Zu meinem gestrigen Blogbeitrag:
Dass ich meinen Frust nicht zeigen durfte, weil der Seelenzustand von jemand anderen wichtiger war, als meine Bedürfnisse. Ich musste wieder meine Gefühle zurückstellen, weil jemand anderer ja so viel sensibler ist, als ich. Weil ich die Starke sein kann, muss ich sie sein. Ich darf nicht sauer werden, weil der andere, ja sowieso schon ein schlechtes Gewissen hat. Das regt mich auf!!!
Es war ja noch jemand anwesend, der mehr sehr wichtig ist. Und diese Person meinte vor Ort „Nicht, er hat sowieso schon ein schlechtes Gewissen und kann wahrscheinlich die nächsten Nächte nicht schlafen.“ Genau diese Person habe ich angerufen. Und sie hat mir gesagt, dass sie nicht sofort merkte, dass ich betroffen war. Nun, das kenne ich schon. Ich reagiere „zeitverzögert“. Mich kann man schimpfen und ich lache. Erst nach ein paar Minuten trifft mich die Verletzung und ich sitze heulend auf dem Klo. Ich reagiere nicht unmittelbar, was oftmals dazu geführt hat, dass Menschen die mich schon verletzt hatten, noch nachgetreten haben, bevor ich aus der Situation flüchten konnte – keine Ahnung was das ist, oder woher das kommt.
Okay, das war also erstmal geklärt, doch da war noch mehr. Die Person fragte mich dann auch noch, warum ich dann nicht einfach was gesagt habe, als meine Gefühle dann zugeschlagen haben. Nun ja, weil sie meinte ich solle es nicht tun. Und warum habe ich es dann wirklich nicht getan? Weil ich Angst hatte, das die Gefühle des anderen, wichtiger seien als meine. Dass die Person die mich zurückhalten wollte, es mir übel genommen hätte, wenn ich nicht gehört hätte. Und da ging dann der Luster an!!!
Es war einmal vor 30 Jahren. Das kleine Libellchen bei ihren Großeltern. Und eine sehr bekannte Situation. In der einen Ecke, die Gefühle des kleinen Libellchen. In der anderen Ecke, die Gefühle der Großmutter. Der Großvater als Schiedsrichter dazwischen. Das kleine Libellchen äußert ihre Gefühle, die allerdings der Großmutter nicht recht sind. Also entscheidet der Schiedsrichter, dass alles getan wird, was die Großmutter will, da unter gar keinen Umständen die Gefühle der Großmutter verletzt werden dürfen – ganz egal was mit dem Libellchen ist. Doch das will sich das Libellchen nicht gefallen lassen. Es ist der naiven Ansicht, dass auch ihre Gefühle zählen sollten, also ist sie trotzig. Und wird dafür bestraft. Mit Missachtung. Mit Ignoranz. Es wird einfach nicht mehr mit ihr gesprochen. Sie ist plötzlich Luft. Die einzigen Menschen mit denen sie Umgang hat, ignorieren sie. Und zwar nicht nur die Großmutter in der anderen Ecke, sondern auch der Schiedsrichter.
Also was lernt das kleine Libellchen fürs Leben? Wenn ich jemand mag, und der-/diejenige mich ersucht meine Gefühle für jemand anderen zurückzustecken und ich nicht folge, dann redete nicht nur der Betroffene, sondern auch derjenige der mich gebeten hat, nicht mehr mit mir! Ich werde mit einem Schlag von allen meinen sozialen Kontakten abgeschnitten!
Das nenn ich mal eine Erkenntnis fürs Leben. Die Wandproblematik hat sich gelöst, einfach indem die Person die mich ersucht hat, mich zurück zu halten, mir versichert hat, dass sie mich auch dann noch mögen würde, wenn ich nicht gefolgt hätte! Die Tatsache zu wissen, dass sie meine Gefühle akzeptiert hätte, nimmt mir eine Zentnerlast von meinen Schultern. Ich darf ich bleiben und werde sie nicht verlieren. Etwas Ähnliches hat mir auch schon mal meine beste Freundin gesagt. Bleibt eigentlich nur mehr ein Mensch auf Erden, bei dem ich Angst habe ihn zu verlieren, wenn ich zu sehr ich selbst bin. Er ist sich dessen wahrscheinlich gar nicht bewusst. Mit ihm ein entsprechendes Gespräch führen, wird nicht ganz einfach werden. Er redet nicht so gern über Gefühle. Aber vielleicht ergibt es sich ja mal.
Achja, ich weiß jetzt wofür das ganze gut war und kann mich jetzt wieder ganz auf die bevorstehenden Aufgaben konzentrieren!
© Libellchen, 2014