Wenn ich früher etwas machen sollte, das ich nicht konnte, fühlte ich mich gleich wieder klein und unnütz. Ich versuchte auch all jene Dinge perfekt hinzubekommen, die ich nicht kann. Was natürlich nicht funktioniert hat und zu sehr viel Unsicherheit und Frustration geführt hat!
Die eingetrichterte Vorgabe meiner Großeltern „Wenn du etwas nicht kannst, dann übst du so lange bis du es kannst!“ Sie haben immer versucht meine Schwächen auszubügeln und haben nie meine Stärken gestärkt. Zeichnen wurde dadurch nicht nur in der Schule zum Horror, sondern auch am Nachmittag zu Hause….
Heute weiß ich, niemand kann ALLES! Ich bin sehr gut mit Zahlen und in organisatorischen Dingen. Ich kann sinnerfassend lesen, habe einen relativ großen Wortschatz, kann logisch und analytisch denken und erkenne das Große und Ganze recht leicht. Ich habe eine große Empathiefähigkeit und viel Verständnis. Ich bin geistig flexibel und kann auch andere Wahrheiten gelten lassen.
Doch wenn mir jemand heutzutage eine Aufgabe „aufs Auge drückt“ die einfach nicht in meine Kernkompetenz fällt, dann mache ich so wie ich denke und wenn sie nicht gefällt, dann soll sie oder er die Arbeit selber machen! Ich gurke nicht mehr ewig herum und versuche Dinge perfekt hinzubekommen, die ich einfach nicht kann….
Und wenn dann jemand über die Qualität meiner abgelieferten Leistung Worte verliert, sollte sich derjenige nicht wundern wenn ich sie ihm vor die Füsse knalle… Nicht dass mir so etwas vor kurzem passiert ist… Aber fast. Es hat jemand versucht mir Arbeit umzuhängen und ich habe kurz überlegt und bin auch kurz in Panik verfallen. Wenn ich das perfekt machen will, bekomme ich ein Problem. Dann fiel mir ein, dass es eigentlich nicht meine Aufgabe ist und ich die Arbeit gar nicht machen muss. Was ich dann auch nicht tat. Doch selbst wenn ich es gemacht hätte, dann sicher nicht perfekt. Und ob es dann gefallen hätte oder nicht wäre mir dann auch egal gewesen!
© Libellchen, 2017
Kenn ich – ich mache Dinge selten perfekt, sage aber zu oft ja, auch wenn ich keine Ahnung bzw. nur eine ungefähre Ahnung vom Lösungsweg habe. Erwartet wird aber eine Lösung und kein Forschungsprojekt ( wozu Lösungsversuche ohne ausreichende Fachkenntnis leicht ausarten )..
Das war eine gute Entscheidung. Es ist mir auch oft passiert, dass man mir Arbeit aufdrängte, die ich eigentlich gar nicht hätte machen müssen. Wenn mir das heute passiert, denke ich erst nach und dann fällt mir oftmals ein, wie bei Dir, dass es gar nicht meine Arbeit ist.