizung sei Dank – sondern ich hatte mich auch beruhigt. Ein böses Mail würde nur böses Blut bringen. Also schrieb ich ein eher unverfängliches, wo ich mein Scheitern an der Tür schilderte. Und ich war total stolz auf mich. Ich war nicht in meinem Ärger gefangen und konnte ärgerliche Situation mittlerweile recht gut auch wieder abschütteln. Das war früher anders! Da hätte ich mich wohl wochenlang darüber geärgert und aufgeregt.

Zu Hause angekommen wartete dann die nächste unnötige Überraschung. Der Rauchfangkehrer will eine Feuerbeschau machen. Nicht dass ich eine offene Feuerstelle habe… Zu Hause sein und € 30,– zahlen darf ich trotzdem. Das kam dann noch auf meinen Ärger drauf! Also beschloss ich mir ein Entspannungsbad zu gönnen. Und ich zog es absichtlich in die Länge damit ich mich auch ja beruhigte! Und es wirkte.

Am Dienstag wollte ich trotzdem nicht aufstehen. Wenn die Woche schon so anfängt…. Ich tat es trotzdem. Und traf meinen Ex-Chef zum Frühstück. Durch eine glückliche Fügung kam auch der einzige Personalvertreter in unserem Ministerium, den ich kenne und mag. Er setzte sich zu uns und bekam auch mit dass ich immer noch in der Luft hänge und meine alte Dienststelle nicht ganz glücklich damit ist. Er meinte dann auch, dass wir uns vielleicht mal zusammen setzen sollten. Das Angebot nehme ich gerne an. Vielleicht hat er ja eine Idee wie wir meine Situation verbessern können. Und zwar ganz ohne Druck, was auch Aussicht auf Erfolg hat normalerweise…..Mal schauen. Aber so eine Fügung ist normalerweise ein gutes Zeichen, das genutzt gehört.

Was mir mein Ex-Chef dann noch erzählte begleitete mich dann den ganzen Tag. Und zwar für mich im positiven Sinn. Für die anderen eher nicht…. Es ging um zwei meiner ehemaligen Mitarbeiterinnen. Die eine fiel offenbar länger aus weil sie eine OP wegen einer Frauengeschichte hatte und die andere hat von heute auf morgen ein Kind „geerbt“. Ich finde die Geschichte total krass, vor allem weil ich den Anfang vor sechs Jahren mitbekommen habe. Ein junges Mädchen in der Pubertät macht Probleme und will nicht auf seine Mutter hören. Haut immer wieder ab und wohnt beim Freund. Dessen Familie ist jedoch ein wenig „tief“ – so die Worte der Mutter. Damals ging die Sache sogar vor Gericht wegen Sorgerecht und so. Dann habe ich einiges nicht mitbekommen. Die Mutter hat sich in der Zeit allerdings scheiden lassen – da sie ihren Mann betrogen hat, der Neue hat sie aber mittlerweile auch betrogen – und ist in eine neue, kleinere Wohnung gezogen mit ihrer zweiten Tochter – mittlerweile ca. 13 Jahre.

Wie gesagt die letzten Jahre fehlen mir. Vorige Woche dürfte ihr das Jugendamt ihr viermonatiges Enkelkind vorbeigebracht haben, da die Tochter mittlerweile im Drogenmilieu versumpft ist. Und jetzt steht sie da. Mit 37. Ein Kind im Drogensumpf. Das andere am Sprung zur Pubertät. Kein Mann im Haus. Und ein Kleinkind – ihr Enkelkind – zur Pflege. Sie wird jetzt also in Karenz gehen. Ich denke so hatte sie das nicht geplant!

Und mein größtes Problem sind kalte Zehen und Finger weil ich eine versperrte Tür nicht überwinden kann! Ich kann auch gar nicht sagen WIE gut es mir den Rest des Tages ging. Ich darf mich echt über nix beschweren! Das Training ging total locker von der Hand und zu Hause auf der Couch fühlte sich mein Leben wie eine riesige, leckere Tafel Schokolade an. Oder auch wahlweise ein kuscheliges Bett. Die Sonnenstrahlen im Frühling die einem das Gesicht wärmen. Ich denke ihr versteht!

Hinzu kommt. Da ich nicht mehr die Vorgesetzte der beiden Mädels bin, ist es auch nicht meine Aufgabe Ersatz zu suchen, die fehlende Arbeitskraft auszugleichen,… So tragisch wie das für die beiden ist, so tragisch ist der zeitweise bzw. auch längere Ausfall der beiden für den Dienst! Und ich muss mich nicht darum kümmern!

Herrlich! Ich liebe mein Leben!

© Libellchen, 2019

3 Kommentare zu “Holpriger Wochenstart

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