Vor ein paar Tagen ist mir etwas witziges passiert. Ich habe mit einem fremden Mann telefoniert, den ich auf einer Singleseite kennen gelernt habe. Eigentlich finde ich das unnötig, aber er bestand darauf. Er telefoniere immer bevor er sich real treffen würde. Ihm gebe das sehr viel. Mir gibt das gar nichts. Die gänzlich Ungeeigneten kann ich mit dem Schreiben aussortieren und den Rest finde ich nur bei einem echten Treffen heraus.
Doch ich war bereit meine Wohlfühlzone zu verlassen. Letztens habe ich einen Spruch gelesen „Dein Leben beginnt dort, wo deine Wohlfühlzone endet.“ Das fand ich richtig gut. Und so wagte ich einen Anruf.
Und er ist in etwa dort, wo ich vor fünf Jahren war.
- Er versucht positiv zu denken
- Er hat eine nicht ganz problemlose Kindheit, wo er noch an dem einen oder anderen arbeiten muss
- Er geht davon aus dass er schwer eine Partnerin findet, weil er ein kompliziertes Wesen hat
- Er geht davon aus alle Frau „so und so ticken“ und alle Männer „so und so“
- Er ist der Meinung nur Vorfreude ist wahre Freude
- Und alle Beziehungen sind schwierig
Der Arme. Er hat noch einen weiten Weg vor sich…. Als erstes habe ich ihm versucht zu erklären dass nicht alle Frauen und Männer gleich ticken und jeder Mensch in einem gewissen Alter, mit gewissen Erfahrungen ein kompliziertes Wesen hat. Die Kunst ist es jemand zu finden der zu einem passt….Das mit der Vorfreude kenne ich auch. Früher habe ich von Vorfreude gezehrt! Doch wenn man sich zu viel über Zukünftiges freut, verpasst man die Schönen Dinge im Heute und meine Vorfreude endete meistens mit einer Enttäuschung….
Ganz toll fand ich, dass er mich naiv nannte :-). Ich meine, ich verstehe ihn schon. Als ich dort war, wo er heute ist, hätte ich mich auch naiv genannt….Ich habe nämlich gemeint, dass ich mir eine „einfache“ Beziehung wünsche. Wo es einfach passt und man sich beieinander wohl fühlt. Das heißt ja nicht, dass man mal unterschiedlicher Meinung ist, aber wenn es passt, dann kann man auch solche Unterschiede händeln. So es denn beide wollen. Und auf den Mann warte ich jetzt. Das fand er komisch, denn in seiner Welt, sind eben alle Beziehungen kompliziert und das ist die Realität an der sich nun mal nicht rütteln lässt.
Mit „Egal ob du sagts dass du kannst oder sagst dass du es nicht kannst, du wirst auf jeden Fall recht behalten“ konnte er auch noch nicht viel anfangen…Da er ja eingangs erwähnt hatte dass er positiv denken würde, versuchte ich ihm nachzulegen, dass er doch vielleicht ein wenig positiver an das ganze rangehen sollte. Da er das aber nicht wollte – an der Realität lässt sich nun mal nicht rütteln – erklärte ich ihm dass wir dann definitiv nicht kompatibel seien. Ich bedanke mich dafür dass er mir einen Weg erspart habe und verabschiedete mich.
Wie gesagt, ich fand das Gespräch witzig. Er vielleicht weniger…. Aber er wollte ja unbedingt telefonieren. Das Telefonat vor dem realen Treffen ist seine Wohlfühlzone und aus der kommt er auch noch nicht raus. Ich habe meine Wohlfühlzone verlassen und mir eine Anreise erspart. Was mir bei ihm nur so gut gefallen hat, dass ich mein altes Ich in ihm wiedererkannt habe. Ich habe mal ganz gleich getickt…. Und es ist noch gar nicht so lange her. Fünf Jahre ist nicht lange. Mir kommt es viel länger her. Wie ein weit entferntes Ich von mir. Das witzigste daran ist, er wohnt in der selben Stadt, wo ich vor fünf Jahren noch wohnte…. Wo genau habe ich sicherheitshalber nicht gefragt….
© Libellchen, 2017
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