Kapitel 2 – Wahrheit
Wir erreichten L.A. einen Tag vor der Oscarverleihung. Kaum im Hotel angekommen, kam auch schon Camilla vorbei. Sie war schon ganz nervös wegen dem Zusammentreffen zwischen Aksel und mir. Die Oscars waren ihr mehr oder weniger egal. Sie freute sich zwar darauf, aber nicht so sehr wie auf unsere Versöhnung. Sie war so zuversichtlich, ich konnte dieses Gefühl allerdings nicht teilen. Meine Nervosität schlug mir auf den Magen. Mir war übel und ich fühlte mich krank. Ich wusste, es war nur meine Angst die sich in körperlichen Beschwerden äußerte, doch das änderte nichts. Mir ging es mies. Morgen würde ich auf Aksel treffen. Auch er war schon in der Stadt, doch die Aussprache würde erst danach stattfinden. Zuerst kam sein großer Auftritt, dann erst kam Cammy´s.
„Ich habe vorhin mit Aksel telefoniert!“
Diese Worte verstärkten mein Unwohlsein noch!
„Und?“
„Er will mit dir reden. Eigentlich wollte er gleich mit dir reden, doch ich sagte ihm, er solle sich zuerst den Oscar schnappen und ihr könnt dann übermorgen reden.“
Übermorgen. So weit weg und doch so nah. Einerseits wollte ich es hinter mich bringen. Andererseits hatte ich schreckliche Angst.
„Und, war das okay für ihn?“
„Naja, er hätte lieber heute alles geklärt, doch ich hab ihm gesagt ich melde mich übermorgen noch mal und sage ihm wo du wohnst, dann kann er dich besuchen. So richtig begeistert war er nicht, aber er hat nachgegeben. Musste er auch. Ich habe mich nämlich nicht erweichen lassen. Allerdings geht es mir dabei vor allem um Cammy. Ich will nicht dass sie ihren Vater kennen lernt, während der in seinem Kopf bei der bevorstehenden Oscarverleihung ist.“
„Danke! Für alles. Ich wüsste nicht was ich ohne dich tun würde.“
„Oh das weiß ich. Deshalb habe ich mich auch mal wieder um den Outfit für morgen gekümmert. Ich will ja dass du gut aussiehst.“
„Da wirst du mehr brauchen als ein Kleid. Ich bin hundemüde. Und zwar nicht nur wegen der Überfahrt. Ich bin müde seit ich meinen kleinen Schatz bekommen habe und die Ringe unter den Augen schafft auch kein Abdeckstift!“
„Das werden wir noch sehen!“
Camilla sollte recht behalten. Nach der letzten Nacht waren meine Augenringe zwar noch dunkler geworden, doch eine gute Make-Up-Artistin zauberte sie trotzdem einfach weg. Ich erkannte mich im Spiegel zwar nicht wieder, aber wenigstens sah ich gut aus. Und das Kleid war der Wahnsinn. Es versteckte alle noch überflüssigen Kilos, die ich nach der Geburt noch mit mir rumtrug. Es war ein nussbraunes Kleid. Eng anliegend, aber nicht zu eng. Sexy, aber nicht zu sexy. Für eine frisch gebackene Mutter gerade richtig. In dem Kleid würde ich nicht weiter auffallen. Ich war unscheinbar, aber fiel auch nicht auf, weil ich zu unschick war. Camilla hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Ich fühlte mich trotzdem nicht wohl. Das Zusammentreffen mit Aksel stand unmittelbar bevor. Ich wusste er würde sich in der Öffentlichkeit nichts anmerken lassen. Es lag also vor allem an mir, meine Gefühle im Zaum zu halten. Dass dies allerdings zurzeit nicht so einfach war, wusste ich. Seit der Geburt war es zwar besser geworden, doch gut war es noch lange nicht.
Doch es gab kein zurück. Die Limousine wartete. Ich verabschiedete mich von meinem Schatz. Ich musste sie für ein paar Stunden allein lassen. Bevor ich mich angezogen hatte, hatte ich sie noch gefüttert und ich hatte auch Milch abgepumpt, für alle Fälle. Doch eigentlich sollte ich rechtzeitig zurück sein. Ich wollte nicht gehen. Wollte sie nicht verlassen, auch wenn es nur ein paar Stunden waren, doch ich hatte keine Wahl. Ich tat dies auch für sie. Also gab ich ihr noch einen letzten Kuss und lies sie schweren Herzens bei meiner Mutter zurück.
© Libellchen, 2014
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