Mach ma scho!

Ich bin nicht wirklich Teamarbeit gewohnt. In meiner alten Dienststelle hatte ich Mitarbeiter. Wir arbeiteten in einem sehr hierarchischem System. Ich war Chef, gab Aufträge und die Mitarbeiter setzten sie mehr oder weniger um – je nachdem ob ihnen danach war oder nicht. Wenn sie es nicht taten musste ich die Chefin raushängen lassen und ihnen die Aufgabe nochmal nachdrücklicher geben. Das spielten wir oftmals ein dutzend Mal hin und her. Bis keine Zeit mehr war und ich es einfach selber machte. Ich hatte mir das System nicht ausgesucht. Das war ganz normal. Ober und neben mir. Alle machten das so. Fakt war, ich war verantwortlich und habe mich daran auch gewöhnt.

Letzte Woche war meine letzte Arbeitswoche vor dem Urlaub. Eine sehr lange Woche! Montag ein 12 Stunden-Tag, Dienstag nach der Arbeit zur Ärztin – Wartezeit inklusive, Mittwoch nach der Arbeit zum Training und Donnerstag wurde es ganz lustig. Eine Dienstreise stand auf dem Plan. Geplant war ja eigentlich dass mein Kollege mit mir fährt. Zu zweit hätten wir uns die Arbeit teilen können, doch er war immer noch krank. Mrs. Wichtig wollte unser Chef nicht mitnehmen – ich habe nicht gefragt warum – also blieb es an mir hängen. Hätte ich es mir nicht zugetraut, hätte ich mich gewehrt, doch ich bin es gewohnt Dinge alleine zu bewerkstelligen. Also habe ich nichts gesagt. Und so fuhren wir am Donnerstag um 6 Uhr 30 vom Büro weg. Ich fuhr. Ohne Frühstück. Knapp zwei Stunden. Dort angekommen, baute ich erstmal den PC auf. Danach schrieb ich fünf Stunden mit fürs Protokoll. Als Dankeschön zahlte mir mein Chef das Mittagessen und danach brachte ich uns wieder heil nach Hause.

Um 16 Uhr 30 waren wir nach genau 10 Stunden wieder retour. Am Freitag war dann mein letzter Arbeitstag. Das Protokoll musste rein geschrieben werden und ich musste auch noch Rücksprache halten mit ein paar Teilnehmern vom Vortag. Insgesamt saß ich sieben Stunden an der Reinschrift und den letzten Arbeiten, bevor ich den Stand der Dinge bei meinem Chef meldete. Er sah mir an, dass ich fertig war. Abgefeuert. Ich sehe müde aus. Wie es mir ginge mit meinem Gewaltakt. Er wusste was ich am Tag zuvor und am Freitag geleistet hatte. Und das freute mich. Mein Einsatz war nicht unbemerkt geblieben.

Mein Kollege war immer noch krank und Mrs. Wichtig fühlte sich bemüßigt mir zu erzählen dass sie mir schon geholfen hätte, aber anbieten wollte sie sich auch nicht. Ich sagte ihr dann nicht, dass sie unser Chef nicht dabeihaben wollte…

Was hat das alles mit Teamwork zu tun? Na nichts. Ich habe es mal wieder alleine hinbekommen. Der eingeteilte Helfer gönnte sich zwei Wochen Krankenstand nach einem Schock. Was ich besser weggesteckt hätte, wenn ich nicht am selben Tag einen Schock gehabt hätte und am Montag darauf wieder arbeiten gegangen wäre! Und Mrs. Wichtig denkt sogar darüber nach, dass ich möglicherweise Hilfe brauchen könnte, erzählt das auch allen anderen, bietet sich aber nicht an. Nicht falsch verstehen, ich habe beide nicht gebraucht. Doch umgekehrt…. Wenn ich sie umgekehrt hätte hängen lassen…. Was hätte das wieder für ein Gerede gegeben! Dann wäre ich wieder nicht fähig für Teamwork. Dabei stünde ich bereit. Man könnte mir schon helfen. Man bräuchte nur da sein oder sich anbieten….

Nicht? Okay, dann verlasse ich mich wie immer auf mich selber! Da werde ich wenigstens nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich überrasche mich immer wieder selber was ich alles schaffen kann.

Aber jetzt habe ich mal Urlaub! Jippih!

© Libellchen, 2018

Ein Kommentar zu “Mach ma scho!

  1. Menno – wie bekannt – ich bin am Freitag auch mal wieder um 16 Uhr raus – wegen Monatsabschluss vorm Urlaub wärs gwesen – und alles fertig machen – wobei – so ätzend wie diesmal wars schon lang nimma.

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