Hilfsmittel

Wenn es um zwischenmenschliche bzw. emotionale Dinge geht, stehe ich nicht so auf Hilfsmittel. Ich mag es nicht meine Gefühle zu betäuben und nur das Symptom zu behandeln. Ich will das Problem lösen. Und dazu muss ich ganz tief rein gehen in meine Psyche.

Nach der Trennung vom süßen Typen erlebte ich einen seelischen Schmerz, der für mich nicht einfach zu beschreiben war, doch ich habe es versucht. Ich habe ganz tief reingefühlt und versucht herauszufinden, was genau mir wirklich solche Schmerzen verursachte. War es weil er mein kleines bisschen Selbstwertgefühl zerstört hatte? War es weil er mein Seelenverwandter ist und es trotzdem nicht genug ist? War es das Gefühl niemals glücklich werden zu können? Und warum nicht? Weil mir das meine Großeltern eingeredet haben? Weil es die Wahrheit ist? Was ist eigentlich wirklich die Wahrheit? Was ich glaube? Kann ich an das Gute glauben und es dadurch wahr werden lassen?

Ich bin einen weiten Weg gegangen seit damals. Ich habe herausgefunden wer ich bin. Woran ich glaube. Was ich mag. Und was nicht. Ich habe gelernt auf mein Bauchgefühl zu hören. Habe gelernt alleine glücklich zu sein. Habe gelernt Dinge die ich will, auch alleine zu tun. Habe mein Selbstwertgefühl gesteigert, ganz ohne es an jemand anderen festzumachen. Ich habe zu rauchen aufgehört. Ich habe 37 Kilo abgenommen. Das ist mein Weg. Und das einzige Hilfsmittel das ich dazu benutzt habe – abgesehen von meinem Bauchgefühl, meinem Herz und meiner Seele – war dieser Blog hier. Hier habe ich alles aufgeschrieben. Habe versucht meine Gefühle in Worte zu fassen, um sie dann gehen lassen zu können.

Ich schreibe hier alles auf was mich beschäftigt, damit es mich danach nicht mehr beschäftigt. Wenn ich mich also über jemand ärgere, dann nur kurz. Ich schleppe das alles nicht mehr mit mir rum. Ich lade es hier ab und gut ist es. Früher war das anders. Früher habe ich mir jahrzehntelang den Kopf über dieselben Dinge zerbrochen. Ich war verzweifelt in meinem Leben, frustriert von der Welt. Ich konnte da keinen Weg raus finden, weil ich immer dieselben Fragen in meinem Kopf gewälzt habe. Damals hatte ich den Alkohol als Hilfsmittel. Ich habe damit mein Gehirn betäubt und dadurch ein wenig Ruhe gefunden, vor meinen eigenen Gedanken.

Mittlerweile stehe ich nicht mehr auf diese Betäuben-Sache. Ich gehe lieber durch. Stelle mich den Problemen und löse sie. So schnell wie es eben geht. Ich unterdrücke nichts und verdränge nichts. Ich bin ich und dazu stehe.

Nach dem süßen Typen – wo ich wochenlang durchgeheult habe – wurden mir Psychopharmaka empfohlen, doch ich habe abgelehnt. So immens groß der Schmerz auch war, er war so ehrlich, so rein, ich wollte ihn nicht betäuben. Und so bin ich daran gewachsen. Doch das bin ich. Ich kenne mich. Weiß wieviel Leid ich aushalte. Ich will niemand sagen, dass er keine Hilfsmittel verwenden soll, wenn er oder sie, welche brauchen. Doch ich bin anders. Ich habe diesen Blog. Ich brauche keine Psychopharmaka, keine Bachblüten, keine homöopathischen Mittel oder sonst was. Ich weiß dass diese Dinge helfen – wenn man nur fest genug daran glaubt. Nun, ich glaube an mich. Das reicht mir. Also bitte akzeptiert diesen Blog als das was er ist. Mein Hilfsmittel um den ganzen Schrott den das Leben an mich ran trägt abzuladen, damit ich ihn nicht mittragen muss. Danke.

© Libellchen, 2015

2 Kommentare zu “Hilfsmittel

  1. Ich bin baff von diesem Text! Also im positiven Sinn 😉
    Seine Kraft aus dem Glauben an sich selbst zu schöpfen… ist wohl eines der schönsten und erstrebenswertesten Dinge, die ein Mensch erreichen kann. Selbstliebe ist dazu wohl der einzige Schlüssel.
    Du hast wirklich viel geschafft in den letzten Jahren. Und wieder mal wünschte ich mir, auch mal zu dem Punkt zu kommen, den du mittlerweile erreicht hast 😉
    Liebe Grüße

    • Naja ich hab dir ja ein paar Jahre voraus, von daher nur nicht aufgeben! 😉
      Für mich war der wohl wichtigste Schritt, meine Schwächen nicht nur zu sehen, sondern sie auch zu akzeptieren. Ich habe versucht jene Dinge die ich an mir nicht mag – aber auch nicht ändern kann, weil nun mal niemand aus seiner Haut raus kann – anzunehmen. Und da hat es mir ungemein geholfen hier einfach Sachen abzuladen, die mich sonst ewig lang genervt hätten! 🙂
      Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass du auch einen Weg findest, der dir gut tut!
      GlG

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