Gibt es ein zu viel an „Life“?

Immer wieder wird ja von der richtigen Work-Life-Balance gesprochen. In meinen beruflichen Anfängen lebte ich ja diese Balance eindeutig in Richtung „Work“. Ich arbeitete 10 bis 12 Stunden – ohne Überstunden oder Zeitausgleich – pendelte eine Stunde in jede Richtung und am Wochenende traf ich mich dann auch noch oftmals mit Arbeitskollegen, wo dann natürlich auch dauernd über die Arbeit gesprochen wurde. Sogar Kurzurlaube im Kollegenkreis waren normal und natürlich wurde bei diesen wiederum über die Arbeit gesprochen. Ich lebte für die Firma.

Irgendwann wechselte ich dann die Firma, aber nicht das Verhalten. Auch in der neuen Firma freundete ich mich mit meine Arbeitskollegen an und wir verbrachten jedes Wochenende zusammen. Einer zog sogar bei mir ein und wir gründeten einen kleine WG. Abschalten von der Arbeit gab es weder in der einen, noch in der anderen Firma. Erst der Wechsel in den öffentlichen Dienst brachte eine Änderung in diesem Verhalten. Was möglicherweise auch daran lag, dass ich keine Kollegen habe, mit denen ich das Wochenende verbringen wollen würde. Und meine Arbeitseinstellung teilen sowieso die wenigsten meiner Kollegen, von daher – worüber sollten wir schon reden…. Besser nicht über die Arbeit, sonst gibt es nur Streit!

Doch die wirklich krasse Veränderung kam dann vor fast 5 Jahren – man so lange ist das schon wieder her? Ich war total ausgelaugt und konnte mich gar nicht mehr voll einbringen. Also trat ich kürzer und keinen interessierte es. Wenn ich 50% meiner Leistung bringe, ist es immer noch mehr als wenn manch andere 100% bringen. Wobei ich ihnen die 100% nicht abkaufe. Da könnten einige weit mehr, wenn sie denn wollten…!!!!

Tja, also ich trat kürzer. Machte nicht mehr so viel. Lernte abzuschalten. Die Arbeit im Büro zu lassen und mein Leben zu genießen. Jene Dinge die mich bis nach Hause verfolgten deponierte ich hier im Blog und dann entspannte ich gleich wieder. Mittlerweile habe ich das Gefühl nur mehr den Life-Anteil wirklich zu leben. Natürlich gehe ich arbeiten. Mache meinen Job, arbeite 2x im Projekt mit und vertrete zurzeit, gemeinsam mit Margit, Silvia. Außerdem ist unser Chef krank und 2 Kollegen sind in Urlaub. Fad wird mir im Büro also nicht wirklich, da ich aber zu Hause immer gleich auf Entspannung umschalte, wirkt es für mich, als würde ich nichts arbeiten. Da ich mich emotional am Abend und am Wochenende vom Büro fernhalte, belastet es mich nicht und ich habe das Gefühl nur mehr am Entspannen und Relaxen zu sein. Schlecht? Nein, überhaupt nicht. Hin und wieder kommt das schlechte Gewissen durch – ein Relikt aus einer anderen Zeit – doch auch das wird gleich wieder ad acta gelegt.

Und so gehe ich angespannt zum See, denke noch „Mal schauen ob ich heute entspannen kann“ und eine halbe Stunde später schlafe ich friedlich im Halbschatten auf der Liege. Und jedes Mal massieren, bekomme ich ein Lob von meinem Masseur, weil ich mittlerweile so toll loslassen kann. Tja, gelernt ist gelernt!

© Libellchen, 2015

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