Der Tag im Ort führte uns vor Augen, dass es auch noch ein Leben außerhalb des Bettes gab und so beschlossen wir wieder öfter das Bett zu verlassen, um wandern zu gehen. In der folgenden Woche teilten wir unsere Aktivitäten auf. Einen halben Tag gingen wir wandern, die andere Hälfte des Tages hatten wir Sex und in der Nacht kuschelten wir. So gefielen mir die Tage noch mehr. Die frische Luft, die Bewegung, die Natur und danach den schönsten Mann auf Erden, in mir spüren, bevor ich in seinen Armen einschlief. Gerade das im Arm gehalten werden, genoss ich besonders. Mein Ex hatte das fast nie getan. Nur 2 Mal in 3 Jahren hatte er mich in den Arm genommen. Er wollte zwar kuscheln, doch war es immer an mir, ihn zu umarmen. Ich hatte mich damals so danach gesehnt und es so selten bekommen. Aksel wiederum gab von sich aus. Und das war ein total schönes Gefühl. Er ließ mich nicht warten und betteln. Er nahm mich einfach in den Arm.
Nach 3 Wochen in Kanada erhielten wir die Hiobsbotschaft. Die Produktionsfirma hatte das Geld aufgetrieben und die Dreharbeiten konnten weiter gehen. Drehbeginn war für den übernächsten Tag angesetzt, das bedeutete wir mussten mehr oder weniger sofort aufbrechen. Eigentlich war das ja eine tolle Nachricht, doch so empfand ich es keineswegs. Ich hätte liebend gern auf jedes Geld verzichtet, wenn wir nur hätten hierbleiben können. Andererseits wollte ich mein Drehbuch, umgesetzt auf der Leinwand sehen. Also verabschiedeten wir uns schweren Herzens von unserer Zuflucht und brachen Richtung L.A. auf.
„Falls du dich mal verstecken und deine Ruhe haben willst, kannst du gerne jederzeit hier her kommen. Sollte ich nicht in der Nähe sein, hat Jimmy den Reserveschlüssel. Ich habe ihm gesagt, dass du hier jederzeit ein gern gesehner Gast bist.“
„Ach, das hast du bei unserem letzten Besuch in seinem Laden, mit ihm so verstohlen besprochen.“ Und ich hatte mich schon gewundert.
„Ja, ich habe ihm gesagt, dass dies nun auch deine Zuflucht ist, wenn du willst.“ Meine Zuflucht. Das klang gut. Natürlich würde ich das Angebot nie annehmen. Was sollte ich hier, ohne ihn. Okay wandern. Aber das kann ich auch zu Hause. Dafür musste ich nicht nach Kanada flüchten. Mit ihm würde ich allerdings jederzeit gerne zurück kommen. Doch wie groß standen dafür wohl die Chancen?
Die Rückkehr am Set fühlte sich komisch an. Aksel und ich hatten beschlossen den anderen von unserer Beziehung nichts zu erzählen. Von unserer Beziehung! Als wir am Abend zuvor darüber gesprochen hatten, hatte Aksel das was wir hatten, als Beziehung bezeichnet. Und als er das tat, musste ich schlucken. Ich hatte eine Beziehung mit Aksel Jostos. Wann war mein Leben eigentlich so surreal geworden? Da ich diese noch recht neue Beziehung, die ja auch ein baldiges Ablaufdatum hatte, schützen wollte, bat ich ihn, das was wir hatten geheim zu halten. Doch retour am Set, war ich mir nicht mehr sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Die Menschen merkten, dass sich etwas verändert hatte, doch wir taten so als sei es nicht so. Camilla konnten wir natürlich nicht täuschen. Sie hatte zu viel Zeit mit uns zusammen verbrachten, sie merkte sofort, dass sich etwas zwischen uns verändert hatte. Ich weiß nicht woran sie es gemerkt hatte, einem Blick, einer Geste,…. Am 2. Tag umarmte sie mich auf jeden Fall und flüsterte mir etwas ins Ohr.
„Ich freue mich so für euch. Ich hatte gehofft, dass ihr beide merkt, wie sehr ihr euch mögt, bevor sich eure Wege wieder trennen. Keine Angst, ich kann den Mund halten.“ Und das tat sie. Nichts drang nach außen.
Da wir nun unser kleines Geheimnis vor der Welt verbargen, wurde der Sex noch aufregender. Es war als würden wir etwas Verbotenes tun. Aksel wollte ursprünglich die Medien informieren. Wollte in aller Öffentlichkeit zu mir stehen. Etwas was ich mir in den vergangenen Beziehungen oft gewünscht und nie bekommen hatte. Doch hier war ich diejenige die ein Geheimnis daraus machte. Doch ich hatte Angst, dass die Flucht vor Paparazzi, die wenige gemeinsame Zeit die wir hatten, verderben würde.
Ich schaffte es sehr lange, in Hollywood unbekannt zu bleiben. Erst als die Dreharbeiten fast beendet waren und die Marketingmaschine anlief, zerrte mich die Produktionsfirma ins Rampenlicht. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits 5 Monate in L.A. und seit 3 Monaten die Freundin von Aksel. Und bis zu meiner Abreise blieben nur noch 3 Wochen. In 4 Wochen würde ich wieder in meinem alten Beruf arbeiten. Als die Interviews begannen, befand ich mich also in einem sehr zwiespältigen Gefühlszustand. Einerseits war mein Buch bald verfilmt im Kino und wenn ich Glück hatte würde ich damit auch schön Kohle verdienen. Zum anderen rann mir die Zeit mit Aksel viel zu schnell durch die Finger. Ich freute mich auf meine Familie, doch ich wollte nicht mehr zurück in meinen alten Job. Ich war ziemlich fertig. Und gerade jetzt musste ich funktionieren. Sollte in die Kameras strahlen und den Film vermarkten. Und ich musste lügen. Etwas was ich noch nie gut konnte. Aber was hätte ich auf die Frage nach einem potentiellen Freund sagen sollen, außer dass ich keinen hätte. In ein paar Wochen wäre es auch keine Lüge mehr. Noch 3 Wochen dann musste ich ihn verlassen. Shit!
© Libellchen, 2014
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