Ich habe mir immer schon schwer getan mich einzuordnen. Genauso schwer wie mit der Wahl einer Partei bei jeder Wahl. Ich fühle mich nirgendwo wirklich zu Hause. Niemand der wirklich meine Interessen vertritt.
Was ich immer schon ausschließen konnte ist der rechte Rand. Gerade als Frau tue ich mir schwer mit den Patriarchen. Ihre „Frauen zurück an den Herd-Haltung“ geht mir sehr gegen den Strich. Als 40jährige, kinderlose, unverheiratete Frau bin ich in ihren Augen wahrscheinlich auch nicht allzu viel wert… Ich erfülle die Rolle die sie mir zugestehen würden überhaupt gar nicht. Ausserdem haben die echten Rechten – und ja ich habe mal einen echten, bekennende Neonazi kennengelernt – etwas an sich, dass sich mir die Haare auf der Haut aufstellen. Wie bei Schlangen übrigens….. Ich empfinde einen unbändigen Fluchtinstinkt und erstarre gleichzeitig.
Andererseits werde ich mit den echten Linken auch nicht warm. Ich mag nicht vom Staat bei allem bevormundet werden und dieses gleichschalten der Menschen widerspricht auch meinem innersten Bedürfnis nach Individualität. Ausserdem glaube ich nicht dass die Idee des Marx-Kommunismus bei den Menschen funktionieren kann. Ich glaube einfach nicht „dass nichts einzelnen Personen allein gehören soll, sondern alles dem Volk gemeinsam“ im echten Leben – heutzutage – funktionieren könnte. Also weder rechts noch links sind für mich eine Option. So gesehen fallen FPÖ und Grüne bei mir schon mal raus. Und natürlich auch die KPÖ so es sie in Österreich noch gibt. Wobei ich nichts gefunden habe zur Haltung des Kommunismus zu Umweltthemen – eines der Hauptthemen der Grünen (den wenig verbliebenen).
Ich bin mir also sicher dass ich mich in der breiten Mitte wiederfinde. Wo sich vermutlich sehr viele einordnen würden, so sich denn darüber Gedanken machen würden. Ich glaube nicht dass alle die FPÖ wählen echte rechte Recken „antidemokratischen Rechtsextremismus, die ihre äußersten Extreme in Bewegungen wie Faschismus oder Nationalsozialismus finden“ sind und echte Linke in Österreich sind sowieso rar gesäht.
Die Parteien am äußeren Rand bekommen auch Wähler aus der Mitte – auch wenn sie sich dessen vielleicht gar nicht bewusst sind. Also die Wähler meine ich. Ich glaube die wenigsten machen sich über solche Dinge so viele Gedanken wie ich. Vor Wahlen merke ich ja immer wie sich die Leute irgendetwas rauspicken aus den Wahlkampfversprechen und so ihre Wahl treffen. Oder sie wählen eine Partei wegen der blauen Augen ihres Chefs. Oder wegen dem Alter des Spitzenkandidaten. In meiner Familie bin ich Gott sei Dank gesegnet mit mündigen, informierten Bürgern die sich Wahlprogramme durchlesen und dann die für sie persönlich beste Wahl treffen – was schon mal von meiner persönlichen Wahl differenzieren kann, ohne dass mich das stören würde. Im Gegenteil wenn jemand seine Wahl begründen kann, dann kann ich es ja nachvollziehen! Was ich eben nur nicht nachvollziehen kann ist dieses ich wähle den jungen Mann, weil er jung ist….
Aber ich gleite ab. Wir sind bei der Mitte angekommen. Hier tummeln sich ja noch ein paar Parteien. Am linken Rand hätten wir die SPÖ und die Liste Pilz? Also bei der Liste bin ich mir nicht ganz sicher wo sie genau stehen. Aber rein aufgrund des Vorsitzenden würde ich sie eher am linken Rand ansiedeln. Und am rechten Rand ist mittlerweile die ÖVP angekommen. Die Neos würde ich eher mittig ansetzen. Wobei die zwei kleiner Parteien (Liste Pilz und NEOS) eher schwer einzuordnen sind, da sie nicht so viel wert auf ihre Positionierung legen, sondern vielmehr versuchen mit Sachthemen zu punkten. Zumindest ist dies mein Eindruck.
Ich habe also persönlich bei jeder Wahl die Auswahl aus vier Parteien – SPÖ, ÖVP, NEOS, Liste Pilz. Wobei stimmt nicht. Die Liste Pilz ist noch recht neu, früher hatte ich also die Wahl zwischen drei Parteien.
Wobei natürlich für mich nie interessant war ob jemand rechts oder links stand. Mir kam es schon immer auf die Inhalte an. Wofür steht eine Partei und was ist ihr wichtig? Wo habe ich Schnittpunkte?
Dazu das nächste Mal mehr.
© Libellchen, 2018