Ich habe einiges erwartet, doch die Realität hat mich doch überrascht. S. hatte mir am Telefon schon einiges erzählt – die Kinder sind schlimm, es ist immer sehr laut und viel Action. Sie sind jetzt 3 Jahre alt. 2 Jungs und ein Mädchen.
Was ich in den letzten Jahren ein wenig vergessen hatte war, warum ich mich immer so gut mit S. verstanden habe – wir sind uns extrem ähnlich. Wir ticken ähnlich. Sind umsichtig, ordentlich, organisiert. Im Büro hatten wir oftmals ähnliche Probleme mit unseren Mitmenschen. Wir wunderten uns immer über die Kurzsichtigkeit unserer Mitmenschen. Und wir waren beide eher ängstlich. Wir hatten immer einen Plan, plus 3 Reservepläne – kann ja immer etwas schiefgehen. Wir haben an viele Dinge gedacht und somit gab es auch immer genug worum wir uns sorgen konnten.
3 ½ Jahre haben wir uns nicht gesehen. Wir sind älter geworden. Sie müder. Ich schlanker. Doch wir sind immer noch irgendwie dieselben. Wenn auch nicht mehr wirklich. Ich bin viel positiver geworden, sie entspannter. Sie sorgt sich immer noch – kein Wunder bei drei Frühchen – doch trotz all der Sorgen in den letzten Jahren ist sie trotzdem weit entspannter, als viele Mütter mit nur einem Kind.
Ich war von 10 Uhr bis 16 Uhr bei ihnen. 6 Stunden in einem Haushalt mit Drillingen. Und als ich zu Hause ankam, war es mitnichten so, dass ich die Ruhe extrem genossen habe. Ich fand die Drillinge gar nicht sooooo schlimm. Was wahrscheinlich auch an ihrer durchorganisierten Art liegt und daran das Papa in Urlaub und somit auch zu Hause war. Irgendwie wuppt sie die 3 Kinder und den Haushalt, wie nichts. Jeder Handgriff sitzt einfach. Sie hat die Kinder immer im Blick, ohne sie am herumtoben zu hindern. Sie lässt sie spielen, behält sie im Auge, jederzeit sprungbereit und doch wirkt sie total entspannt und plaudert mit mir, wie früher beim Kaffee trinken.
Richtig fasziniert hatte mich, als Papa mit den Kindern im Spielzimmer war – 3 Türen weiter und nicht im Blickfeld. Wir haben geredet, plötzlich meinte sie „Entschuldige mich bitte kurz!“ Geht ins Spielzimmer und fragt plötzlich eines der Kinder – persönlich angesprochen – „Musst du Pippi?“ Und tatsächlich – er musste. Sie hat also im Nebenzimmer etwas gehört, sofort dem richtigen Kind zugeordnet und das Problem gelöst. Nicht mal 5 Minuten später war sie wieder da und hat unser Gespräch einfach weitergeführt.
Ganz ehrlich da macht der Besuch einer Mutter richtig Spaß. Bisher kannte ich das nicht so. Wenn ich in der Vergangenheit Mütter besucht habe, ging es erstens immer nur um die Kinder, zweitens nur darum wie arm und überlastet sie ist und drittens wie wenig Zeit sie mit ihrem Mann hat. Natürlich sprachen auch S. und ich über die Kinder. Die schwere Zeit nach der Geburt, über Probleme mit der Schwiegermutter und Schwägerin und auch das Thema Streit in der Beziehung kam zur Sprache. Doch genauso sprachen wir über meine neue Wohnung, mein Abnehmen und was es Neues im Büro gibt.
Zu Mittag – als die Kinder schliefen – setzten wir uns auf die Terrasse in die Sonne – wo ich mir gleich mal einen Sonnenbrand einfing. Dort plauderten wir wie in alten Zeiten. Sie wirkte total entspannt, auch wenn sie die Zeit im Auge behielt. Doch nicht nervös, sondern einfach selbstverständlich. Sie lebt einfach nach einem gewissen Zeitplan und der wird eingehalten. Wie soll es sonst mit Drillingen auch funktionieren! Nach dem Nickerchen gings dann zum Spielen in den Garten. Das sind noch Kinder die mit Erde spielen, sich dreckig machen und ihren Spaß dabei haben! Die Kleine hat Papa dann ein wenig bei der Gartenarbeit geholfen. Ich muss sagen das war wirklich toll zu beobachten. Das interessierte Mädchen lernt von Papa wie man den Baumschutz montiert, während die Jungs auf dem Erdhaufen mit Schaufel und Rechen arbeiten – immer unter dem dezent beobachtenden Blick von Mama.
Und so war ich tatsächlich – freiwillig – 6 Stunden in einem Haushalt mit 3 Kindern. Normalerweise treibt mich schon eines in die Flucht. Wobei es nie die Kinder waren die mich vertrieben, sondern immer die Mütter. Doch ich denke S. werde ich bald wieder besuchen fahren. Ich mag die 3 Kleinen. Auch wenn sie wirklich schlimm sein können. Das Mädel ist total süß wenn sie Feuerwehrfrau spielt. Der Kleinste wird mal ein richtiger Womanizer. Und der Schlingl wird entweder mal ein cooler Typ oder der Streber vom Dienst – ganz sicher bin ich mir bei ihm noch nicht! Doch ich will es wissen. Das sind die ersten Kinder wo ich ehrliches Interesse habe was aus ihnen mal wird….
© Libellchen, 2015