Was macht ein Mensch mit einem Rettersyndrom wenn er keine Opfer findet? Er wird zum Täter, schafft sich ein Opfer und dann kann er es retten! Das gibts nicht? Doch das gibt es immer wieder. Man muss nur schon sehr genau hinschauen dass man sieht was passiert.
Es gibt Menschen die brauchen es für ihr Ego, für alle, immer und überall da zu sein. Ich bin da ganz anders. Ich bin froh wenn die Leute ihr Leben selbst regeln und mich nicht damit belasten! Natürlich bin ich auch für Freunde und Familie da, aber im Büro bin ich jetzt nicht diejenige die hier schreit, wenn jemand aufgefangen werden will. Ich hatte mein Leben lang genug mit mir selber zu tun, mich von anderen belasten zu lassen mag ich mir nicht mehr geben. Hatte ich lange genug!
Es gibt aber so Retter, sobald sie ein Problem orten stürzen sie sich darauf und helfen. Und machen dadurch oftmals das Problem noch viel größer… Aber das ist ja egal, dann haben sie mehr zu tun! Ich würde mich auch niemals jemand aufdrängen der offensichtlich ein Problem hat. Von mir kommt maximal ein „Willst reden?“ und wenn die Antwort nein ist, wars das auch für mich. Ich stelle mich nicht hin und frage immer und immer wieder… Doch ein echter Retter bedrängt seine Mitmenschen mit guten Ratschlägen, mit regelmäßiger Nachfrage – damit man nur ja nicht vergisst, dass es da ein Problem gibt – und sie stellen klar dass sie IMMER da sind. Was sie auch sind!
Grundsätzlich ist ein Retter im Bekanntenkreis eine gute Sache. Wenn es einem schlecht geht, kann man immer hin gehen und sich ausheulen! Man sollte sich aber bewusst sein, dass ab diesem Zeitpunkt der Retter ein regelmäßiges Update erwartet. Hat man die Ratschläge schon umgesetzt? Warum nicht? Will man was anderes ausprobieren? Reden? Weinen? Was trinken? Retter nehmen einen damit oftmals die Luft zum atmen. Zum zur Ruhe kommen und mal nachdenken. Ich bin jemand, wenn es mir schlecht geht, will ich darüber reden. Will etwas loswerden. Dadurch werde ich mir dann auch klarer und finde leichter Lösungen für meine Probleme. Ich mag aber Probleme nicht zerkauen. Immer und immer wieder. Deshalb schreibe ich auch hier!
Ich kenne den einen oder anderen Retter. Viele wissen gar nicht was sie tun und was sie damit manchmal auch schlecht machen. Sie wollen gutes tun. Doch gut gemeint, ist noch lange nicht gut gemacht! Und vor allem die Sache mit zum Täter werden, finde ich dann echt unsympathisch. Wenn sie Probleme erst schaffen, damit sie dann was zu befrieden haben…. Mag ich gar nicht! Und funktioniert bei mir auch nicht. Ich weiß, wann ich ein Problem habe und wann nicht. Das heißt nicht dass es mir egal sein kann. In der alten Dienststelle hatte ich einen Kollegen, der hat noch zusätzlich einen Keil zwischen mich und meine Mitarbeiter getrieben. Nicht absichtlich. Sicher nicht. Aber dadurch konnte er dann die Mädels eine nach der anderen retten…. Nur ich hatte keinen Bedarf, was ihn dann doch verunsicherte….
© Libellchen, 2017