In die Ecke drängen

Ich bin ein sehr besonnener Mensch. Da ich auch sehr umsichtig bin, kann ich viele Probleme bereits lange bevor sie entstehen erahnen und somit meistens auch schon im Vorfeld gegen steuern. Ich kann mir dann Lösungen überlegen und Pläne machen. Was ich nicht bin, ist spontan. Bei einem Frontalangriff kann man mich sehr leicht in die Ecke drängen. Das war für mich vor allem als Kind ein Problem. Da hatte ich meine Fähigkeiten noch nicht so weit entwickelt und stand oftmals vor dem Problem, „nicht aus zu können“. In eine Situation katapultiert worden zu sein, wo ich einfach keinen Ausweg sah.

Was vor allem auch daran lag, dass ich nur die Auswege kannte, die ich von meinen Großeltern gelernt hatte. Diese waren Flucht, Verleugnung, Lügen, Kopf in den Sand stecken. Nicht sehr hilfreich im Umgang mit anderen Kindern. Gut Flucht hätte vielleicht funktionieren können, wenn ich ein wenig schneller gewesen wäre. Doch das war ich nicht. Und so lernte ich diese Ecke zu hassen. Ich wurde es leid, nicht aus zu können. Und so versuchte ich zu beobachten wie andere Menschen diese Ecke vermieden. Manche waren aggressiv, andere so nett dass ihnen niemand etwas wollte. Ich versuchte es mit nett und scheiterte kläglich. Selbst wenn ich alles versuchte, so gab es immer Menschen die mich trotzdem hassten. Aus für mich unerklärlichen Gründen. Zumindest damals. Heute weiß ich Bescheid und verschwende meine Zeit nicht mehr auf Menschen, die mich einfach nicht „riechen“ können.

Ich bin trotzdem nicht aggressiv geworden. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden. Ich höre auf meine Intuition, dann vermeide ich diese Ecke automatisch. Auch als Kind hätte ich gewusst, was zu tun wäre, doch das widersprach meiner Erziehung! Sich wehren war nie eine Option. Heute sehe ich das anders. Heute wehre ich mich mit allem was ich habe. Und heute stellt sich dieses Problem auch nicht mehr so oft. Nicht viele Menschen versuchen mich zu „bedrängen“. Einige haben Angst vor mir, andere unterschätzen mich. So oder so, ich habe meine Ruhe. Ich lebe mein Leben und vermeide Konflikte. Doch falls es hin und wieder doch jemand wagt mich herauszufordern, endet es für den-/diejenige zumeist schlecht.

Ich habe gelernt meine Abwehrpalette zu erweitern. Ich wehre mich mit meinen Mitteln, mit allem was ich zur Verfügung habe und mittlerweile auch ohne Rücksicht auf Verluste. Selbst wenn mich jemand in der Vergangenheit angegriffen hatte, und ich mich wehrte, hatte ich ein schlechtes Gewissen, wenn es dann dem Angreifer schlecht ging. Wenn ich meine „Gabe“ voll ausspielte und jemand mit genau den richtigen Worten, genau ins Herz traf, ging es mir nachher schlecht, weil ich jemand verletzt hatte – obwohl ich mich eigentlich nur gewehrt hatte. Ich konnte es lange Zeit nicht kontrollieren. Konnte im Eifer des Gefechtes einfach nicht meinen Mund halten. Nun, mittlerweile kann ich meine Emotionen kontrollieren. Das heißt wenn ich jetzt jemand verbal verletze, dann nicht weil ich mich nicht beherrschen kann, sondern weil ich etwas beenden will. Weil es mir reicht. Weil mir die dauernden Sticheleien und Angriffe reichen. Weil ich es leid bin, meinen Mund zu halten, des lieben Friedens willen.

Ich weiß, ich bin harmoniesüchtig und halte deshalb zu lange meinen Mund. Was wiederum die Menschen offensichtlich vermuten lässt, dass ich nicht weiß wie ich mich wehren könnte. Doch das stimmt nicht. Wenn ich Seitenhiebe heute „über mich ergehen lasse“, dann nur weil ich weiß dass ich die Stärkere bin und mein Gegenüber jederzeit „zerstören“ könnte. Im Gegensatz zu vielen meiner Mitmenschen, weiß ich genau wie ich jemand verbal fertig machen kann. Eine ehemalige Freundin meinte mal nach einem Streit, mit mir kann man nicht diskutieren, da ich jeden an die Wand rede. Tja, dazu fällt mir immer ein Spruch ein

„Bin ich zu stark, bist du zu schwach!“

Nein, ich will es immer noch nicht. Ich mag Menschen nicht verletzen. Schon gar nicht wenn ich sie für schwach halte. Das Problem ist nur. Meistens sind es genau diese schwachen Menschen, die mich provozieren – Immer und immer und immer wieder. Sie dürften glauben ich bin ihr ganz persönlicher Sandsack, der nie zurück schlägt. Doch das stimmt nicht. Ich halte lange still, doch irgendwann ist die Grenze überschritten. Ihr glaubt das nicht? Ich kann euch eine Referenzliste schicken, von „Freunden“ die dachten ich würde alles mit mir machen lassen. Mittlerweile sind sie Ex-Freunde, da sie nicht hörten, als ich sagte es sei genug.

Wie es zu diesem Blogbeitrag kam fragt ihr euch? Nun man könnte es sagen, es brannte mir auf der Zunge. Es gibt Dinge die gehören hin und wieder mal gesagt. Und zurzeit gibt es wieder ein paar Menschen, die auf meinem Geduldsfaden ein wenig herumtrampeln. Und ich bin mir nicht sicher, ob er demnächst nicht doch mal reißt.

© Libellchen, 2014

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