Es ist ja sooo kitschig, aber es ist die Wahrheit. Genau bei diesem Lied bin ich mit meinem ersten Freund zusammen gekommen. Meinem besten Freund damals…. Das Lied war also mehr als passend!
Und doch war es nicht so romantisch, wie es klingt. Wir waren Freunde. Doch er wollte schon länger etwas von mir. Er umwarb mich. Doch er war so gar nicht mein Typ. Ich stehe auf groß und dunkel und er war blond, mit blauen Augen. Doch er war nett. Und er war immer für mich da. Doch das alles hätte noch nicht gereicht.
Doch es kam ein gewissen Datum unaufhaltsam näher. Mein 18. Geburtstag. Und ich, nun ja, ich hatte noch nie einen Freund gehabt. Also einen richtigen… Ein paar Dates, ein wenig rumgeknutsche auf einem Fest. Aber es ist nie mehr passiert. Und ich war mir damals sicher, dass ich die älteste Jungfrau im ganzen Ort war…. Schulkolleginnen von mir hatten – angeblich – bereits mit 14 ihre Jungfräulichkeit verloren. Lange bevor ich überhaupt alleine das Haus verlassen durfte. Ich war also ein richtiger Spätzünder. Und damals meinte ich, es gäbe nichts Schlimmeres als eine 18jährige Jungfrau…
Heute ist mir klar, dass dies Blödsinn ist, aber damals war halt auch der Gruppendruck entsprechend. Alle konnten Geschichten erzählen über ihr erstes Mal und ich war mal wieder der Außenseiter… Und so entschloss ich mich, die Sache mit meinem besten Freund zu erledigen. Der Kuss um 3 Uhr morgens in unserer Stammkneipe zu dem Klaus Lage-Song war also, zumindest von meiner Seite aus, nicht sehr romantisch, sondern eher pragmatisch.
Er war ja wirklich verliebt. Heute weiß ich, ich hätte das nicht tun sollen. Ich nutzte seine Gefühle aus um zu bekommen was ich wollte. Ich liebte ihn nicht. Zumindest nicht anfangs. Als bei mir dann die ersten Gefühle aufkamen war es zu spät. Er war bereits emotional abgesprungen. Und so endete meine erste echte Beziehung nach zwei Monaten mit Tränen meinerseits. Ich hatte bekommen was ich wollte, auch wenn es wahrscheinlich besser gewesen wäre zu warten. Aber was solls. Aus Erfahrung wird man bekanntlich klug – deshalb bin ich heute so schlau….
© Libellchen, 2016