Nicht alles ist klar gut oder schlecht für mich! Es gibt auch sehr viele Dinge die haben ihre Vor- und Nachteile…
Der Sozialstaat zum Beispiel:
Ich bin in einem Sozialstaat aufgewachsen und nehme das System so hin wie es ist. Mir ist bewusst, dass das System sehr komplex ist. Wenn man eine Kleinigkeit ändert, kann das große Auswirkungen haben. Ich würde mich also scheuen da einzugreifen. Ein echter Fan bin ich aber nicht uneingeschränkt.
Was ich gut finde ist das Gesundheitssystem und die Möglichkeit in Pension gehen zu können. Arbeiten bis zum Umfallen ist nicht anzustreben. Ich war auch schon mal sehr dankbar über die Möglichkeit Arbeitslosengeld beziehen zu können. Ich finde auch die Idee gut, dass Menschen die kurz vor der Pension die Arbeit verlieren mehr bekommen als solche die nie was eingezahlt haben. Ich kenne aber auch genug Geschichten von meiner Mutter, die mit arbeitsunwilligen Jugendlichen jahrelang zu tun hatte, um meinem Geld das mir monatlich abgezogen wird, nachzuweinen. Es gibt Menschen die in der sozialen Hängematten, von dem was ich zahle, leben. Und zwar nicht weil sie nicht können, sondern weil sie nicht wollen! Das könnte mich zwar theoretisch aufregen, praktisch hoffe ich allerdings auf das Karma.
Ich glaube auch dass unser Sozialstaat nicht effizient arbeitet. Nicht die besten Leuten sitzen an den wichtigen Stellen, sondern jene mit dem richtigen Parteibuch. Kompetenz hat bei Postenbesetzungen leider keinerlei Priorität. Und nach jedem Farbwechsel wird umgefärbt, auch ohne Rücksicht auf die zu erledigende Arbeiten. Sinnvolle Reformen werden so oftmals nicht vollständig durchgezogen und zurück bleibt ein Fleckerteppich der mehr Geld verschlingt, als notwendig wäre.
Doch was wäre das für ein Land ohne den Sozialstaat? Du wirst arbeitslos und hast keine Reserven? Pech gehabt. Du verdienst nicht genug um für die Pension vorzusorgen? Pech gehabt. Du bist krank und hast kein Geld? Pech gehabt.
Natürlich stellt niemand den Sozialstaat in Frage. Herr und Frau Österreicher wollen nur die Sozialleistungen nicht mit den Flüchtlingen teilen. Gut, das verstehe ich. Da kommen einfach Fremde und bekommen gleich viel wie diejenigen, die bereits einbezahlt haben. Warum eigentlich? Das wäre ja wirklich nicht notwendig. Menschlich gesehen reicht es flüchtenden Menschen ein Dach über dem Kopf, Nahrung, Kleidung, hygienisch einwandfreie Zustände und medizinische Versorgung zur Verfügung zu stellen.
Andererseits würde ich sagen reicht das auch für diejenigen Inländer die noch nie was eingezahlt haben. Denn wieso wird da ein Unterschied gemacht? Mir ist die Nationalität nämlich grundsätzlich wurscht. Entweder trägt ein Mensch etwas zur Gemeinschaft bei oder nicht….Und ich rede jetzt von Menschen die können aber nicht wollen!
Das ist auch das was mich an dem Thema so stört. Die Flüchtlinge werden verteufelt, dabei ist unser Sozialstaat vielleicht einfach nur falsch geregelt? Schon lange vor der Flüchtlingskrise 2015 gab es Menschen die auf Kosten anderer lebten, da hat es aber den Durchschnittsösterreich weit weniger interessiert! Klar durch die Flüchtlinge kamen da viel mehr Bezieher der Sozialleistungen dazu, was natürlich den Futterneid schürte. Mir persönlich ist es lieber das Geld geht an flüchtende syrische Familie als an einen langzeitarbeitslosen Alkoholiker ohne Migrationshintergrund. Aber egal was ich will, ich wurde und werde nicht gefragt. Ausser natürlich bei den Wahlen, wo ich meine Stimme auch immer abgegeben habe, was halt nichts geändert hat….. Meine Abzüge wurden mehr und diejenigen die nichts beitragen wollten, wollten immer noch nicht…
Wie gesagt, zweischneidiges Schwert und normalerweise versuche ich die Abzüge auszublenden und nicht weiter darüber nachzudenken. Und mit jedem Tag wo ich nicht auswandere, stimme ich dem System zu. Mit jedem Tag, wo ich in die Arbeit gehe, akzeptiere ich den Sozialstaat. Ich bin mir dessen seit zwei Jahrzehnten bewusst. Mit den Flüchtlingen hat das für mich nicht wirklich viel zu tun, auch wenn man dies als Anlass nehmen könnte um mal darüber nachzudenken ob Bargeld wirklich die beste Idee ist…..Für In- und Ausländer….Denn was menschlich gesehen für die Ausländer reicht, wird es ja auch für die Inländer, oder? Und wenn jemand mehr haben will im Leben als Almosen, muss er halt arbeiten gehen…..Die Inländer dürfen das ja zumindest, im Gegensatz zu den Asylwerbern.
© Libellchen, 2018
Ich halte es für eine Fehlinterpretierung zu glauben, dass einige nicht Wollen. Auf RTL kann man sich laufend solche Leute ansehen und deren Einstellungen hinterfragen und ja, einige sagen ganz deutlich in die Kamera, dass sie kein Bock auf Arbeit haben. Ich frage mich allerdings, ob das nicht jahrelang antrainierter Selbstschutz ist. Viele sind nämlich tatsächlich nicht in der Lage, sich zu waschen, rechtzeitig bei einem Arbeitgeber zu erscheinen und sich sozial in das komplexe Kollegengefüge einzubinden. Wenn man ganz ehrlich ist, will die auch kein Arbeitgeber. Und so wird aus dem nicht gewollt werden (vielleicht auch schon durch eine schlechte Kindheit geprägt) ein nicht Wollen, weil diese Aussage dem Langzeitarbeitslosen wenigstens an der Stelle das Gefühl einer selbstgetroffenen Entscheidung gibt.
Ich weiß ja nicht, wie es in Österreich auf dem Arbeitsmarkt aussieht, aber hier schwinden seit Jahrzehnten die Arbeitsplätze für die Nichtqualifizierten. Genau deshalb ist die Sozialhilfe bei uns um 2010 so drastisch gekürzt worden. Nicht weil man die in Arbeit bekommen wollte (obwohl das gerne immer so vermittelt wird), sondern weil Schröder damals wusste, dass eine riesige Welle an Arbeitslosen auf uns zukommen wird, die nicht mehr zu vermitteln sind, weil wir in Wahrheit keinen Platz für Unqualifizierte haben. Die Flüchtlingswelle wird uns irgendwann vor ein ähnliches Problem stellen, denn viele können kaum lesen und schreiben: https://www.zeit.de/2015/47/integration-fluechtlinge-schule-bildung-herausforderung Das werden die sogenannten „Arbeitsverweigerer“ von morgen werden, von denen wir behaupten werden, dass sie ja könnten, aber nicht wollten.
„Viele sind nämlich tatsächlich nicht in der Lage, sich zu waschen, rechtzeitig bei einem Arbeitgeber zu erscheinen und sich sozial in das komplexe Kollegengefüge einzubinden. “
Und warum?
Wenn jemand eine psychische oder physische Beeinträchtigung hat, gibt es entsprechende Möglichkeiten und Förderungen und Enrichtungen.
Und die, die sich mit Drogen das Hirn weggepustet haben – oder sich im Alk ertränken – oder sonstige selbstverschuldete Probleme haben – wessen Schuld ist das, dass die nicht können?
Und wer kann was an ihrer Situation ändern?
Also ich kenne die auf RTL auch und bin froh dass zumindest die nicht von meinem Steuergeld bezahlt werden, sondern von deinem. 😉
Ich finde du gehst da sehr tief. Sie würden eigentlich wollen, haben aber diverse tief sitzende emotionale Probleme so dass sie nicht können, sind sich dessen aber auch gar nicht bewusst und kommunizieren klar dass sie nicht wollen. Und oftmals stellen sie sich dann auch noch mit einem Selbstvertrauen hin und verlangen immer noch mehr von den anderen, weil sie es ihrer Meinung nach verdienen dass ihnen alles nachgetragen wird, dabei haben sie selbst noch nie was beigetragen. Ich denke du weißt dass ich ein sehr emphatischer Mensch bin, aber da ist dann halt auch irgendwann mal Schluss bei mir.
Und so lange sie selbst nichts ändern wollen, bzw. auch nicht glauben dass sie Hilfe benötigen weil sie ja sowieso die Schlausten sind, kannst du ihnen auch nicht helfen. Ausser natürlich ihnen weiterhin Geld in den Rachen zu werfen, damit sie weiterhin den ganzen Tag vor der Glotze hängen, während man selbst arbeiten geht….
Natürlich kann es auch sein dass sie sich selbst schützen, aber ich kann nur mit dem „arbeiten“ was jemand von sich selbst zeigt. Wie sich jemand selbst präsentiert. Wenn jemand den großen Checker gibt und nur die Hand aufhält ist er bei mir halt falsch. Er will was besseres? Dann soll er arbeiten gehen. Natürlich weiß ich nix vom Arbeitsmarkt in Deutschland. Aber bei besagter Sendung sieht man auch genug positive Beispiele wo Menschen sich wirklich bemühen und alles geben um nicht dem Staat auf der Last zu liegen. Diese Menschen würde ich jederzeit unterstützen. Ihnen unter die Arme greifen.
Schlimme Kindheit ist das eine – ich kenne wenig Menschen mit einer durchwegs glücklichen Kindheit – sein Leben lang darin gefangen zu bleiben, sich keine Hilfe zu holen, nicht daran zu arbeiten, sondern es sich als Opfer gemütlich machen ist etwas ganz anderes. Ich hatte auch genug zu tun und wenig Hilfe bzw. Rückhalt um dorthin zu kommen wo ich jetzt bin, aber ich bin nach jedem Rückschlag wieder aufgestanden und habe mich wieder hochgekämpft. Und ich kenne auch genug die im Drogensumpf versumpft sind, aber auch ein paar die es da raus geschafft haben.
Ich bin nunmal der Meinung dass man es selbst in der Hand hat was man aus seinem Leben macht. Wir leben ja in einem Sozialstaat wo man Hilfe bekommen kann. Wenn man allerdings immer nur Geld abholt und sich nicht mal eine psychologische Hilfe holt – weil man nach eigener Aussage ja sowieso so toll ist – dann kann sich an der Situation nichts ändern. Und wenn der Staat kein System implementiert um diesen Menschen auch psychisch zu helfen, sondern sie mit Geld abspeist, wird sich auch nichts ändern. Hilfe zur Selbsthilfe fehlt mir da bei uns völlig. Also bei Jugendlichen gab es dass bis vor kurzem, allerdings auch eher als Alibiaktion und meistens leider relativ zahnlos, aber die werden jetzt sowieso alle gestrichen, da unsere neue Regierung den Sozialstaat gerade zusammenstutzt.
Zum sonstigen Arbeitsmarkt in Österreich kann ich nur sagen, dass wir angeblich einen eklatanten Fachkräftemangel haben – also Jobs mit abgeschlossener Lehre. Die Wirtschaftstreibenden haben sich daher bei den Asylwerbern umgesehen, da sie keine Inländer fanden, und dürfen jetzt zuschauen wie ihre Arbeitskräfte im zweiten, dritten Lehrjahr abgeschoben werden…. Dann dürfte es vor allem im Westen Österreichs viele freie Arbeitsplätze im Gastgewerbe geben und viele Arbeitslose im Osten Österreichs. Da Österreicher aber grundsätzlich eher unflexibel sind – nehme ich jetzt auch gar nicht aus – wurden die freien Stellen im Westen vor allem durch Deutsche besetzt…. Ansonsten neigen wir dazu Arbeitslose in mehr oder weniger sinnlosen Arbeitsmarktmaßnahmen zu verstecken und die Arbeitslosenzahlen schönzureden und halt den Rest einfach mit dem Sozialstaat abzufangen. Es ist aber kein Geheimnis dass wir auf Dauer den Sozialstaat nicht mehr finanzieren werden können. Alleine das Pensionssystem ist langfristig nicht finanzierbar. Wenn es blöd hergeht, habe ich mein Leben lang andere finanziert und wenn ich in 25 Jahren vielleicht in Pension gehen könnte, ist für mich dann nicht mehr genug Geld um davon leben zu können… Aufgrund der hohen monatlichen Abzüge ist es aber auch recht schwer da auch noch privat vorzusorgen…
Manchmal wird zwar an der einen oder anderen Schraube gedreht, doch den großen Wurf den es bräuchte, damit alle Versprechen auch eingehalten werden können, den schafft keiner… Die neue Regierung hat es vor kurzem versucht und musste gleich mal wieder am Widerstand der Länder zurückrudern. Und so bleibt immer irgendwie alles gleich…Zahlen die nicht stimmig sind mit den Aussagen der Politiker. Versprechen, wo keiner weiß wie sie finanziert werden sollen und eine Bevölkerung die davon ausgeht dass alles so bleiben kann wie es ist. Dabei steht die Digitalisierung 4.0 vor der Tür. Und wenn wir davor nur den Kopf in den Sand stecken, wird sie nicht ohne gröberen Probleme an uns vorüber gehen….
Manchmal kommt mir der Sozialstaat wie eine Blase vor und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie platzt…