Hören – was man sowieso schon weiß!

Es gibt vieles das ich weiß. Doch nur weil ich etwas weiß, heißt es noch nicht, dass ich auch danach lebe. Ich bemühe mich zwar, doch nicht immer gelingt es. Und manchmal muss man mir Dinge, dich ich schon weiß, noch mal sagen, damit ich es wirklich kapiere.

Von Frühjahr bis Herbst habe ich mein Leben schon recht gut im Griff. Ich gehe raus in die Natur – in die Wälder und auf die Berge. Gehe schwimmen, liege in der Sonne. Lese meine Bücher zum Gezwitscher der Vögel. Ich versuche mein Leben so weit wie möglich auszukosten. Ich versuche die Sonnenstrahlen auf meiner Haut bewusst wahr zu nehmen. Die Wärme zu spüren.

Doch im Winter werde ich wieder schrecklich faul. Da vergammle ich auf meiner Couch. Da ist jedes Treffen mit Freunden eine Überwindung. Nicht weil ich sie nicht sehen will, sondern weil ich einfach kraftlos vor mich hingammeln will. Doch so verpasst man das eigene Leben. Zu Hause auf der Couch ist nicht das Leben genießen. Und auch wenn es mir bewusst ist, dass ich gerade mein Leben an mir vorüber ziehen lasse, kann ich mich doch nicht überwinden etwas zu tun.

Als ich heuer im Jänner so vor mich hingammelte, fand mich ein Video. Wo eine junge Frau genau das sagte, was ich mir dachte. So faul herumlümmeln ist nicht das Leben genießen. Will ich wirklich mal auf mein Leben zurückblicken und nur meine Couch sehen? Gut so schlimm ist es nicht. Ich habe mein Leben als Jugendliche extrem genossen – manchmal fühle ich mich, als hätte ich bereits mehrere verschiedene Leben gelebt, doch in den letzten Jahren bin ich doch ein wenig faul geworden.

Doch sie rüttelte mich wieder auf. Sie führte mir mal wieder vor Augen was ich sowieso schon wusste. Und so begann ich mich zu überwinden. Anfangs war es wirklich eine Überwindung, doch jedes Mal wenn ich wieder im Begriff war in meinen Winterschlaf retour zu fallen, schaute ich mir das Video noch mal an. Und schließlich schaffte ich es, mehr zu unternehmen. Und dann spielte auch noch das Wetter mit und das Frühjahr begann heuer recht zeitig.

Und zurzeit bin ich fast gar nicht mehr zu Hause. Ich gehe ins Kino, kümmere mich um meine Wohnung, gehe wandern und Nordic walken. Im Moment lebe ich wieder. Ich genieße wieder mehr. Ich bin nicht mehr faul. Ich bin brav dabei zu leben und Erinnerungen zu sammeln.

Tja, manchmal muss man mir einfach sagen, was ich sowieso schon weiß! 🙂

© Libellchen, 2014