Ausgelaugt

Am Wochenende war ich extrem fertig. Ich machte nur das notwendigste und schlief viel. Sogar tagsüber! Das ist ungewöhnlich für mich. Ich weiß nicht ob ich etwas ausbrüte oder ob es einfach nur Erschöpfung war, aber ich habe nicht wirklich viel gemacht am Wochenende. Noch weniger als normal eigentlich.

Andererseits mache ich unter Woche zurzeit auch extrem viel. Ein Durchhänger am Wochenende ist also nicht allzu ungewöhnlich. Und ich habe die letzte Woche ja sehr viel mein Gehirn benutzt und wie wir gelernt haben, braucht das Gehirn ja schon beim Nichtstun 20 % unserer Energie, von daher…

Beim Durchhängen ließ ich auch mal wieder mein Leben ein wenig Revue passieren. Ich hatte ja immer schon unterschiedliche Phasen. Manche Lebensphasen waren eher faul angesetzt, andere extrem aktiv. Als Kind war ich fast immer zu Hause, hatte meinen Kopf in Bücher gesteckt, hab entweder gelernt, gelesen oder mit mir selbst gespielt. Als Jugendliche war ich dauernd unterwegs und fast nie zu Hause.

Dann begann die Zeit des Arbeitens und die richtige Partyzeit. Wenn ich damals zu Hause war, war ich eigentlich nie alleine. Entweder war meine Mitbewohnerin da oder es gab eine Party bei uns. Dann kamen zwei ernstzunehmende Beziehung, inklusive zusammen wohnen. Auch da war ich nie alleine. Damals wurde ich ein wenig ruhiger, auch wenn ich am Wochenende noch immer regelmäßig fort ging. Dann folgte eine Singlephase mit viel Party am Wochenende und viel alleine zu Hause abhängen unter der Woche. Dann kam der Ex und ich wurde ganz ruhig. Immer zu Hause. Nur alle paar Wochen mal die Freunde getroffen und da nicht wirklich viel unterwegs. Nach dem Ex ging die Partyphase wieder los und ich hatte auch wieder einen Mitbewohner. Oder besser gesagt zwei. Seine Freundin wohnt damals auch bei uns.

Irgendwann sind dann beide ausgezogen und ich lernte den süßen Typen kennen. Da dreht sich dann 3 Jahre eigentlich alles nur noch um uns. Meine Gedanken, meine Taten. Hin und wieder traf ich mich am Wochenende mit Freunden, doch die Partyzeit war vorüber. Die meisten hatten schon eine Beziehung und wurden sesshaft, inklusive Kinder. Das war irgendwie eine einsame Zeit, mit ein paar Highlights alle paar Wochen. Dann kam das Tal der Tränen und der Aufstieg, inklusive Umzug.

Auch in dieser Zeit war ich viel alleine. Anfangs weil ich sowieso im Tal der Tränen schwamm und mir niemand helfen konnte und danach weil einfach alle vergeben waren. Nur ich war immer noch Single – das half mir aus dem Tal der Tränen auch nicht wirklich raus. Wenn ich traurig bin, ziehe ich mich zurück und bade ausgiebig in Selbstmitleid. Doch nach einem Jahr ging es langsam bergauf. Ich begann Dinge zu tun, die ich früher nie alleine gemacht hätte. Ich fuhr alleine zum See und ging alleine wandern.

Nach dem Umzug in die neue Wohnung, gab es eigentlich nur Arbeit oder zu Hause. Das erste halbe Jahr fuhr ich maximal noch einkaufen oder tanken und dann war ich auch schon zu Hause. Das störte mich auch nicht weiter, da ich meine neue Wohnung ja sehr liebe! Doch auch das war hin und wieder ein wenig einsam. Doch mittlerweile hat sich mein Leben mal wieder komplett verändert. Unter der Woche komme ich immer später nach Hause. Viel Arbeit, Training, Kino, Veranstaltungen, etc. Es ist jede Woche irgendetwas los, so dass ich meine Trainingsstunden schon planen muss, da ich sonst keine Zeit mehr dafür habe! Und seit ich auch alleine zu Veranstaltungen laufe – was ich mich früher nie getraut hätte – bin ich auch an etlichen Wochenenden verplant. Die Zeiten herumgammelnd zu Hause sind mittlerweile extrem rar geworden. Und dadurch genieße ich sie umso mehr, wenn ich doch mal Zeit dafür habe – wie am letzten Wochenende! Nach einer umtriebigen Woche, genoss ich das Nichtstun mal wieder ausgiebig.

© Libellchen, 2016

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