Als es an der Tür klopfte, konnte ich meinen Herzschlag in meiner Halsschlagader spüren. Ich ging und öffnete die Tür. Ich hätte ihn auch hereinrufen können, doch dazu hätte ich meine Stimme benötigt und die verweigerte mir den Dienst.
„Hey!“
„Hi, komm rein.“ Gott sei Dank, ich habe meine Stimme wieder gefunden.
Wir setzten uns an den Tisch und schwiegen uns an. Keiner wusste wie anfangen. Wie sagt man einem Mann, dass er Vater ist?
„Du siehst verändert aus.“
„Ja, ich habe zugenommen. Du siehst so toll wie immer aus.“
„Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ Er wirkte unsicher. Wenigstens war ich nicht alleine.
„Schon okay. Ich war schwanger, deshalb habe ich immer noch ein paar Kilos zu viel auf den Rippen.“ Wieso habe ich das gesagt? So? Bin ich komplett bescheuert. Und sein Blick. Überraschung, Verwirrung, Trauer, Hass? War das Hass. Oh mein Gott, dieser Blick. Er hasst mich. Weil ich ein Baby von ihm habe? Weil er keine Kinder will?
„Du warst was?!!!“ Diese 3 Worte presste er richtig zwischen den Zähnen hervor. Das war definitiv Hass. Und da regte sich der Trotz in mir. Soll er sich halt wieder verpissen. Cammy und ich wir brauchen ihn nicht. Wenn er nichts mit ihr zu tun haben will, dann halt nicht. Ich reckte mich. Setzte mich gerade hin und hob den Kopf hoch.
„Schwanger.“
„Und jetzt bist du es nicht mehr?“
„Was? Nein!“ Wie sollte ich schwanger sein? Er war der letzte Mann mit dem ich geschlafen hatte und das war ein Jahr her.
In diesem Moment gluckste Cammy vor sich hin. Er hörte es und drehte den Kopf wie von der Tarantel gestochen in die Richtung des Lautes. Das Gitterbettchen stand ein wenig versteckt, ich wollte ja zuerst mit ihm reden, bevor er sie sah. Doch jetzt hatte sie seine ganze Aufmerksamkeit. Er stand langsam auf und ging in Richtung des Geräusches. Dabei war der Hass aus seinem Blick verschwunden. Doch was er jetzt empfand konnte ich nicht deuten. Er ging zu ihr und blickte sie nur an. Und sie ihn. Sie schaute ihn an und lächelte. Und da sah ich Erleichterung in seinem Gesicht.
„Du hast nicht abgetrieben.“ Es war keine Frage, es war eine Feststellung.
„Natürlich nicht!“ Hatte er tatsächlich geglaubt, dass ich das könnte.
„Es ist ein Mädchen?“
„Ja, sie heißt Cammy!“
„Cammy? Dann gehe ich Recht in der Annahme dass Camilla von allem weiß?“
„Ja, deshalb hat sie sich auch nicht bei dir gemeldet, sie konnte dich nicht anlügen.“
Er blickte mich verwirrt an. Doch nur kurz, dann wandte er sich wieder ihr zu. Er blickte sie einfach nur an. Ich wartete.
Nach einer halben Stunde merkte ich dass ich Hunger hatte. Ich hatte seit fast 24 Stunden nichts mehr gegessen. Zuerst war ich zu nervös gewesen, dann zu angespannt. Doch nun löste sich die Anspannung. Er wusste dass er eine Tochter hatte, der Rest war nicht weiter wichtig, also konnte ich endlich wieder etwas essen. Ich bestellte ein ausgiebiges Frühstück für 2 Personen. Vielleicht würde er ja mit mir essen. Es könnte aber auch sein, dass er die nächsten Stunden vor Cammys Gitterbett stehen würde und sie nur anblicken würde.
© Libellchen, 2014
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