Ich muss es mir eingestehen, ich habe bei Freundschaften genauso einen eigenen Zugang, wie bei Beziehungen. So wenig ich mich mit Wolke 4 bei Beziehungen zufrieden geben will, so wenig will ich meine Zeit mit Menschen verbringen, die keine wirklichen Freunde sind. Wobei ich es bis zu einem gewissen Grad schon tue. Allerdings empfinde ich diese Menschen nicht als Freunde. Barbara und Margit sind meine Mitarbeiter und ich gehe mit ihnen ins Kino oder zu Veranstaltungen, doch sie sind definitiv keine Freunde. Mir würde nie einfallen ihnen von diesem Blog zu erzählen. Ich würde ihnen nie etwas erzählen über meine wahren Gefühle. Ich vertraue ihnen nämlich nicht.
Für mich sind Freunde, Menschen denen ich vertrauen kann. Vollkommen. Ohne Angst haben zu müssen, dass sie einen in den Rücken fallen. Und ich weiß genau wie es sich anfühlt, wenn einen Freunde hintergehen. Ich hab das alles schon durch. Und deshalb bin ich bei Freunden, nicht weniger wählerisch, als bei Beziehungen.
Mir wurde im Laufe meines Lebens immer wieder gesagt, ich solle es doch nicht so eng sehen. Solle mir Freunde zulegen für gewisse Unternehmungen. Nun, das habe ich in Teilbereichen getan, aber ich sehe diese Menschen nicht als meine Freunde an. Ich kann dieses Prinzip der Zweckfreundschaft einfach nicht nachvollziehen. Für mich sind das Bekannte. Und unter Bekannte verstehe ich eine oberflächliche Beziehung, wo man ein wenig plaudert, aber nicht in die emotionale und seelische Tiefe geht. Von denen habe ich genug. Doch wirklich gute Freunde hatte ich immer schon wenig und selbst die haben sich im Laufe der Jahre verändert. Wobei es nicht wirklich stimmt. Denn alle Freunde die ich gehen ließ, kannten mich nicht wirklich.
Ich habe mich auch bei meinen Freunden lange Zeit zurück gehalten. Habe immer ihr Wohl über meines gestellt, doch das tue ich nicht mehr. Und so sind nur 2 übrig geblieben. Doch die kennen mich dafür wirklich. Und ich habe auch nicht vor, diesen Bereich auszuweiten. Ich habe keine Lust auf neue Freunde, die mich wieder nur so lange mögen, so lange ich lieb und nett bin. Ich dachte immer es liege an mir. Als Kind hatte ich nicht gelernt mit anderen Kindern zu kommunizieren, da ich nie etwas mit anderen Kindern unternehmen durfte. Von daher vermutete ich immer einen sozialen Defekt bei mir. Doch mittlerweile finde ich mein Motto gut. Wozu soll ich meine freie Zeit mit Menschen verbringen, die mich nicht so akzeptieren wie ich bin? Da bin ich doch lieber mit einem Buch, alleine auf meinem Balkon in der Sonne, glücklich.
Ja, der Mensch braucht soziale Kontakte. Doch dazu brauche ich keine falschen Freunde. Dafür habe ich genug Kollegen, Bekannte und Familie. Ich werde mir also auch in Zukunft keine Zweckfreundschaften gönnen. Und ich habe mittlerweile nicht mehr das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin. Ich habe nur auch hier sehr hohe Ansprüche.
© Libellchen, 2015