Drehbuch der Liebe – Teil 22

Die 3 Wochen vergingen viel zu schnell und mit jedem Tag wurde ich immer betrübter. Aksel entging dies natürlich nicht. Die Dreharbeiten waren fertig, die Interviews beendet und ich hatte nur noch 3 Tage bis mein Flug ging.
„Würdest du deine Sachen packen, ich will unsere letzten gemeinsamen Tage nicht hier im Hotel verbringen.“ Bei den Worten gemeinsame Tage, traten mir die Tränen in die Augen und so nickte ich nur und ging meine Koffer packen.

Aksel fuhr mit mir zu der Villa eines Freundes die direkt am Strand lag. Und das Beste daran war der Privatstrand und dass die Besitzer nicht da waren. Hier konnten wir uns in Ruhe voneinander verabschieden und dabei die Sonne und das Meer genießen. Am ersten Tag konzentrierten wir uns auf schwimmen und sonnen. Wir wussten beide, dass wir reden mussten, doch keiner wollte beginnen. Und so lenkten wir uns ab. Mit schwimmen und Sex. Sonnen und noch mehr Sex. Und der Sex war total intensiv. Wir wussten unsere Zweisamkeit lief ab, also genossen wir jede Berührung noch intensiver als bisher. Wir wollten noch jedes bisschen Nähe auskosten das uns blieb. Es war schön und traurig zugleich.

Als ich am zweiten Tag in der Villa erwachte, wusste ich es war die Zeit zum reden gekommen. An diesem Tag mussten wir uns aussprechen. Denn am nächsten Tag ging mein Flug und ich musste zu Mittag zum Flughafen fahren. Viel Zeit hatten wir nicht mehr. Den Vormittag verbrachten wir jedoch noch schweigsam. Doch nach dem Essen machte Aksel, Gott sei Dank, den Anfang. Wir saßen auf der Terrasse, in einer Hollywood-Schaukel, als er das Gespräch eröffnete.
„Ich will dich nicht verlieren!“
„Ich dich auch nicht!“ Ich kämpfte schon wieder mit den Tränen.
„Nächste Woche muss ich nach Australien.“
„Ich weiß. Und ich sitze übernächste Woche wieder in meinem Büro.“
„Kannst du mich in Australien besuchen?“
„Ich denke nicht dass ich Urlaub bekomme. Schließlich war ich jetzt 6 Monate nicht da.“
„Ich kann die nächsten 6 Monaten wahrscheinlich auch nicht weg. Außer es geht der Produktionsfirma das Geld aus.“ Er brachte sogar ein Lächeln zustande. Mir wurde immer übler. Nicht, dass mir das nicht alles sowieso schon bekannt war. Doch als ich es jetzt aus seinem Mund hörte, wurde es irgendwie erst richtig real.
„Wir sollten Schluss machen.“ Ich hatte es getan! Ich hatte die Worte, die ich am meisten gefürchtet hatte die letzten Wochen, einfach so gesagt.
„Das will ich aber nicht.“
„Ich doch auch nicht, aber welche Alternativen haben wir denn?“ Natürlich hätte er mich fragen können, ob ich alles hinschmeiße und mit ihm mit nach Australien gehe. Würde er mich lieben, würde er vielleicht fragen. Doch Liebe war zwischen uns kein Thema. Ich liebte ihn zwar, doch das wusste er nicht. Wozu hätte ich es ihm auch sagen sollen. Ich vermutete nicht, dass er für mich dasselbe empfand. Er mochte mich und genoss unsere gemeinsame Zeit. Aber Liebe? Wohl eher nicht.
„Wie wäre es mit einer Trennung auf Zeit? Jeder geht ein halbes Jahr seinen Weg. Ich nehme nach diesem Dreh, erstmal kein neues Projekt an und du versuchst 4 Wochen Urlaub zu bekommen. Wir treffen uns in Kanada und schauen was passiert.“
„Das klingt gut. Aber nur unter einer Bedingung. Wenn du eine andere kennen lernst, dann sagst du es mir gleich und nicht erst in Kanada. Okay?“
„Dasselbe würde ich mir auch von dir wünschen.“
„Klar. Und falls es das Schicksal will, dann treffen wir uns in Kanada wieder. Und in der Zwischenzeit bleiben wir mit Skype und Telefon in Kontakt!?“
„Okay so machen wir das.“
Mit dieser Lösung konnte ich überraschend gut leben. Ich wollte mich zwar trotzdem nicht von ihm trennen. Doch plötzlich war es keine Trennung für immer. Es konnte zwar noch eine daraus werden. Aber wir hatten noch eine Chance auf ein Wiedersehen. Wenn alles gut ginge, würden wir uns in einem halben Jahr wiedersehen. Mit diesem Wissen war unser letzter gemeinsamer Tag gleich viel schöner.
In unserer letzten gemeinsamen Nacht, hatten wir keinen Sex. Wir hielten uns nur gegenseitig im Arm, küssten uns und schliefen keine Sekunde. Ich konnte den fehlenden Schlaf locker im Flugzeug nachholen und Aksel würde auch erst am nächsten Tag weiter ziehen.

Um unsere geheime Beziehung, geheim zu halten, hatten wir beschlossen uns hier in der Villa zu verabschieden. Das Gepäck stand vor der Tür und das Taxi war auf dem Weg. Wir umarmten uns ein letztes Mal. Ein letzter Kuss und bei mir flossen schon wieder die Tränen. Er strich sie mir aus dem Gesicht und küsste mich erneut. Ich hörte den Taxifahrer hupen und wusste, ich musste los. Sofort.
Doch ich konnte ihn nicht loslassen.
Das Taxi hupte erneut.
Ich blickte ihm noch einmal tief in die Augen.
Hauchte ein „Ich liebe dich“ und lief aus der Tür.

© Libellchen, 2014

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2 Kommentare zu “Drehbuch der Liebe – Teil 22

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