Zuerst reden, dann denken

Es gibt Menschen die oftmals zuerst reden und dann denken – wenn überhaupt. Und auch wenn ich immer wieder die Fehler in ihren Worten aufdecke, lernen sie doch nichts daraus. Sie reden weiterhin in meiner Gegenwart unreflektierten Blödsinn…. Heute habe ich gleich mehrere Beispiele von Margit. Wir reden hier von Gesprächen in einer Woche:

Beispiel 1:

Margit war Blutdruck messen. Zuerst bei ihrer Hausärztin, dann bei unserer Amtsärztin. Die Hausärztin verwendete ein neues, elektronisches Gerät. Die Amtsärztin ein altes. Das Ergebnis bei der zweiten Messung war besser als bei der ersten – natürlich ist ihr daher das alte Gerät symphatischer.

Margit: Also bei der zweiten Messung hatte ich gleich viel bessere Werte, mir sind ja überhaupt die alten Dinger symphatischer als das neumodische Klumpert.
Ich: Dazu kann ich nichts sagen. So eine Bewertung kann ich erst treffen, wenn ich weiß wie die beiden arbeiten. So lange ich nicht weiß, wie die alten und die neuen zu ihren Ergebnissen kommen, kann ich auch nicht entscheiden, welchem Ergebnis ich mehr vertraue. Wie sagtest du noch mal kommen sie zu ihren Ergebnissen?

Keine Antwort

Beispiel 2:

In meiner Wohnung. Margit will den Vorhang zur Seite ziehen und schaffte es nicht.

Margit: Was hast du denn da für blöde Halterungen?
Ich: Wieso?
Margit: Na der Vorhang lässt sich ja gar nicht bewegen.
Ich: Mann muss nur wissen wie
Margit: Blödsinn, dass ist einfach ein Klumpert!
Ich: Nehme den Vorhang und ziehe ihn kinderleicht zur Seite. Ich sagte doch, man muss nur wissen wie es geht!

Beispiel 3:

Nach einem Rundgang durch die Wohnung, inklusive Büro wo mein alter Fernseher steht, lenke ich die Aufmerksamkeit auf meinen neuen großen Fernseher
Ich: Wie gefällt auch denn der neue Fernseher?
Barbara: Ja, der ist wirklich groß
Ich: Mehr als doppelt so groß wie der alte!
Margit: Blödsinn. Dein alter war doch gar nicht soooo klein.
Ich: Stehe auf, gehe ins Büro, hole meinen alten Fernseher, stelle ihn neben den neuen, schaue die beiden an und sage „Sagte ich doch. Mehr als doppelt so groß!“

Beispiel 4:

Wir hören im Radio dass ein Brandstifter zu 12 Monaten Gefängnis verurteilt wurde.
Margit: Das ist ja keine Strafe!
Ich: Wie meinst denn das?
Margit: Na 12 Monate Gefängnis. Kennst du unsere Gefängnisse. Fernseher, Kraftkammer, die leben da ja eh im Luxus!
Ich: Na aber 12 Monate Freiheitsentzug, finde ich, ist schon eine Strafe!
Margit: Aber doch nicht in Österreich, bei unseren Gefängnissen!
Ich: Also für mich wäre es schon eine Strafe wenn ich nicht schwimmen gehen könnte wenn ich wollte, wenn ich nicht wandern könnte wann ich wollte, wenn ich nicht essen und trinken könnte was ich wollte. Wenn man mich 12 Monate einsperren würde, würde ich das sehr wohl als Strafe empfinden.
Da Margit mir nur einen verständnislosen Blick schenkte, versuchte ich es anders.
Ich: Wie würdest du dich fühlen, wenn du nicht jedes zweites Wochenende deine Eltern besuchen könntest? Wenn du nicht wenn dir danach ist, deinen Bruder anrufen kannst? Wenn du nicht shoppen kannst. Wenn du nicht naschen kannst wonach dir gerade ist? Wenn du nicht deine Serien schauen kannst? Wenn du nicht fern schauen kannst, was du willst?
Mit dem fern sehen hatte ich sie dann! Sie verstand plötzlich was ich meinte!
Margit: Na ich stelle ja auch nichts an!
Ich: Darum ging es ja gar nicht. Es ging darum dass du 1 Jahr Freiheitsentzug als keine Strafe deklariert hast.
Margit: Ja, aber er hat es ja auch verdient!
Ich: Da widerspreche ich ja gar nicht! Es geht darum, dass es eine Strafe ist!!!!!
Margit: Ja aber eine viel zu geringe!!!
Ich: Das kann ich nicht sagen, dazu müsste ich wissen was es für Vergewaltigung, Totschlag, Mord usw. gibt.
Margit: Wie meinst du das?
Ich: Naja, er hat ein Haus abgefackelt, aber niemand verletzt. Wenn man beurteilen will, ob die Strafe verhältnismäßig ist, muss man wissen wie viel man bekommt, wenn man andere Menschen verletzt! Zumindest sehe ich das so!

Keine Antwort

Ich weiß ich bin da ein wenig mühsam. Vor allem für Menschen die eigentlich nur negativ vor sich herblubbern und sich aufregen wollen. Doch was soll ich tun. So bin ich nun mal. Ich brauche Grundlagen um eine (Be-)Wertung zu treffen. Ich lasse mich von kollektivem Blödsinn nicht einfach anstecken. Ich schwimme mittlerweile gerne gegen den Strom. Grenze mich mittlerweile gerne von den unreflektierten Mitläufern dieser Welt ab. Und da mich das Schicksal nun mal mit Margit in ein Büro getrieben hat, wird es einen Grund haben. Ich habe versucht sie zu ignorieren. Ich habe versucht mich zurück zu halten. Habe versucht die Wogen ruhig zu halten. Doch das hat mich einfach nur aufgerieben. Also habe ich begonnen meine Meinung zu sagen und zu widersprechen. Früher hätte ich ihr das letzte Wort und ihre Meinung gelassen. Wobei ihre Meinung lasse ich ihr immer noch. Ich kommuniziere nur, dass ich anderer Meinung bin und warum. Ob und was sie daraus macht, ist ja sowieso ihre Sache….

© Libellchen, 2014

12 Kommentare zu “Zuerst reden, dann denken

  1. Ohne jetzt den Artikel gelesen zu haben … mich beschäftigt seit längerem die Frage, ob man überhaupt denken und gleichzeitig reden kann. Ist Reden nicht einfach nur lautes Denken? Denken ist doch nichts anderes als Worte in seinem Kopf zu haben ohne sie zu sprechen. Wenn ich ich jetzt gleichzeitig laut reden würde und parallel denken würde … könnte ich nicht .. geht nicht …

    • Vielleicht solltest du den Artikel zuerst lesen, bevor du antwortest….
      Ich bin ein Verfechter des zuerst denken und dann reden, oder auch schreiben. Aber ich weiß schon, damit gehöre ich nicht zu der Mehrheit der Menschheit.

      • 😀 … das war eine grundsätzliche Frage zum Thema reden und denken, die sich eigentlich nur auf die Überschrift bezug … und das war mein Ernst … und es war ein Kommentar und keine Antwort 😛

        Mal noch so als Ergänzung, wenn ich über jedes Wort, dass ich sagen will, vorher nachdenke, dann wird das ein sehr eigenartiges stockendes Gespräch … ich hinterfrage eigentlich nur diesen gern genutzten Spruch „erste denken, dann reden“ … vielleicht hat das gar nicht so viel damit zu tun, dass man wirklich zuerst denkt, sondern mehr wie man überhaupt denkt. … denk denk … vielleicht denken Menschen, die logischer reden, einfach grundsätzlich logischer, so dass sich das auch im laut denken = reden äußert … während andere Menschen einfach unlogisch denken und reden …. ich weiß sehr philosophisch … hast da einfach mit dem Thema was erwischt, was mich beschäftigt

        ok ok, denn lese ich mal, damit auch auf einen Kommentar zum Inhalt deines Artikels abgeben kann 😛

        • Ich glaube es gibt Menschen die können auch ohne viel denken, intelligente Meldungen von sich geben. Doch andere sollten ihr Hirn vielleicht doch ab und zu einschalten, bevor sie ihren Mund aufmachen.

          Und hast du schon gelesen? Ich finde ja die Fernsehergeschichte am Besten. Ich mein dazu hätte sie ja noch nicht mal denken brauchen, sondern nur ihre Augen aufmachen… Schließlich hat sie ja auch alles andere sehr genau beobachtet auf der Suche nach Mängeln…:-)

          • Mir fällt gerade noch was ein zum Fernseher … vielleicht war es auch einfach nur Neid … weil ihrer kleiner ist 🙂 … wobei ich nie verstehen werde, warum man mittlerweile Leinwände in der Wohnung braucht 😀 …

  2. zu 1) Habe auch mal irgendwo gelesen, dass die alten Teile genauer und besser sind. Frag mich aber nicht mehr genau warum. Unabhängig davon, kann man natürlich mit einem breiten Grinsen und einem Zwinkern sagen, dass ihr das alte Gerät natürlich nur wegen der besseren Werte besser gefällt. Und schon wird sie wohl zustimmen …

    zu 2) Hast du noch nix elendiges Klump genannt, nur weil es „widerspenstig“ war? .. Zumal auch hier die Frage ist, ob da nicht auch ein Grinsen dabei war … Und wenn nicht, mei … ich hät wahrscheinlich auch nen blöden Spruch losgelassen, wenn ich nicht mal mehr in der Lage bin, eine Gardine zu bewegen. Neumodisches Klump!

    zu 3) Sie hatte die Größe deines Fernsehers wohl nicht mehr so richtig im Kopf. Ja und? Hast du dich noch nie falsch erinnert? … verwendet sie allen Ernstes andauernd das Wort Blödsinn? … wat a Blödsinn

    zu 4) sie hat einfach nur ihre Meinung verteidigt. Du hast mit den richtigen Fragen einfach geschafft, dass sie diese aber hinterfragt hat. Zumindest teilweise. Ist doch schön … ob man eine Strafe verhältnismäßig ist, würde ich nicht an der Strafe für andere Verbrechen festmachen. Weil man ja dann davon ausgeht, dass die Strafe für ein andere Verbrechen korrekt festgelegt ist Und da kann man bei Mord und Totschlag oder Finanzverbrechen sicher drüber streiten. … und was ihr beide nicht diskutiert habt, ist die Frage, ob es für den Täter eine Strafe ist. Für den einen kann es das Paradis sein und für den anderen die Hölle auf erden …

    Was kannst du tun? Vielleicht nicht alles kommentieren oder drüber nachdenken? Vielleicht einfach nur mal grinsen und mit einem kecken Spruch, den Fehler aufzeigen. Lachen hilft vor allem bei Menschen, die den ganzen Tag nix anderes zu tun haben, als zu motzen. Und auch einem selbst tut das gut … Ich war schon immer ein Querdenker, der sich seine Meinung immer selbst gebildet hat. Und glaub mir, so was willst du gar nicht als Untergebene haben 😛 …

    Weiß nicht, von deinen 4 Beispielen hat für mich 2 und 3 so rein gar nix mit denken zu tun. Und das erste auch nur bedingt.

    Die Frage ist doch auch eher,ob man sich mit ständig unzufriedenen schlecht gelaunten ständig nörgelnden Menschen umgeben will – wobei auch da die Frage ist, warum sie so sind. Und irgendwie bestätigt dein Artikel ja meinen Ursprungskommentar: Liegt es wirklich am erste denken und dann reden? Oder denkt Margit auch so? … hmmm

    PS:Siehst du, du könntest es schlimmer erwischen, z.B. mit mir 😀

    • Also mit dir könnte ich wenigstens diskutieren! Wobei ich das hier und jetzt aber nicht tun werde 😉 Ich muss gestehen das lachen über ihre Blödheit ist mir vergangen. Wenn du den ganzen Tag nur hörst alles ist blöd, ein Klumpert, usw. dann vergeht dir das Lachen – also zumindest mir. Und wenn jemand meine niegelnagelneue Wohnung besuchen darf, dann soll sie doch bitte nicht sagen meine Vorhänge sind ein Klumpert nur weil sie zu blöd ist sie zu öffnen. Doch so geht das die ganze Zeit. Alles kritisieren und runtermachen. Und das lasse ich mit meiner Wohnung nunmal nicht machen! Und das mit dem Fernseher habe ich schon geschrieben. 1. Er stand nebenan und 2. wieso muss sie mir da widersprechen? Wieso geht sie nicht einfach davon aus, dass ich weiß wovon ich rede? Schliesst sie da von sich auf andere?
      Und ich finde schon dass die Beispiele etwas mit Nicht-denken zu tun haben. Es ist sinnloses vor- sich-hingebrabbel. Zumindest empfinde ich das so. Denn wenn mir der Eigentümer einer Wohnung sagt, man muss nur wissen wie es geht, dann denke ich darüber nach, ob ich vielleicht etwas falsch mache. Sie hingegen widerspricht automatisch….
      Und nein ich möchte mich nicht den ganzen Tag mit ihr umgeben – leider habe ich da absolut keine Wahl. Und wenn sie ein Problem damit hat, dass ich immer widerspreche, könnte sie es ganz leicht abstellen….

      • Dann bleibt dir wohl nichts anders über, als es einfach hinzunehmen. Vielleicht kannst du wirklich mal probieren, mit etwas Ironie und Sarkasmus die ein oder andere Nörgelei von ihr auszuhebeln. Wobei immer schön lächeln und zwinkern .. aber im Ernst, vielleicht bringt genau eine solche ungewohnte Reaktion sie ja mal zum denken … probieren kann man es ja mal 🙂

        • Also Sarkasmus hab ich schon versucht, der kommt leider gar nicht an… Oder besser gesagt, versteht sie nur die Zustimmung und je mehr ich ihr vermeintlich zustimme, desto mehr blubbert sie. Wenn ich widerspreche habe ich zumindest für eine Stunde oder so mal wieder Ruhe. Aber mal schauen, vielleicht finde ich noch einen Weg mal ein wenig Ruhe zu finden im Büro…
          Ich probier ja sowieso alle paar Monate was neues aus. Schau ma mal wie Ironie funktioniert… 😉

  3. Pingback: (Nach-)Denken | Libellchen

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