Nach der ersten Runde hatte ich das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Ich konnte es zwar noch nicht greifen, aber im Bauch fühlte sich das ganze plötzlich viel besser an. Und das obwohl Runde 1 nicht ohne Tränen abgegangen war! Aber ehrlich gesagt will ich meine Kraft auch nicht mehr darauf aufwenden so zu tun als wäre ich cool, während meine Seele weint! Da heule ich lieber wirklich und suche nach einem Ausweg!
Meine zweite Karte motivierte mich dann zusätzlich. Da standen so Dinge wie – ich sei dabei aus dem Kampf gegen das Schicksal auszusteigen, in mir lichte sich etwas, neues könne gedeihen, etc. Das war mehr oder weniger die Bestätigung meines Bauchgefühls. Bis wir begannen darüber zu reden und ich plötzlich emotional kippte. Ich habe keine Ahnung in welchem Zusammenhang es kam, doch es ging ums wieder aufstehen…. Und da war ich dann gleich mal gefrustet. Ich habe das Gefühl seit 40 Jahren nichts anderes zu tun, als immer wieder aufzustehen. Und warum? Weil ich immer wieder hinfalle! Ich konnte es einfach nicht hören. Ich bin es leid aufzustehen. Ich bin es leid hinzufallen. Ich will dass es endlich mal leicht geht. Und ich wäre auch bereit etwas dafür zu tun, wenn ich bloß wüsste was!!!!
Ich war ja hingegangen wegen meiner Herausforderungen im Beziehungsbereich und plötzlich waren wir dabei, dass das Muster – ich mache auf und mein Gegenüber sucht das Weite – früher überhaupt einen zwischenmenschliche Problematik war. Nicht nur Männer suchten das Weite, auch Freundinnen verschwanden regelmäßig. Warum ich es dann auf Männer reduziere wollte die Gastgeberin wissen. Und ich so – na weil es heutzutage nur mehr Männer betrifft! Und sie so – aber früher war das auch bei Freunden. Und ich so – ja. Und sie so – und was hat sich dort geändert? Wieso ist es dort kein Thema mehr? Und ich so – weil Aretha das Muster durchbrochen hat. Und sie so – Und wie hat sie das gemacht? Und ich so – sie ist einfach geblieben!
Das war wirklich witzig damals. Ich war gerade in der – ich habe keine Lust auf eine neue Freundin Phase. Und dann kam Aretha an. Ich weiß nicht mehr ihre genauen Worte, aber auf meinen Hinweis ich brauche keine Freundin meinte sie sinngemäß „Mir egal. Ich mag dich. Ich bleibe. Du wirst dich schon daran gewöhnen“. Das war vor ca. 14 Jahren und sie ist tatsächlich geblieben. Sie hat mein Muster einfach durchbrochen. Danach ist es mir zwar nochmal passiert bei einer Freundin, aber das war nicht mehr so schlimm. Es war für mich zu dem Zeitpunkt nämlich kein Muster mehr, sondern ein ganz individueller Fall, wo ich auch genau benennen konnte, warum es so gekommen war!
Und da keimte in mir die Idee auf, Aretha als geistigen Anker zu verwenden. Wenn sie das Muster bei Freundinnen durchbrechen konnte, wieso soll es nicht auch einen Mann geben, der es bei meinen Beziehungen schafft? So wächst bei mir Hoffnung und wird langsam zu Zuversicht…..
Was auch noch Thema war bei der zweiten Runde war das Thema, es gibt ja viele unterschiedliche Arten von Beziehungen. Und wenn ich so konkret bei mir sei, wie ich es nun mal bin, könnte es auch sein, dass für mich eine Beziehung besser wäre, wo ich auch meinen Freiraum behalten kann…. Da wollte ich definitiv auch nicht hinschauen an diesem Abend!
Alles in allem hat der Abend aber definitiv viel gebracht. Es ist keine Blockade in mir, es ist meine Einstellung und auch Vorsicht aufgrund meiner leider viel zu zahlreichen Verletzungen die ich schon hinnehmen musste. In diesem Zusammenhang fiel mir auch wieder mein Telefonat mit der Vergangenheit ein, doch in diesem Moment war es nicht weiter greifbar für mich. Es war schon 22 Uhr, ich war verheult und emotional ausgelaugt….Wir bekamen dann auch noch einen Text zu lesen, der sich aus dem Würfelergebnis des Abends ergab. Als ich die Überschrift las, wurde ich gleich wieder unrund „Erschütterungen überstehen“. Der Inhalt war dann weniger schlimm. Es geht eher darum alles wird gut, ich brauche gar nichts tun. Wieder so ein Ansatz mit dem ich nichts anfangen kann. Abwarten und Tee trinken ist halt auch nicht so meins….Doch darüber habe ich erstmal auch nicht mehr den Kopf zerbrochen. Ich musste schleunigst nach Hause, doch dazu musste ich erstmal mein Auto holen.
Um halb zwölf war ich zu Hause, dann noch duschen und kurz vor Mitternacht war ich im Bett. Dort fand ich aber keinen Schlaf, sondern nur Tränen…. Dementsprechend fertig war ich am nächsten Tag im Büro als mich mein Kollege freudestrahlend empfangen hat und wissen wollte, wie es gewesen ist…
© Libellchen, 2017