Neuanfang

Die Menschen stehen nicht auf Veränderungen. Für manche sind schon kleinste Veränderungen eine Katastrophe. Das Leben komplett auf den Kopf stellen, geht schon mal gar nicht! Diese Leute verharren auch oft Jahre oder Jahrzehnte in einem Job oder einer Beziehung die ihnen eigentlich nicht gut tut. Auch wenn sie leiden sind sie so erstarrt in ihrem Leben, dass sie nicht wissen wie sie es lösen sollen. Ich bin da anders.

Klar auch ich steh nicht so auf Veränderungen, aber ich weiß zumindest wenn sie notwendig sind, treffe eine Entscheidung und ziehe es dann auch durch! Dabei überstürze ich aber nichts. Ich habe eine extrem hohe Leidensfähigkeit. Lasse mir sehr viel gefallen, finde Gründe mich noch ein wenig länger zu quälen. Nicht aufzugeben. Durchzuhalten. Man weiß ja nie wie weit es noch ist bis zu einer Besserung. Vielleicht ändert sich ja was…. Nein, tut es nicht!

Trotzdem stehe ich nicht so auf Neuanfänge! Was verstehe ich darunter. Einen extremen Einschnitt ins Leben, der selbst gewählt sein kann, aber auch von anderen erzwungen wird. Nur ein neuer Job, muss noch kein klassischer Neuanfang sein. Zumindest für mein Empfinden. Von Neuanfang rede ich erst, wenn es sehr emotional und chaotisch zugeht. Ich hatte schon ein paar davon….

  1. Der Umzug von meinen Großeltern zu meiner Mutter und meinem Stiefvater. Das war eine 180 Grad Änderung meines Lebens. Und das mit 16 Jahren. Also in der Selbstfindungsphase. Hardcore!
  2. Der Auszug bei meiner Mutter und die Gründung einer WG mit meiner damaligen besten Freundin in einer neuen Stadt, weit weg von zu Hause. Meine alten Freunde haben mir den Wegzug übel genommen und mich ab da geschnitten, wir mussten uns also auch neue Freunde suchen! – Da wir zu zweit waren ging es relativ gut!
  3. Das Abtauchen meiner besten Freundin und mich zurücklassen mit einem Haufen Schulden und dem ungeplanten Auszug aus der Wohnung – da ich sie mir alleine nicht leisten konnte. Dazu kam ein neuer Freund und der Umzug nach Wien. – Das ging auch einigermaßen, einen neue Liebe macht vieles wett!
  4. Der erste Jobverlust. Alles richtig gemacht und trotzdem arbeitslos. Neuen Job suchen, Bewerbungen schreiben – die ersten per Mail. Dazu das erste Mal AMS. Der Verlust des ersten Chefs der einem alles beigebracht hat, Mobbing unter angeblichen Freunden und dazu der Zeitdruck einen neuen Job finden zu müssen, damit man die Miete weiterhin zahlen kann! – Das war gar nicht nett!
  5. Verlust zweiter Job. Wieder Mobbing. Verlust von liebgewonnen Kollegen. Wieder Existenzdruck. € 400,– Miete; € 890,– Arbeitslose. Der Versuch im öffentlichen Dienst Fuß zu fassen. Warten. Warten. Das Geld wird eng. Warten. Warten. Die letzten Reserven sind aufgebraucht. Warten. Warten. – das hat zumindest geklappt!
  6. Das Ende vom Ex. Die Erkenntnis eineinhalb Jahre verarscht worden zu sein. Die Entscheidung habe ich nicht überdacht, aber auch nicht bereut. Ich habe gleich mal meine Sachen gepackt, bin ausgezogen und zu Hause in meiner alten Wohnung habe ich dann erst darüber nachgedacht was ich getan habe und wie es jetzt weiter geht…. – Das war echt Hardcore
  7. Das Ende vom süßen Typ. Der Fall von der zweiten Wahl zu gar keiner Wahl. Ich weiß bis heute nicht wie ich das überstanden habe, aber auch hier bin ich gestärkt daraus hervor gegangen! – Das war aber definitiv mein schlimmster Neuanfang!
  8. Der Umzug in meine jetzige Wohnung. Dieser Neuanfang war lange geplant und eigentlich mein einziges Ziel das ich mir gesetzt hatte und auch erreicht habe! – Der einzig geplante, freiwillige Neuanfang! Hier hat niemand mitgeredet und es gab nur mich und meine Entscheidungen!

Den letzten Jobwechsel zähle ich nicht zu meinen Neuanfängen. Dazu war es zu einfach! Ich bin ja nur im selben Ministerium gewechselt. Sogar die Lokation kannte ich vorher schon. Auch die anderen Beziehungsenden zähle ich nicht dazu, sie haben mich nicht zu einem Neuanfang getrieben. Wegen ihnen gab es keine emotionale Neuorientierung bzw. -ausrichtung.

Ich denke, das würde eigentlich reichen für ein ganzes Leben. Ich bin auch gerade ein wenig müde und hätte eigentlich keine Lust nochmal neu anzufangen. Wenn ich mir meine Bilanz anschaue und sehe was ich schon alles überlebt habe, habe ich aber auch keine Angst davor….

© Libellchen, 2017

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