Ein Gefühl das ich nicht mag. Ich war zwar nicht davor gefeit, doch in den letzten Jahren blieb er mir fern. Als Jugendliche hatte ich doch hin und wieder Menschen gehasst. Doch das konnte ich – Gott sei Dank – abstellen. Hass hindert uns dabei glücklich zu sein. So lange wir etwas oder jemand hassen, können wir niemals vollkommen glücklich sein. Von daher übe ich mich eher im verzeihen, als im hassen. Menschen die ich früher gehasst habe, sehe ich jetzt – rückblickend – als Auslöser für mein Vorankommen. Natürlich enttäuschen mich Menschen. Bin ich traurig über das Verhalten anderer. Werde ich verletzt. Doch deshalb muss ich noch lange nicht hassen.
Umso schlimmer finde ich es wenn ich mir die Hassspiralen dieser Welt ansehe. Die Kriege auf der ganzen Welt. Auch wenn sich die Schauplätze teilweise verändern – manche bleiben ja über Jahrzehnte dieselben – so geht es doch immer wieder um dasselbe. Glaube und Brudermord. Christen gegen Muslime. Juden gegen Araber. Schiiten gegen Sunniten…. Diese Aufzählung ist leider noch lange nicht zu Ende. Sobald man in die Zeitung schaut, sieht man überall dasselbe. Es gibt Krieg weil Menschen sich hassen. Über Generationen, über Jahrtausende!!!!
Ich lese gerade in GeoEpoche über die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Die Zeit vor dem Krieg. Wo der Hass auf Homosexuelle, Behinderte, Juden, Roma und Sinti u.a. geschürt wurde. Wie wenige eine ganze Nation dazu brachte zu hassen oder zumindest wegzusehen. Ich lese Briefe von Emigranten wo sie schildern wie sie sich dabei gefühlt haben ihre Heimat zu verlassen und denke an afrikanische Flüchtlinge die vor Lampedusa sterben. Wenn sie die Überfahrt überlebt hätten, wäre es ihnen wahrscheinlich auch nicht viel anderes gegangen als den überlebenden Juden. Kennt man die Geschichte der Juden so kann man verstehen dass sie sich nach einem eigenen Land sehnen. Doch rechtfertigt das den Mord an den Palästinensern? Und wer hat eigentlich angefangen? Und dürfen wir Europäer uns überhaupt ein Urteil erlauben? Uns auf eine Seite stellen?
Geht uns der (Bürger-)Krieg am anderen Ende der Welt eigentlich etwas an? Und was wenn er gar nicht so weit weg ist? Wenn über der Ukraine Niederländer abgeschossen werden? Oder in Bischofshofen jüdische Fußballspieler von Türken verprügelt werden? Wo ist die Grenze? Ab wo sollen wir uns einmischen? Ab wann sollen wir das Wort erheben? Ich denke jeder muss da seine eigene Grenze finden. Ich mache meinen Mund im Kleinen auf. Jedes Mal im Büro wenn rassistische, menschenverachtende Meldungen in meiner Gegenwart fallen, mache ich meinen Mund auf. So wurde zum Beispiel gefragt warum überhaupt Juden in Bischofshofen spielen – Ja warum sollten sie nicht? Weil sie Juden sind? Solche Ansätze lese ich gerade in GeoEpoche und es macht mir Angst, wie wenig sich die Menschen heutzutage bewusst sind, wie tief verankert Vorurteile und Hass teilweise in ihnen schlummern.
Da wird gelacht über Hasspostings auf Facebook. Was soll daran lustig sein? Wenn Menschen anonym geschrieben wird sie sollen verrecken. Sie gehören vergast. Wo ist da der Unterschied zur Gestapo? Wenn über einen Tierquäler gesagt wird, der gehört umgebracht – einfach so, nebenbei in einem Nebensatz. Ja wo würden wir denn da hin kommen, wenn wir jeden der uns nicht passt umbringen würden? Dorthin, wo wir schon mal waren? Der zweite Weltkrieg und das Naziregime werden oftmals abgetan, als vorbei, erledigt, kommt nicht wieder. Doch wieso sind wir uns da so sicher? Bei der Einstellung der Menschen, achtlos mit dem Leben anderer umzugehen… Solche Aussagen erschrecken mich, doch sie paralysieren mich nicht mehr. Früher habe ich meinen Mund gehalten, heute mache ihn auf. Ich sage was ich nicht lustig finde und warum. Ich mache die Menschen darauf aufmerksam, wenn sie ganze Menschengruppen global als Verbrecher abtun. Ich sage dass es nicht in Ordnung ist, wenn tausende von Menschen sterben – egal woher sie kommen, egal welcher Religion sie angehören oder auch welcher Rasse. Ich stehe dazu jeden Menschen in erster Linie als Mensch wahr zu nehmen. Enttäuschen kann mich jeder Mensch, egal ob In- oder Ausländer. Es ist nicht viel was ich tue. Doch es ist weit mehr als die meisten Menschen im Büro auch nur ansatzweise verstehen.
Gewalt ist keine Lösung. Gewalt erzeugt immer nur Gegengewalt. Egal ob in der Sprache oder physisch. Man kann Menschen auch mit Worten sehr verletzen. Von daher sollten wir Menschen um eine friedvollere Welt schaffen zu können, viel mehr darauf achten was wir sagen. Bei den Worten fängt es an.
© Libellchen, 2014