Ich denke wir – die Öffis und ich – werden auf Dauer keine Freunde… Am Montagmorgen startete ich noch motiviert in diese neue – vorübergehende – Partnerschaft. Als ich dann aber gleich mal 10 Minuten auf den Bus warten musste, war die erste Liebe auch gleich wieder gestorben. Da ich auch 2x umsteigen muss bis ins Büro, habe ich schlussendlich eine volle Stunde gebraucht. Mit dem Auto bin ich in 20 Minuten im Büro… Kein Wunder, dass wir keine dauerhafte Beziehung zusammenbringen. Wobei das noch gar nicht mein größtes Problem ist. Es ist das Gesamtpaket. Wartezeiten, endlos lange Intervalle und abends ist man sowieso aufgeschmissen!
Am Dienstag waren wir im Kino. Öffentlich. Da ich mich geweigert habe mit meinem längeren, breiten Leihwagen zu fahren. Passte Margit zwar nicht, ist mir aber auch egal. Sie selbst Autofahrer, fährt ja selber auch nicht in die Lugner City Garage. Ihr könnte ja ein Rowdy die Tür ins Auto schlagen! Ich hätte aber mit einem fremden Auto fahren sollen….
An der Kinokassa lehrte ich dann meine Vorteilskarte und für mich war es das jetzt mit den Kinodates mit Margit und Barbara. Also in die Lugner City fahre ich nicht mehr, auch wenn das Margit bisher immer überhört hat. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust auf das Auhof-Center – der Alternativvorschlag von Margit… Ich werde zukünftig entweder in die SCS gehen oder in die Twin Towers. Und wenn niemand mitkommt, dann gehe ich halt alleine! Aber das ist sowieso erst spruchreif, wenn ich wieder mobil bin.
Nach dem Kino fuhr ich dann zum Hauptbahnhof, da dort das einzige öffentliche Verkehrsmittel verfügbar war um 21 Uhr. Ich habe ja grundsätzlich zwei Möglichkeiten mit Öffis nach Hause zu kommen. Über Siebenhirten oder über den Hauptbahnhof. In Siebenhirten fährt der letzte Bus um 19 Uhr 40 und am Hauptbahnhof fahren die letzten drei Busse um 20 Uhr 10, 21 Uhr 10 und 22 Uhr 40 – so viel zu den Intervallen!
Jetzt ist natürlich das Kino aus, wenn es aus ist und der Bus fährt zu seinen vorgegebenen Zeiten. Die halbe Stunde Wartezeit nutzte ich für einen Einkauf in der Drogerie – ich weiß jetzt warum es an den Bahnhöfen so viele Einkaufsmöglichkeiten, mit extrem langen Öffnungszeiten gibt! Ich überbrückte die Zeit, fuhr mit dem Bus nach Hause und kämpfte mich dann mit meinem Großeinkauf durch den Sturm nach Hause. Um 21 Uhr 30 war ich dann endlich zu Hause. In dem Moment beschloss ich, dass dies kein Dauerzustand werden wird. Bis dahin war ich noch am Überlegen – was ich Margit und Barbara auch gesagt hatte.
Am nächsten Tag hatte mein Bus in der Früh nur 6 Minuten Verspätung und ich braucht nur eine dreiviertel Stunde ins Büro – Juhuu! Dort begrüßte mich Margit mit einer Überraschung. Sie habe sich in der Früh eine Wochenkarte für die Folgewoche gekauft, da es sich aufgrund des Kinobesuchs bereits für sie lohnen würde. Woraufhin ich ihr allerdings eröffnen musste, dass ich nicht vorhabe mitzukommen. Das wollte sie nicht wirklich verstehen und schaute ins Kinoprogramm. Der Film würde um 18 Uhr beginnen und zweieinhalb Stunden dauern. Ich würde also den Bus um 21 Uhr 10 nicht mal erreichen können. Dass mir das nicht zusagte verstand sie zwar, doch dass mich das überhaupt nicht mehr interessiert, wollte sie einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Also schlug sie vor, dass wir ja um 14 Uhr ins Kino gehen könnten!
Dass dies kein Dauerzustand sein kann, verstand sie zwar, doch sie will einfach nicht verstehen, dass ich NICHT MEHR WILL! Ich gehe echt gerne ins Kino. Aber ich habe es satt, dass dies zu einer Dauereinrichtung geworden ist. Ich glaube ja sie will jetzt meine autofreie Zeit einfach irgendwie überbrücken und hofft, dass ich danach wieder ihren Chauffeur spiele – obwohl ich das schon ausgeschlossen habe! Ich meine wieso soll ich mit einem nigelnagelneuen Auto fahren, wenn sie mit ihrem fünfjährigen nicht fahren kann, wegen der vielen Rowdys! Ich mag einfach nicht mehr. Ich habe es satt immer die Parkgebühren zu zahlen und sie nach dem Kino zurück ins Büro bringen zu müssen. Vor allem weil es keine Abwechslung gibt. Wenn ich nicht fahre, dann brauche ich – mit Öffis – noch viel länger nach Hause, da sie nichts in diese Vereinbarung beiträgt. Und sowas mag ich einfach nicht. Mir ist das einfach zu einseitig.
Für mich ist klar, dass es dies für mich in der Form war. Und ich fahre sicher auch nicht zur Pendlerzeit zur Westeinfahrt ins Auhof-Center – wenn ich im Südosten von Wien wohne. Kann Margit gerne mit Barbara machen – bin ich ihnen auch nicht böse – ich gehe in Zukunft lieber alleine ins Kino. Dann kann ich auch gehen wann ich will und muss mich nicht nach Margits freien Tagen richten.
Wie ich gesagt habe, dass ich nicht mehr will, hat sie es dezent überhört und gemeint ich könne es mir ja über das lange Wochenende überlegen. Nein, werde ich nicht machen. Als ich beschlossen hatte, dass es dies für mich war, war ich so erleichtert, dass sofort klar war das es die richtige Entscheidung ist! Bin ja nur gespannt wie lange sie braucht, dass sie es versteht. Offenbar hat sie mich da geistig einfach fix eingeplant und ist jetzt nicht so schnell fähig zu verstehen, dass ich eine eigene Sicht der Dinge habe. Am Weg ins Kino ist sie ja auch aus allen Wolken gefallen. Bei einem Plakat des Cirque de Soleil meinte sie nämlich „Dafür sollten wir uns auch bald Karten sichern!“ Nach meiner Antwort „Mich interessiert der nicht!“ schaute sie mich total entgeistert an. Keine Ahnung wie sie auf die Idee kam, dass ich mitgehen will. Wir hatten kein einziges Mal darüber geredet….
© Libellchen, 2016