Zusätzlich zu vielen anderen Vorteilen meines neuen Arbeitsplatzes, habe ich auch noch einen netten Kollegen im Büro. Ein Mann der aufmerksam ist, zuhört, sich gesagtes merkt, selbstreflektiert ist und mit dem ich philosophieren kann. Thema diese Woche. Enttäuschungen. Dabei haben wir einen ein wenig unterschiedlichen Zugang. Ich sags gleich, ich bin noch nicht zu einem endgültigen Ergebnis gekommen, aber vielleicht habt ihr ja auch noch einen Input für mich…..
Ich sehe es so. Wenn ich mir selbst etwas einrede und dann draufkomme dass ich falsch liege und dann von jemand enttäuscht bin, dann bin ich ganz alleine dafür verantwortlich. Bspl. der Ex. Nach der ersten gemeinsamen Zeit, ließ die Leidenschaft stark nach. Ich redete mir damals ein, so sei er halt. Ich habe ihn nicht darauf angesprochen, sondern einfach etwas vermutet. Die Wahrheit war, er war einfach nicht mehr so an mir interessiert, weil er seine große Liebe wieder flachgelegt hat.
Was anderes ist es für mich, wenn mir jemand etwas zusagt bzw. verspricht und es dann nicht tut. Wenn ich dann davon enttäuscht bin, dann hat das Gegenüber, meiner Meinung nach einen sehr großen Anteil an meiner Enttäuschung. Schließlich hätte ich vieles nicht geglaubt, wenn er oder sie mir das nicht so gesagt hätte!
Ich sehe den Auslöser der Enttäuschung also jeweils bei jemand anderem. Mal bei mir selber, mal bei der Person welche etwas gesagt hat, was sie nicht gehalten hat.
Er sieht es anders. Der Auslöser für die Enttäuschung liege immer bei uns selber, da wir uns ja auch täuschen liesen.
Und damit tue ich mir gerade ein wenig schwer. Denn täuschen lasse ich mich nur von Menschen denen ich vertraue – wenn ich mich nicht gerade selbst täusche, weil ich die Wahrheit nicht wahrhaben will! Und manchen Menschen muss ich einfach vertrauen, weil ich mich sonst ja gar nicht mit ihnen abgeben bräuchte. Wenn ich einen Partner habe und nicht bereit bin seinen Worten zu glauben, dann brauche ich ja keine Beziehung. Doch wenn mir mein Partner etwas verspricht und ich ihm vertraue und glaube und er dann wortbrüchig wird oder es sich einfach anders überlegt, dann bin ich enttäuscht!
Was genau könnte ich also anders machen um die Enttäuschungen in meinem Leben zu reduzieren? Außer mich auf einer einfachen Insel verkriechen und mich von anderen Mensch fern halten? Oder muss ich mir nur eine härtere Schale zulegen? Mein Kollege ist von der Menschheit irgendwie desillusioniert. Doch so könnte ich auch wieder nicht leben. Ich brauche irgendwie die Hoffnung dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die auch meinen was sie sagen. Die auch vor haben ihre Versprechen einzuhalten. Die nicht gleich umfallen und davon laufen wenn es mal ein wenig schwierig wird. Keine Ahnung wo ich die Hoffnung hernehmen. Von den letzten Männern in meinem Leben definitiv nicht. Vielleicht habe ich mir doch ein wenig kindliche Naivität bewahrt….
© Libellchen, 2017
Ein bisschen hat der Kollege schon recht. Wenn z. B. einer immer etwas verspricht und es dann nicht hält, ist das mein Problem, weil ich es hätte besser wissen müssen. Natürlich ist man trotzdem enttäuscht, das passiert ganz automatisch, aber diesem Menschen darf man einfach nicht vertrauen.
Lustiger Weise versucht man solchen Menschen im Privaten immer wieder zu vertrauen, aber im Beruflichen würde man schon längst Gegenmaßnahmen einleiten. Wenn einer z. B. ständig Berichte zu spät abgibt, dann fängt man an, ihn frühzeitiger zu kontrollieren, anstatt auf die rechtzeitige Abgabe zu vertrauen.
Das stimmt schon, aber er meinte nicht wiederholte, nicht eingehaltene, Versprechungen, sondern überhaupt…
Für mich klang das sehr nach grundsätzlich niemand vertrauen um sich nicht täuschen lassen zu können. Und damit habe ich ein Problem…
Wenn ich jemand immer wieder etwas durchgehen lasse, sehe ich rückwirkend sehr wohl meinen eigenen Anteil…..
Ich hatte mal eine Freundin, die hat sich extrem viel rausgenommen und irgendwann reichte es mir dann doch. Rückblickend hätte ich die Freundschaft schon Monate zuvor beenden sollen…. Aber danach ist man ja bekanntlich meistens schlauer 😉
Von Anfang an finde ich auch übertrieben. Ich glaube, dass jede Freundschaft mit Vorschuss-Vertrauen beginnt und entweder man wird irgendwann enttäuscht oder die Freundschaft wächst. Den Absprung zu finden, wenn man enttäuscht wird, finde ich auch immer nicht ganz einfach.