In Österreich haben wir heute Nationalfeiertag. Und heuer kommt auch noch ein Jubiläum dazu. Vor genau 60 Jahren hat die österreichische Bundesregierung mit den Besatzungsmächten den Staatsvertrag unterschrieben. Das Bild vom Belvedere sollte jeder österreichische Staatsbürger kennen.
Doch ob sich auch alle der Bedeutung dieses Bildes bewusst sind, wage ich zu bezweifeln. Im Grunde bedeutet es, alle die nach dem 26. Oktober 1955 geboren wurden, sind in Freiheit zur Welt gekommen. Alle älteren – Nicht unbedingt. Und sollten sie gerade zwischen 1. und 2. Weltkrieg geboren sein, wie meine Großeltern, so haben sie einen Weltkrieg hautnah miterlebt und viele Jahre in einer Diktatur und anschließend in einem besetzten Land erlebt.
Ich war heuer im Sommer im steirischen Bad Aussee. Dabei sind wir von Niederösterreich, über Oberösterreich in die Steiermark gefahren. 1955 hätte das bedeutet vom sowjetischen Teil, in den amerikanischen! Und die Ausreise aus dem sowjetischen Teil gestaltete sich nicht ganz so einfach. Näheres dazu findet hier.
In der Schule lernte ich natürlich von dem Staatsvertrag. Ich sah das Bild und wir mussten die Namen lernen, doch ich verband keinerlei Emotion damit. Was die Aussage „Österreich ist frei!“ (Leopold Figl) wirklich bedeutete, war mir nicht ganz klar. Ich lernte auch nicht wirklich etwas über die Demarkationslinien. Erwähnt wurden diese sicher, doch was das wirklich bedeutete, das wurde in der Schule leider nicht vermittelt.
Seit 60 Jahren leben wir also bereits in Freiheit. Dafür bin ich dankbar. Ich bin in Freiheit geboren und groß geworden. Ich darf als Frau einen Beruf ausüben und wählen. Ich kann gehen wohin ich will. Ich kann sagen was ich will – ich persönlich komme mit meiner Meinung auch nicht mit dem Gesetz in Konflikt. Ich kann glauben woran ich will. Ich kann machen was ich will – so lange ich nicht jemand anderen etwas antue. Ich fühle mich tatsächlich frei. Frei in meinen Entscheidungen.
Ich schätze diese Freiheit sehr. Sie ist nämlich nicht selbstverständlich. Doch das wird leider oft vergessen. Allen in Freiheit geborenen kann ich nur sagen, seid dankbar, nehmt es nicht als Selbstverständlichkeit und tut etwas dafür dass es so bleibt.
Ein schönes Jubiläum, hoffentlich erlebe ich noch einige mehr davon in meinem Leben!
© Libellchen, 2015