Drehbuch der Liebe – Teil 38

Als ich vor dem Dolby Theatre ankam, war ich so nervös, dass ich hoffte mit niemanden reden zu müssen. Ich konzentrierte mich darauf cool zu wirken, doch meine Nerven flatterten. Ich huschte schnell über den roten Teppich und blieb weitgehend unbemerkt. Camilla wollte ursprünglich mit mir vorfahren, doch davon konnte ich sie abbringen. Ich wusste dass ich neben ihr, im Blickpunkt der Kameras landen würde. So aber, interessierte sich kaum jemand für mich. Ich versuchte cool und doch zügig ins Innere des Theatres zu gelangen. Und ich hatte Glück. Da ich zu den unwichtigen Menschen gehörte, war ich eine der ersten. Die Stars würden erst ein wenig später erscheinen. Das war zum einen gut, da ich so vor Aksel da war, andererseits hieß es jetzt warten. Mein Drehbuchkollege war auch schon da und so ging ich zu ihm und begrüßte ihn. Wie plauderten über unsere gemeinsame Zeit und darüber was wir in den letzten Monaten so getrieben hatten. Ich erzählte ihm von meinem Buch und meinem Haus. Aksel und Cammy ließ ich natürlich unerwähnt. Durch das plaudern mit ihm, entspannte ich mich ein wenig. Ich konnte die Nervosität weitgehend abstreifen.

Doch nach einer halben Stunde spürte ich sie plötzlich wieder extrem stark. Ich fühlte mich plötzlich total angespannt. Also entschuldigte ich mich und wollte auf die Toilette verschwinden. Ich drehte mich um und stolperte Richtung Toilette und landete genau in Aksels Armen. Er stand direkt hinter mir und so lief ich genau in ihn rein. Hatte ich seine Anwesenheit gespürt? Konnte es sein, dass ich seine Nähe noch immer so extrem spürte? Nach allem was wir hinter uns hatten. Waren wir noch immer so stark verbunden? Er hielt mich an meinen Oberarmen fest, damit ich nicht hinfiel und ich fühlte alles wieder. Schlagartig war jedes Fünkchen verdrängte Liebe wieder da. Seine Finger auf meiner Haut verursachte mir eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper. Alles was ich in diesem Moment wollte, war mich an seine Brust zu lehnen. Mich von ihm halten zu lassen. Mich durch seine Nähe geborgen fühlen. Doch das ging ich. Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen, stammelte ein
„Entschuldige“ und lief regelrecht zu den sanitären Einrichtungen. Ich musste mich sammeln. Musste cool bleiben. So ging das nicht. Ich war schließlich kein Teenager mehr. Ich war eine alleinerziehende Mutter und ich musste mich zusammen reißen. Als ich gerade auf der Toilette an meiner Coolness arbeitete, kam Camilla. Sie hatte alles mitangesehen.
„Was soll das? Was ist nur los mit dir? Ich hab Aksels Blick gesehen, dein Abgang hat ihm noch zusätzlich verletzt. Er wollte doch nur Hallo sagen!“
„Ich konnte nicht, Camilla, versteh doch. Ich liebe ihn so sehr. Ich kann nicht in seiner Nähe sein und cool bleiben. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geworfen und ihn nie wieder los gelassen.“
„Okay. Dann hältst du dich heute von ihm fern, verstanden! Ich werde versuchen mit ihm zu reden, damit ihr morgen euer Gespräch führen könnt. Aber bitte versau dass nicht auch noch. Morgen hast du wahrscheinlich deine letzte Chance. Wenn du morgen nicht mit der Wahrheit rausrückst, wird er aufgeben. Verstehst du das?“
„Jaja, ich verstehe und ich mache was du sagst.“

Und das tat ich. Ich redete mit allen, nur nicht mit ihm. Ich konnte seinen verletzten Blick sehen und spüren. Doch ich konnte auch sehen dass Camilla mit ihm sprach und danach war der Blick eher verwirrt und nicht mehr verletzt. Ich wusste sie hatte Recht, ich musste morgen die Karten auf den Tisch legen. Doch zuvor durfte ich meine erste Oscarverleihung live miterleben. Und es war echt total spannend. Umgeben von nominierten Menschen, die Anspannung im Raum kurz bevor der jeweilige Name verlesen wurde. Ein einzigartiges Erlebnis. Als Aksel an die Reihe kam, hörte ich zu atmen auf. Die 2 Schauspieler die den Namen des Gewinners verlesen würden, kannte ich persönlich. Ich hatte sie damals bei einer meiner nächtlichen Runden durch L.A. kennen gelernt. Camilla hatte sie mir vorgestellt. Mit ihm hatte ich getanzt und mit ihr hatte ich einen Drink gehabt. Und jetzt hielten sie die Karte, auf der hoffentlich Aksels Name stand. Ich wünschte ihm den Preis von Herzen. Er hatte einen Oscar definitiv verdient. Und würde er ihn für eine Rolle bekommen, wo ich das Drehbuch geschrieben hatte, würde ich mich doppelt freuen.

„Und der Gewinner in der Kategorie bester Hauptdarsteller ist….“

© Libellchen, 2014

zu Teil 37…

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2 Kommentare zu “Drehbuch der Liebe – Teil 38

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